Grünwald:Hilfe für Nepal

Lesezeit: 2 min

Der ehemalige Leiter der Grünwalder Polizeiinspektion und sein damaliger Mitarbeiter Manfred Simon unterstützen Erdbebenopfer im Gebirgsdorf Tordi.

Von Claudia Wessel, Grünwald

Dass einige Erdbebenopfer in Nepal Hilfe aus Deutschland bekommen, verdanken sie quasi der Polizeiinspektion Grünwald. Nicht in der heutigen Personalzusammensetzung, sondern in der bis 2008. Denn die Kollegen, die damals zusammen arbeiteten, arbeiten heute immer noch zusammen. Ehrenamtlich als Helfer für Nepal. Genau genommen sind es der ehemalige Inspektionsleiter von 1993 bis 2008, Peter Fichtinger, und dessen damaliger Mitarbeiter Manfred Simon.

200 Höhenmeter mussten die Bewohner zurücklegen, um Wasser zu holen

Manfred Simon war der Erste, den das Nepal-Fieber erfasste. Er ging gerne zum Trekking und war daher oft in dem mit besonderen Bergen versehenen Land. Das machte andere neugierig, vor allem auch Peter Fichtinger. Als er 2008 in Ruhestand ging, hatte er ein Ziel: Nepal. 2009 war er dann zum ersten Mal dort, wagte sich auch auf "kleinere" Trekking-Touren, wie er sagt.

Schon damals half er den Einheimischen gemeinsam mit Manfred Simon: Sie bauten eine Wasserleitung in dem Gebirgsdorf Tordi, das in 1800 Meter Höhe auf einem Grat liegt. Denn dort mussten die Frauen immer 200 Höhenmeter nach unten gehen, um Wasser zu holen. Doch weiter oben gab es noch eine Quelle, die bis dahin nicht erschlossen war. Das holten die beiden deutschen Ex-Polizisten nach.

Durch seine Trekking-Touren, die mit einheimischen Führern gemacht werden, hatte Manfred Simon längst Freunde gewonnen, vor allem Rambahadur Gurung, genannt "Ramkasi", und Jitbahadur Gurung, genannt "Jit". In dem Gebiet von Tordi heißen alles Gurung, denn das ist der Stamm, zu dem sie gehören, erklärt Fichtinger. Bei den beiden und ihren Familien können die beiden Besucher immer wohnen, in einem kleinen Anbau, den sie "Hobbithaus" getauft haben.

Nach dem Erdbeben im Mai waren die Grünwalder sofort alarmiert

Simon spricht inzwischen sehr gut Nepalesisch, erzählt Fichtinger beim Treffen im Café. Simon übersetzt dann für beide. Er lebt inzwischen viele Monate im Jahr in der Stadt Pokara, die etwa 100 Kilometer von Tordi entfernt liegt, so Fichtinger.

Als im Mai vom Erdbeben in Nepal berichtet wurde, waren Simon und Fichtinger natürlich sofort alarmiert. Und sie hatten leider recht: "Ihr" Dorf Tordi war stark betroffen davon, doch glücklicherweise gab es nur wenige Todesopfer, die Freunde leben alle noch. Denn Glück im Unglück war, dass das Erdbeben an einem Samstag Mittag stattfand, sagt Fichtinger. Und Samstag sei dort so wie hier der Sonntag - es war fast niemand zu Hause in den Häusern, sondern so gut wie alle waren unterwegs.

Trotzdem: In Tordi ist von all den hübschen Häusern fast nichts mehr erhalten. Die Schule ist nur noch ein Steinhaufen, die hübsche Terrasse von Jit ist nicht mehr da, das kleine Krankenhaus, ein Kraftwerk und die einst von Simon und Fichtinger gebaute Wasserleitung sind zerstört worden.

60 000 Euro brachten Fichtinger und Simon nach Nepal

Doch dank der Hilfe von Freunden und Bekannten in Deutschland konnten Simon und Fichtinger mit 60 000 Euro nach Nepal reisen. Beziehungsweise, das Geld wurde in Schüben hingebracht, denn man darf nur 10 000 Dollar einführen. Inzwischen aber ist alles vor Ort und wird von den Einheimischen selbst verwaltet und für den langsamen Wiederaufbau verwendet.

Der kann allerdings noch eine ganze Zeit in Anspruch nehmen, denn aufgrund einer Grenzblockade mit Indien ist die Einfuhr von Material schwierig. Dennoch sind die Helfer froh, dass es vorangeht. Und Fichtinger ist gespannt, wie es in dem Dorf aussieht, wenn er voraussichtlich im September wieder hinfliegt.

© SZ vom 21.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: