Heimatforscher:Das Gedächtnis Schleißheims

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Ortschronist Otto Bürger hält die Erinnerung an die Geschichte Oberschleißheims wach und vermittelt sie in vielen Führungen. An diesem Wochenende feiert er seinen 80. Geburtstag.

Von Sabine Wejsada, Oberschleißheim

Fragen zu Oberschleißheim und seiner Geschichte? Kann Otto Bürger alle beantworten. Und falls er einmal unsicher sein sollte, dann weiß der Schleißheimer Ortschronist, wo er nachschauen muss. Seit mehr als einem halben Jahrhundert hat Bürger dieses Amt inne.

In seinem Haus wohnt er nicht nur zusammen mit seiner Frau Rita, sondern mit Geschichten und der Geschichte seines Heimatorts. Am 11. Mai 1939 in München geboren, kam Otto Bürger schon in seiner ersten Lebenswoche nach Oberschleißheim, wie er sagt. An diesem Wochenende feiert der umtriebige Heimatforscher seinen 80. Geburtstag, am Samstag zusammen mit Frau, zwei Kindern und drei Enkeln und am Sonntag mit einer Vielzahl von Freunden.

Otto Bürgers Faible für die Historie Schleißheims begann in den Sechzigerjahren. In seinem Haus finden sich allein 300 Ansichten von Oberschleißheim, Kunstgegenstände, zahllose Bücher und Aufzeichnungen sowie Dokumentationen. Jedes noch so kleine Detail ist wichtig, Otto Bürger möchte alles verstehen und dokumentieren, alles genau verorten.

An die 30 Publikationen hat der Heimatforscher über Oberschleißheim geschrieben, bei weiteren mitgewirkt. Die Palette der Themen ist vielfältig: typisches Brauchtum in Schleißheim, Gasthäuser, die Schlösser und Schleißheim im Nationalsozialismus, um nur einige zu nennen.

Neben seiner Tätigkeit als Ortschronist veranstaltet er Führungen, etwa auf dem Flugplatz, in den Schlössern oder entlang der Kanäle. Zu Themen wie der Ortsentwicklung organisierte er Ausstellungen. Er baute ein virtuelles Heimatmuseum mit auf, seit 1992 ist er Vorsitzender des Kulturvereins "Freunde von Schleißheim".

Für seine Verdienste um die Erforschung der Ortsgeschichte und sein umfangreiches Engagement erhielt Bürger bereits 1988 den Kulturpreis der Gemeinde Oberschleißheim, 2009 kam die Bürgermedaille dazu - für deren Gestaltung freilich der Chronist zuständig war. Zudem wurde Bürger, der Beamter bei der Bundesbank war, mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik ausgezeichnet. Politisch aktiv war er nicht, "ich habe es immer mit der Kultur gehalten", sagt der Oberschleißheimer. Und darüber hinaus mit dem Tennisspielen. Eine weitere Passion.

Obwohl er den Fokus natürlich immer auf seine Heimatgemeinde legte, zog es Bürger zusammen mit seiner Frau hinaus in die weite Welt: Japan, China, Skandinavien, Marokko, Kalifornien, Kenia, die Liste der Länder ist lang. Und Bürger ist jemand, der sein Wissen gerne teilt - nicht nur in Büchern und Vorträgen, sondern auch als Reiseleiter. Erst im Februar war er im Auftrag eines großen Busunternehmens wieder in Frankreich unterwegs.

Gefragt nach seinem Lieblingsort in Oberschleißheim, muss Bürger nicht lange nachdenken: das Schloss Lustheim im Allgemeinen und die dort beheimatete einzigartige Sammlung von Meißner Porzellan im Speziellen. Sein liebster Platz im Haus? Der Schreibstich samt PC. Denn es gibt immer etwas zu recherchieren und zu schreiben. Um seinen Arbeitsplatz wird Bürger zumindest am Geburtstagswochenende einen Bogen machen.

Die vielen Karten und Glückwünsche, die ihn, der über die Grenzen seines Heimatorts bekannt ist, zum Achtzigsten erreichen dürften, kann Otto Bürger ja ein anderes Mal archivieren. Und dann für sich selbst zu einem persönlichen Büchlein zusammenfassen.

© SZ vom 11.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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