Feuerwehr Höhenkirchen:Früh übt sich

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Wasser marsch: Die Feuerwehr in Höhenkirchen beginnt schon bei Kindern mit der Brandschutzerziehung. (Foto: Claus Schunk)

In Höhenkirchen lernen bereits die Kleinen die Welt der Feuerwehr kennen. Die erste Kinderfeuerwehr im Landkreis wurde dort gegründet.

Von Marie Ludwig, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Puff! Das Wasser schießt in den Löschschlauch. Valentin umfasst ihn fest mit beiden Händen und stellt sich breitbeinig hin; den Blick unerbittlich auf eine imaginäre Feuerquelle gerichtet. Valentin ist zwar erst fünf Jahre alt und noch im Kindergarten, aber zusammen mit 74 anderen Kindern wird er heute alles rund ums Feuer und die Arbeit am Feuerwehrgerätehaus in Höhenkirchen kennenlernen.

Feuerwehrauto, Schutzkleidung und Löschzubehör - die Kinder dürfen alles anfassen, Fragen stellen und selbst mit anpacken. Organisiert wird die Brandschutzerziehung von Nikola Schwaiger. Sie ist Textilingenieurin und seitdem sie 16 ist ehrenamtlich in der Feuerwehr aktiv. Inzwischen ist sie Kommandantin der Feuerwehr Höhenkirchen und übernimmt die Brandschutzschulung immer noch gerne.

Überraschte "Boahs" sind zu hören, als das Blaulicht angeht

"Hat jemand von euren Eltern vielleicht so ein großes Auto?", fragt Schwaiger die Kinder und deutet auf den Mannschaftswagen. "Nein, aber mein Papa hat ein Cabrio", ruft ein Kind aus der Menge. Schwaiger lacht. "Aber das Cabrio kann bestimmt nicht das hier." Sie beugt sich in den Einsatzwagen, drückt einen Knopf und blaues Licht flackert durch die Feuerwehrhalle. Überraschte "Boahs" sind zu hören. Jetzt wollen auch alle die Sirenen hören, aber Schwaiger muss die Kinder enttäuschen: "Die dürfen wir wirklich nur im Notfall anmachen." Dafür können die Buben und Mädchen aus den drei Kindergärten Höhenkirchen-Siegertsbrunns - Arche Noah, Pfiffikus und Maria Geburt - aber an die Löschschläuche.

In Sekundenschnelle bläht sich der Schlauch zu einer dicken Wurst auf. Schwaiger hat heute nur einen kleinen Schlauch ausgesucht, damit die Kinder die Kontrolle nicht verlieren. Aber für Valentin ist die für einen Gartenschlauch angemessene Fontäne aufregend genug. Feuerwehrschlauch ist eben Feuerwehrschlauch. Während er unter höchster Konzentration löscht, balancieren Leni und Leonie lieber auf dem Löschschlauch herum. "Wir werden mal Tänzerinnen", sagen die beiden. Auch Kindergärtnerin Hannelore Windisch weiß, dass die Kinder heute andere Ideale haben: "Oft ist es eher die Winterprinzessin oder der Fußballstar - Feuerwehrmann weniger."

Nikola Schwaiger will Kinder früh für die Feuerwehr begeistern

Um den Kindern die Arbeit bei der Feuerwehr schmackhaft zu machen, hat sich Schwaiger etwas Besonderes einfallen lassen: Sie hat die erste Kinderfeuerwehr im Landkreis München ins Leben gerufen. An dieser können Kinder schon mit sechs Jahren teilnehmen - und die Warteliste ist lang. Schwaiger ist sich sicher, dass die frühe Bindung an die Feuerwehr wichtig ist. Zwar liegt das Durchschnittsalter in Höhenkirchen bei 29 Jahren; andere Feuerwehren klagen jedoch vermehrt über fehlenden Nachwuchs. "Viele Kinder haben mit zwölf Jahren - also dem Eintrittsalter für die Jugendfeuerwehr - bereits ein Hobby gefunden", weiß auch Schwaiger. Genau deshalb möchte sie Kinder früh für die Feuerwehr begeistern. Auch die Brandschutzerziehung gehört zu diesem Plan.

Doch nicht nur Kindergartenkinder können die Schulung in Anspruch nehmen. Auch Grundschulen, Asylunterkünfte und Altersheime lassen sich regelmäßig informieren. "Wir möchten dafür sorgen, dass die Leute wissen, wie sie im Brandfall reagieren müssen", erklärt Schwaiger. Vor allem kleine Kinder und alte Menschen hätten oft Angst vor dem Feuer und der Ausrüstung. Die Atemmaske macht zum Beispiel nicht nur gruselige Darth-Vader-Geräusche, sondern verdeckt auch noch das halbe Gesicht.

"Deshalb versuchen wir durch die Schulungen, Verständnis für die Arbeit der Feuerwehr zu schaffen." Und das gelingt auch: Alle Kinder wissen inzwischen, was sie beim Notruf und Feuer beachten müssen. Und beruflich? Valentin will eigentlich Polizist werden, aber das mit der Feuerwehr wird er sich noch mal überlegen.

© SZ vom 09.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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