Vereinsleben:Hundert Jahre und ein bisschen müde

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Das Kriegerdenkmal in Höhenkirchen ist wie der Verein während der Pandemie 100 Jahre alt geworden. (Foto: Angelika Bardehle)

Die Krieger- und Soldatenkameradschaft Höhenkirchen sucht bisher vergeblich nach einem neuen Vorsitzenden. Dabei gäbe es eigentlich Grund zum Feiern.

Von Patrik Stäbler, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Stets am Dreikönigstag trifft sich die Krieger- und Soldatenkameradschaft Höhenkirchen zur Jahreshauptversammlung - eigentlich. An diesem Freitag jedoch werden die Veteranen daheimbleiben; das Treffen wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Der Grund: Der 1921 gegründete Traditionsverein braucht einen neuen Vorsitzenden, hat jedoch noch keinen Kandidaten. "Und zur Sitzung einzuladen, ohne zumindest Vorschläge den Mitgliedern unterbreiten zu können, macht aus Sicht der Vorstandschaft keinen Sinn", heißt es in einer Mitteilung.

Zumindest Fritz Schatz gibt sich jedoch zuversichtlich, dass die Krieger- und Soldatenkameradschaft demnächst eine neue Führung wird wählen können. "Ich habe da einen Kandidaten im Auge, den ich aber noch etwas überzeugen muss", sagt der amtierende Vorsitzende. Er selbst will nach mehr als 20 Jahren im Vorstand kürzertreten und nicht mehr in der ersten Reihe stehen. "Mir fehlt inzwischen der nötige Drive", erklärt Schatz. "Außerdem will ich nicht mehr immer zur Stelle sein müssen." Schließlich bleibt in einem Verein, in dem sich nur noch wenige ehrenamtlich engagieren, vieles am Vorsitzenden hängen. "An Weihnachten haben wir zum Beispiel Päckchen für alle Mitglieder gepackt, die ich dann ausgefahren habe", erzählt der 72-Jährige. "Da war ich drei Tage unterwegs."

Dass die schwierige Suche nach einem neuen Vorsitzenden den Traditionsverein in seiner Existenz bedrohen könnte, fürchtet Schatz jedoch nicht. Dabei hat auch die Krieger- und Soldatenkameradschaft Höhenkirchen mit den gleichen Problemen zu kämpfen, die viele der circa 30 Kriegervereine im Landkreis umtreiben - allen voran das hohe Alter ihrer Mitglieder sowie fehlender Nachwuchs. In der Folge haben sich viele Gruppierungen für Ungediente und Frauen geöffnet, so auch die Krieger- und Soldatenkameradschaft Höhenkirchen. Dort spielte Fritz Schatz zwischenzeitlich sogar mit dem Gedanken, den Namen des Traditionsvereins zu ändern, um weniger martialisch zu klingen und so womöglich neue Mitglieder anzuziehen. Doch diese Idee habe er letztlich wieder verworfen, erzählt der Noch-Vorsitzende und lacht. "Sonst hätten mich die Altvorderen gelyncht."

Besonders zu schaffen machte der Krieger- und Soldatenkameradschaft Höhenkirchen zuletzt auch die Pandemie. Sie brachte nicht nur das Vereinsleben zum Erliegen, sondern durchkreuzte auch die Pläne für ein großes Jubiläumsfest zum 100. Geburtstag des Vereins und des örtlichen Kriegerdenkmals. Mittlerweile aber habe man wieder Veranstaltungen organisiert, berichtet Fritz Schatz. So lud der Verein im Vorjahr zu einem Frühschoppen am Vatertag und zum traditionellen Weihnachtsblasen an Heiligabend ein. Und sogar die Altersstruktur der circa 75 Mitglieder konnte etwas verjüngt werden - dank mehrerer Neumitglieder aus dem örtlichen Burschenverein. Nicht zuletzt in sie setzt der Vorsitzende seine Hoffnung, wenn er an die Zukunft denkt. Und gerade in Zeiten, in denen in Europa wieder Krieg herrsche, sei ein Verein wie die Krieger- und Soldatenkameradschaft Höhenkirchen wichtiger denn je, findet Fritz Schatz - "als Mahnung für den Frieden".

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