Advent für Anfänger:Lebzelterin aus Passion

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Regina Fiegert aus Höhenkirchen-Siegertsbrunn backt jedes Jahr Lebkuchen. (Foto: Claus Schunk)

Die gelernte Konditorin Regina Fiegert backt jedes Jahr im Advent mit ihrer Schwester das süße Gebäck, um es an Freunde und Verwandte zu verschenken.

Von Daniela Bode, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Honiglebkuchen in Sternform, mit Kuvertüre überzogene Elisenlebkuchen - Advent ohne das süße Gebäck gibt es für Regina Fiegert nicht. Seit Ende der Sechzigerjahre zaubert die gelernte Konditorin Jahr für Jahr mit ihrer Schwester verschiedene Exemplare auf die Teller von Familie und Freunden. Neben vielen Plätzchensorten - zwischen 20 und 30 - wie die 70-Jährige aus Höhenkirchen-Siegertsbrunn erzählt.

Fiegert - sie ist die Mutter der jetzigen Inhaber der gleichnamigen Traditionsbäckerei mit Sitz in Ottobrunn - hat zehn Enkel und einen Urenkel. Da kommt das süße Gebäck natürlich gut an. Für den Nikolaustag hat sie bereits verschiedene Lebkuchen zubereitet, jetzt sind die Elisen dran - für sie die eigentlichen Lebkuchen. Diese dürfen laut Fiegert nur so heißen, wenn sie kein Mehl enthalten. In den Teig kommen bei ihr und ihrer Schwester also Zucker, Eier, Haselnüsse, Mandeln, Orangeat, Zitronat und eine Gewürzmischung, unter anderem mit Kardamon, Zimt und Nelken.

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"Die Masse streiche ich dann mit einem Buttermesser auf die Oblaten", sagt sie. Die Oblaten haben nur fünf Zentimeter Durchmesser, sind also eher klein. Sie und ihre Schwester halten sich da noch ein wenig an ein Credo der eigenen Mutter, mit der sie schon buken. "Sie hat gesagt, das Plätzchen muss so klein sein, dass es auf einmal in den Mund passt, weil sie die Brösel nicht will", erinnert sie sich. Wenn sie gebacken sind, überzieht Fiegert die süßen Teile mit dunkler Kuvertüre oder mit gekochter Zuckerglasur. Manchmal probieren sie und ihre Schwester auch neue Rezepte aus, mit Roter Beete zum Beispiel. "Die nehmen wir auch in unser dauerhaftes Sortiment auf", sagt sie. Weil sie so gut schmecken.

Lebkuchen haben eine lange Geschichte. Schon die alten Ägypter kannten kleine gewürzte Honigfladen als Grabbeigabe. Im Mittelalter stellten vor allem Mönche Honigkuchen her und verkauften sie in klösterlichen Apotheken, weil sie als heilsam galten. Es bildete sich ein eigener Berufszweig der Lebzelter, die sich auf das Verarbeiten von Imkereiprodukten verstanden und auf Lebkuchenbacken spezialisierte Bäcker waren. Mit Weihnachten hatten Lebkuchen ursprünglich nichts zu tun, das kam angeblich erst durch eine Notlage. Weil während des Dreißigjährigen Krieges zwischen 1618 und 1648 die teils exotischen Gewürze knapp wurden, gab es das süße Gebäck nur noch zu besonderen Anlässen wie eben Weihnachten.

Bis dahin werden Fiegert und ihre Schwester noch öfter in der Küche werkeln. Das tun sie oft bis Mitternacht. Die Schwester bereitet die Teige zu, Fiegert streicht die Masse auf die Oblaten und backt sie. Auch bei all den Plätzchen von Husarenkrapferl bis Pfeffernüssen ist sie für die Zubereitung zuständig. "Das geht mir wahrscheinlich leichter von der Hand, weil ich es gelernt habe", sagt sie. 80 bis 90 Elisenlebkuchen werden die beiden bis Weihnachten gebacken haben. "Wir müssen uns sputen, wir wollen bis dritten Advent fertig sein", sagt sie. Denn ungefähr eine Woche vor Weihnachten verschenken sie ihr Gebäck in Dosen an Freunde und Familie.

In dieser Kolumne erklären bis zum Heiligabend täglich Profis Bräuche und Traditionen der Advents- und Weihnachtszeit.

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