Haar:Verkehrsideen werden konkreter

Lesezeit: 2 min

Mit viel Rückendeckung der Bürger wollen Bürgermeisterin Müller und der Gemeinderat schon bald Maßnahmen ergreifen, um die Gemeinde zu entlasten

Von Bernhard Lohr, Haar

Auch wenn noch nichts beschlossen ist, so zeichnet sich doch immer deutlicher ab, dass zumindest einige konkrete Maßnahmen aus dem umfassenden Mobilitätskonzept in Haar schon bald realisiert werden könnten. Es dürften Verbesserungen für Fußgänger, Radfahrer sowie verkehrsberuhigte Bereiche an der Freibadstraße und in Gronsdorf umgesetzt werden. Die Bürger sprachen sich jedenfalls mit deutlicher Mehrheit in mehreren Beteiligungsrunden dafür aus. Das Rathaus hat im Vorgriff bereits zwei Machbarkeitsuntersuchungen zu zwei konkreten Punkten in Auftrag gegeben.

Was Verbesserungen im Haarer Straßenverkehr angeht, sind der Fantasie derzeit keine Grenzen gesetzt. Das ist zum einen dem Kommunalwahlkampf geschuldet, aber angesichts von verstopften Straßen auch der blanken Not. Die SPD und die CSU machen sich für eine Rückstufung der B 471 und den Bau einer Autobahnparallele stark, die Grünen wollen die Trambahn von Berg am Laim am liebsten bis Haar weiterführen und die FDP macht die Ringbahn um München zum Thema.

Relativ konkret sind bereits viele kleine Projekte innerorts, die im Mobilitätskonzept aufgelistet und von den Bürgern positiv bewertet werden. In einer Machbarkeitsstudie wird untersucht, welche Flächen am Bahnhof für den Aufbau eines Busbahnhofs benötigt werden, damit das Verkehrsdrehkreuz Haar ausgebaut werden kann. Eine weitere Studie prüft die Leistungsfähigkeit der Kreuzung Keferloher Straße/B304. Erkenntnisse daraus sollen bei der Beurteilung helfen, ob eine Straße zwischen Richard-Reitzner-Allee in Eglfing und der Keferloher Straße sinnvoll wäre. Eine solche könnte Entlastung für die Leibstraße bringen - viele Bürger sind der Meinung, diese Option solle in Betracht gezogen werden.

Die zwei großen Themen des Haarer Mobilitätskonzepts sind die Autobahnparallele als Ersatzstraße für die B471, deren Umsetzung aber noch vollkommen offen ist. Sollte das Mobilitätskonzept in Gänze beschlossen werden, dürfte die Umgestaltung der Leibstraße in einen verkehrsberuhigten Geschäftsbereich eines der ersten konkreten Projekte werden; wobei Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD), was die Ausgestaltung im Detail angeht, weitere Beteiligung von Bürgern und Geschäftsleuten angekündigt hat.

Für Fußgänger sind etliche Maßnahmen im Gespräch. Zum Beispiel: Der Geh- und Radweg in der nördlichen Leibstraße und an der B471 soll verbreitert, eine neue Gehwegverbindung zwischen Hubertusweg und Hans-Stießberger-Straße geschaffen werden. Um Querungshilfen geht es etwa am Rathaus in der Bahnhofstraße, in der Leonhard-Strell-Straße in Gronsdorf, in der Johann-Karg-Straße in Salmdorf sowie im Jagdfeldring am Schulzentrum. Insgesamt 58 Verbesserungsvorschläge sind für den Radverkehr aufgelistet, alle wurden von den Bürgern mit deutlicher Mehrheit befürwortet. Da geht es um die Ausweisung der Gronsdorfer Straße als Fahrradstraße, um neue und breitere Radwege sowie Schutzstreifen auf den Straßen. Einer könnte beispielsweise in der Unterführung in der Leibstraße kommen. Die Unterführung in der Keferloher Straße könnte mit einem Radweg in beide Richtungen auf der Westseite oder mit Schutzstreifen auf beiden Seiten der Fahrbahn sicherer für Radler gemacht werden. Die Meinungen in der Bürgerbeteiligung gingen da jedoch auseinander.

Sollten die Freibadstraße und die Kolonie Gronsdorf verkehrsberuhigt werden, wären dort auf den Fahrbahnen Fußgänger, Rad- und Autofahrer demnächst gleichberechtigt in Schrittgeschwindigkeit unterwegs. Eine große Zahl Bürger sprach sich auch dafür aus, angrenzend zur Freibadstraße die Waldluststraße in die Verkehrsberuhigung einzubeziehen. Favorisiert wurde aber, diese als Fahrradstraße zu widmen, wo höchstens Tempo 30 erlaubt ist. Grundsätzlich ist Thema, die Waldluststraße für Autofahrer unattraktiv zu machen, weil viele von der B471 zur B304 Richtung München abkürzen.

Im März könnte das Mobilitätskonzept dem Gemeinderat zum Beschluss vorgelegt werden. Eine Mehrheit dafür ist zu erwarten. Was dann wie und mit welchem Tempo umgesetzt wird, hängt wohl davon ab, wie die Kommunalwahl am 15. März ausgeht und wie dann die Mehrheitsverhältnisse im Gemeinderat sind. Sicher ist, dass im Zuge der Mobilitätswende die Gemeindewerke zwei weitere Elektroladestationen errichten: Im Jagdfeld nahe dem Gymnasium sowie an der Beethovenstraße nahe dem Supermarkt. Derweil stocken Überlegungen der Gemeinde zur Einrichtung von Minibuslinien, weil diese noch nicht in den Nahverkehrsplan des Landkreises aufgenommen wurden, dessen Novelle für den Herbst geplant ist. Die Gemeinde hofft weiter.

© SZ vom 29.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: