Umweltschutz:So ist der Ofen nicht aus

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Etwas Gemütlicheres als ein flackerndes Feuer gibt es im Winter kaum. Doch diese Art der Heizung hat auch ihre Schattenseiten. (Foto: Thomas Trutschel/photothek.de via www.imago-images.de)

Wie man einen Kamin befeuert, ohne zu viel Dreck in die Luft zu blasen. Das Landratsamt München gibt Tipps und bietet sogar einen Ofenführerschein an.

Von Iris Hilberth, Landkreis München

Ganz so eisig wie noch Anfang Dezember ist es derzeit zwar nicht. Und doch gehört es für viele gerade an den freien Tagen um Weihnachten und Silvester dazu, zu Hause gut einzuheizen, um es sich gemütlich zu machen. Besonders beliebt sind für eine kuschlige Atmosphäre im Wohnzimmer Kaminöfen. Wenn es knistert und knackt, die Flammen hinter dem Glas tanzen und das Zuhause in ein ganz besonderes Licht tauchen - dann ist Wohlfühlzeit.

Wären da nicht der Feinstaub, das giftige Kohlenmonoxid und die klimaschädlichen Rußpartikel, könnte man sich ganz entspannt zurücklehnen und den Weihnachtsbraten im Sessel vor den Kamin verdauen. Ein solch heimeliges Ambiente, noch dazu erzeugt mit einem nachwachsenden Rohstoff, kann man aber auch umweltfreundlich schaffen. Darauf macht das Landratsamt München aufmerksam und veröffentlicht kurz vor dem Fest Tipps und Tricks für richtiges Heizen mit Holz. Man kann sogar an einem Online-Seminar teilnehmen und einen "Ofenführerschein" machen.

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Die Behörde verweist in einer Mitteilung auf die Verbraucherzentrale. Die hat sich intensiv mit der Umweltfreundlichkeit von sogenannten Einzelraumfeueranlagen befasst, also Kaminöfen, die ein Zimmer heizen. Sie stellt klar: "Wirklich umweltfreundlich ist ein Kaminofen nur mit einem Staubfilter sowie einer automatischen Verbrennungsluftzufuhr." Inzwischen gibt es Geräte, die mit dem Blauen Engel ausgezeichnet sind, da sie hohe Anforderungen bei den Abgasen einhalten. Mindestens aber müssen Kaminöfen den Grenzwerten der 1. Bundes-Immissionsschutz-Verordnung für Kohlendioxid (CO) und Staub entsprechen.

Als besonders problematisch bezeichnet die Verbraucherzentrale die entstehenden kleinsten Feinstaubpartikel. Sie haben eine Größe von weniger als 2,5 Mikrometer und machen 95 Prozent des Ausstoßes eines Kaminofens aus. Diese Mini-Teilchen dringen tief in die Lunge ein, sind sie noch kleiner, können sie sogar ins Blut übergehen. Größere Partikel lösen vor allem Entzündungen im Rachen und Schleimhautreizungen aus. Laut Verbraucherzentrale ist der Gesamtausstoß dieser Kleinstpartikel aus Holzfeuerungen privater Haushalte vergleichbar mit der Menge der Emissionen des gesamten Straßenverkehrs. Elf Millionen solcher Öfen gibt es laut Umweltbundesamt deutschlandweit im Gebäudebestand.

Beim Neukauf eines Kaminofens sollte man daher auf die Abgasreinigung achten. Alte Geräte können mit einem Staubabschneider oder Staubfilter nachgerüstet werden. Dadurch können bis zu über 90 Prozent der Emissionen vermieden werden. Die Anschaffungskosten liegen nach Angaben der Verbraucherzentrale bei etwa 1000 Euro plus Einbaukosten. Für einen Rußfilter muss man etwa 400 Euro investieren. Bei besonders alten Öfen, bei denen ein umweltfreundliches Abbrennverhalten nicht mehr realisierbar ist, verweist das Landratsamt auf eine Austauschpflicht. Darauf macht die Besitzer der Kaminkehrer aufmerksam.

Das Landratsamt appelliert an Ofennutzer, den Abbrand von Holzscheiten so zu steuern, dass möglichst geringe Mengen an Schadstoffen freigesetzt werden. Dazu sollten die Scheite nicht zu groß sein, gut gelagert und trocken.

Die Geschenkpapier-Haufen nach Weihnachten gehören natürlich auch nicht in den Ofen

Ein optimales Holzfeuer entstehe in der Regel mit geringen Mengen an Holz, vorausgesetzt es gibt ausreichend Platz im Brennraum und die Verbrennungsluft ist gewährleistet. Schwelendes Feuer resultiere in einem niedrigeren Wirkungsgrad und einer höheren Umweltbelastung pro erzeugter Wärmeeinheit. "Die Luftzufuhr sollte erst in der Glutphase, wenn sämtliche Holzscheite im Brennraum vollständig abgebrannt sind, stark reduziert werden", teilt die Behörde mit.

Wer nun meint, gerade nach dem Fest die riesigen Haufen an Papier, Pappe, Verpackungen, Plastik, Obst- und Gemüsereste einfach in den Ofen zu werfen und zu verbrennen, ist völlig auf dem Holzweg. Müll gehört nicht in den Kaminofen, genauso wenig wie behandelte Hölzer und Reste alter Holzmöbel. Bei ihrer Verbrennung entstünden besonders schädliche Abgase, warnt das Bundesumweltministerium. Und der ausrangierte Tannenbaum gehört nach dem Fest natürlich auch nicht in den Ofen.

Wer alles richtig machen will beim Heizen mit Holz, kann sich bei der "Ofenakademie" zu einer Online-Schulung mit 23 Lektionen über eine Dauer von 150 Minuten anmelden. Der Landkreis stellt ein begrenztes Kontingent an kostenlosen Zugängen zur Verfügung. Information unter www.landkreis-muenchen.de/richtig-heizen-mit-holz.

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