Grünwald:Parkplätze haben Priorität

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Unübersichtlich: Der Martkplatz in Grünwald soll überplant werden. (Foto: Claus Schunk)

Die Ortsmitte soll neu gestaltet werden. Der Vorschlag eines Planers, Autofahrern weniger Abstellmöglichkeiten zu bieten, fällt gnadenlos durch.

Von Michael Morosow, Grünwald

Die Neugestaltung von Ortszentren kommt nicht selten einer Quadratur des Kreises gleich. Schwierig vor allem ist es, viele Interessen unter einen Hut zu bringen, und nicht selten scheitern alle Versuche an der Weigerung von Grundstückseigner, Fläche dafür abzutreten. Oder am Widerstand ansässiger Einzelhändler, die Angst um ihre Umsätze haben, sollten Parkplätze dafür zurückgebaut werden. Genau dieses ist auch in Grünwald zu beobachten, wo die vor drei Jahren im Gemeinderat beschlossene Neugestaltung der Ortsmitte daher nicht voranschreiten will. Nun aber kommt wieder Bewegung in die Sache: In seiner Sitzung diese Woche hat der Gemeinderat mit 16 gegen neun Stimmen beschlossen, Machbarkeitsstudien von fünf Landschaftsarchitekten und Stadtplanern in Auftrag zu geben und damit einen Ideenwettbewerb zu starten. Knackpunkt sind insbesondere die Parkplätze, auf die der Einzelhandel laut Robert Zettel (CSU) nicht verzichten kann. "Wenn man keinen Parkplatz opfert, wird das nichts", sagte dagegen Bettina Schreyer (Grüne).

Wie ernst es die Rathausspitze mit dem Erhalt der Stellplätze nimmt, das musste zuletzt der Rosenheimer Landschaftsplaner Felix Finsterwalder erfahren, der im Auftrag der Gemeinde 2021 eine erste Machbarkeitsstudie fertigte, die freilich auf wenig Gegenliebe stieß. Der Landschaftsplaner habe von der Kommune Vorgaben bekommen, aber zum Beispiel die Grundstückssituation nicht beachtet und Parkplätze vor privaten Hauseinfahrten geplant, "und da sind wir immer ein bisschen aneinandergeraten", erklärt dazu Tobias Dietz, Hauptamtsleiter der Gemeinde. Schließlich sei der Landschaftsplaner abgesprungen.

Bürgermeister Jan Neusiedl beharrt darauf, einen Stadtplaner einzusetzen. Nun will man von fünf Büros Machbarkeitsstudien einholen

Möglicherweise wird er aber seine Arbeit fortsetzen, denn das Rosenheimer Büro wurde auf Vorschlag von Alexander Steininger und Reinhard Splettstößer (beide CSU) auf die Liste der Architekturbüros gesetzt, die Machbarkeitsstudien für die Gemeinde erstellen sollen, neben der Stadtplanung GmbH Dragomir, der Goergens Miklautz GmbH, den HMS-Stadtplanern und einem zweiten Landschaftsplanungsbüro, dem Studio Vulkan. Es sei wichtig, dass Stadtplaner eingesetzt würden, sagte Bürgermeister Jan Neusiedl (CSU). Allen fünf Büros sollen nun sämtliche vom Gemeinderat gefassten Beschlüsse zur Ortsmitte mitgeteilt werden, wobei die darin getroffenen Beschlüsse nicht in Stein gemeißelt sind, wie Neusiedl sagt. "So ganz habe ich noch keine Lösung im Kopf, aber wir müssen umsetzbare Vorschläge machen und die Sache nicht zu sehr verzögern", so der Rathauschef.

Was die Stadt- und Landschaftsplaner außerdem zur Vorlage bekommen, ist die am Mittwoch im Gemeinderat festgezurrte Definition der Grünwalder Ortsmitte, die sie gestalten sollen. Dazu gehören jetzt der Marktplatz sowie die Rathausstraße bis zur Dr.-Max-Straße. Ursprüngliche Überlegungen, auch den Derbolfinger Platz neu zu überplanen, wurden fallengelassen mit dem Argument, dass das ganze Rondell nicht im Gemeindebesitz ist. Ebenso von der To-do-Liste gestrichen wurde der Luitpoldweg, nachdem dieser erst kürzlich neu gestaltet worden war. Eine Bürgerbeteiligung ist zwar vorgesehen, aber erst dann, wenn die Vorschläge der fünf Planungsbüros vorliegen.

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