Höhenkirchen-Siegertsbrunn:1000 Jahre - und keiner feiert mit

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Deckengemälde in Mariä Geburt. (Foto: lks)

Obwohl die erste urkundliche Erwähnung Höhenkirchens auf die Schenkung der Kirche Mariä Geburt um 1020 zurückgeht, wird die Gemeinde im kommenden Jahr voraussichtlich kein Jubiläum begehen.

Von Bernhard Lohr, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Mariä Geburt wird 2020 glänzen, wenn Höhenkirchens Katholiken die 1000-Jahr-Feier ihrer Pfarrkirche begehen. Noch im November sollen die Hüllen fallen, hinter denen das Gotteshaus frisch gestrichen und die Turmspitze neu vergoldet werden.

Die Vorbereitungen für die Jubiläumsfeier sind weit fortgeschritten, das Programm steht; doch die politische Gemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn hat kurz vor den Feierlichkeiten ihre Probleme mit dem Jubiläum. Dabei könnte sie selbst auch ihr Tausendjähriges feiern.

Eine im Schäftlarner Traditionskodex überlieferte Schenkungsurkunde bezeugt, dass der Freisinger Bischof Egilbert um das Jahr 1020 herum die Kirche dem Kloster Schäftlarn überließ. Eigentlich würde der Anlass der Schenkung nahelegen, dass Pfarrei und Gemeinde gemeinsam feiern. Denn mit Kirche wird auch der Ort Höhenkirchen namentlich erstmals in der Urkunde erwähnt. Diese wurde lange auf das Jahr 1020 datiert, nach wissenschaftlicher Überprüfung wurde sie auf die Zeitspanne zwischen 1005 und 1023 eingegrenzt. Wie auch immer: Bereits im Jahr 2003 hatte der Höhenkirchner Historiker und damalige Gemeinderat Florian Sepp den Antrag gestellt, sich auf die Feierlichkeiten vorzubereiten.

Die Pfarrkirche Mariä Geburt in Höhenkirchen macht sich hübsch fürs Jubiläum im kommenden Jahr. Der Rest der Gemeinde hält sich mit Vorbereitungen dagegen zurück. (Foto: Claus Schunk)

Daraus wurde nichts. Es war ja zunächst auch noch viel Zeit. Mit dem Näherrücken des Jahres 2020 kam das Thema jetzt wieder auf die Tagesordnung des Gemeinderats. Dort herrschte schnell Einigkeit, dass 2020 wegen der Kommunalwahl im März als Festjahr ausfällt. Doch mit den Planungen für eine Feier bis 2023 ist man bisher auch nicht recht weitergekommen. Um ein Festkomitee zu gründen, rief Bürgermeisterin Ursula Mayer (CSU) mehrmals öffentlich interessierte Bürger und Vereine auf, sich zu melden.

In der jüngsten Sitzung des Gemeinderats musste sie einräumen, dass sich lediglich fünf Personen gemeldet haben. Norbert Mayer von den Unabhängigen Bürgern im Gemeinderat meinte gar, die Gemeinde solle es bleiben lassen mit einer eigenen Feier. Die Kirche habe ein Festjahr für 2020 organisiert. Das reiche doch.

In der Tat hat Pfarrer Toni Wolf bereits ein fertiges Programm ausgearbeitet, das mit Vorträgen, Festzügen und Veranstaltungen, welche die Verbindung nach Freising und Schäftlarn herausstreichen, vieles aufgreift, was 2003 schon Gemeinderat Florian Sepp vorgeschlagen hatte. Wolf sagt: "Das kommt jetzt in Fahrt." So werden Gläubige und Interessierte für Sonntag, 3. November, 19 Uhr, zu Vorträgen über Marien- und Heiligendarstellungen in die Kirche eingeladen. Dort wird Wolf eine Darstellung an der Decke der Apsis hervorheben, die zeigt, wie ein Engel den Eltern Mariens, Anna und Joachim, mit Hilfe eines Spiegels die Geburt der Gottesmutter ankündigt. Der leuchtende, reine Spiegel als Anspielung auf das verbreitete Bild von Maria als der "Unbefleckten".

Archäologisch und kunstgeschichtlich erforscht

Das Festjahr soll den Höhenkirchnern ihre Kirche Mariä Geburt näher bringen, deren Baugeschichte als eine der wenigen Dorfkirchen der Region archäologisch und kunstgeschichtlich erforscht ist. Bei Ausgrabungen in den Jahren 1963/64 legte man Reste einer romanischen Kirche frei, deren Langhausmauern heute noch die Wände des Kirchenschiffs bilden. Auch wurde Florian Sepp zufolge ein hölzerner Vorgängerbau nachgewiesen. Laut Pfarrer Wolf sind in der später gotisch überbauten Kirche an einigen Stellen Reste romanischer Fresken erhalten. Eine besondere Bedeutung kommt nach Angaben Wolfs den 400 bis 5o0 Jahre alten Grabstätten der früheren Eigentümer des Schlosses in Höhenkirchen zu, das neben der Kirche stand. Heute befindet sich das Schuhhaus Gaar in dessen Mauern.

Eine breitere Schau auf 1000 Jahre Mariä Geburt und 1000 Jahre Höhenkirchen, um das historische Bewusstsein und das Gemeinschaftsgefühl im Ort zu stärken, wie es sich der Historiker Florian Sepp gewünscht hatte, ist hingegen vorerst nicht geplant. Wie eng Kirche und Gemeinde dabei zusammengehören, zeigte sich erst kürzlich im Gemeinderat, als ein Antrag von Pfarrer Wolf behandelt wurde, der für die Sanierung der Kirchturmuhr um einen Zuschuss in Höhe von 2500 Euro bat.

Darüber entspann sich im Gemeinderat eine Diskussion über Grundsätzliches, denn mindestens das Uhrwerk der Turmuhr gehört der politischen Gemeinde, wie Bürgermeisterin Mayer festgehalten wissen wollte. Die Uhr sei auf Betreiben der Gemeinde installiert worden, weil ein öffentliches Interesse daran bestanden habe, dass die Menschen im Ort auf die Uhr schauen können. Hans Loidl (CSU) fand das nur folgerichtig: "Es schauen ja die Gottlosen und Evangelischen auch auf diese Uhr."

Mayer fand es jedenfalls etwas merkwürdig, dass Pfarrer Wolf erst die Uhr selbst sanieren lasse, obwohl diese der Gemeinde gehöre, und diese anschließend um einen Zuschuss bitte. Am Ende stimmten aber alle Gemeinderäte der Finanzspritze zu und stockten diese sogar auf 5000 Euro auf. Manfred Eberhard (UB) fand das angemessen: "Die nächsten 1000 Jahre ist dann wieder Ruhe."

© SZ vom 07.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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