Geschäftsidee:Briefe an ein älteres Ich

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Markus Madlener hat die Firma vor neun Jahren in Gräfelfing gegründet und verlegt den Firmensitz gerade nach Grünwald. (Foto: Claus Schunk)

Die Firma "Zeitbote" lagert Post ein, die erst Jahre später verschickt werden soll. Rund 10 000 Sendungen warten derzeit in Grünwald darauf, dass sie eingeworfen werden. In vielen Fällen ist der Absender auch der Adressat.

Von Hannah Küppers, Grünwald

Das neue Jahr ist erst einen Monat alt und die guten Vorsätze sind schon wieder vergessen? Gegen Erinnerungslücken hilft aufschreiben. Einkaufszettel, To-do-Listen - einmal niedergeschrieben, geht es von der Hand in den Verstand und ein schneller Blick auf den Zettel hilft gegen kurzzeitigen Gedächtnisverlust. Das muss nicht nur für alltägliche Erledigungen gelten; Tagebuchschreiber halten auch besonders schöne Erlebnisse, wichtige Gedanken oder unbeantwortete Fragen gerne schriftlich fest. Um sie nicht zu vergessen und vielleicht Jahre später einmal wieder das Heft aufzuschlagen und sich an den Tag zu erinnern.

"Man schreibt etwas auf, um es verbindlich zu machen", sagt Markus Madlener. Er hat vor neun Jahren das Unternehmen "Zeitbote" in Gräfelfing gegründet, um "Emotionen von heute in die Zukunft zu transportieren", wie er sagt. Briefe haben dabei für ihn eine ganz besondere Verbindlichkeit, viel mehr als zum Beispiel eine E-Mail. "Die werde ich in zwei bis fünf Jahren nicht mehr rauskramen. Aber ein handgeschriebener Brief ist etwas Besonderes, etwas Haptisches, man kann ihn anfassen", sagt er. Seine sogenannten Zeitkapseln sollen etwas vergegenwärtigen, das man vor Jahren gedacht hat.

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Zeitkapseln, die man bei Madlener bestellen kann, sind schwarze Briefboxen, die die Illustration eines Reiters mit einer Papyrusrolle in der Hand schmückt. Darin befinden sich Briefpapier, Stifte und ein Rücksendekuvert, in dem der geschriebene Brief anschließend wieder in Madleners Büro in Grünwald landet, wo der Firmensitz gerade hinverlegt wird. Ob der Brief dort ein drei, sieben, zehn oder mehr Jahre verweilt, kann der Absender selbst entscheiden. Am ausgewählten Datum geht Madlener zur Post und wirft den Umschlag an den gewünschten Empfänger in den Briefkasten. Ungefähr 20 bis 50 Briefe verlassen pro Woche sein Büro, sagt er.

"Etliche Briefe haben denselben Absender wie Empfänger", sagt Madlener. Vielleicht enthalten sie gute Vorsätze, Wünsche für die Zukunft, schöne Erinnerungen - über die Inhalte der rund 10 000 eingelagerten Briefe in seinem Büro kann der Unternehmer nur spekulieren. Manchmal transportieren die Umschläge auch Botschaften an die nachkommende Generation: Großeltern schreiben Briefe an ihre Enkel zum 18. Geburtstag zum Beispiel. Oft wird die Briefbox auch zum Geschenk für Liebespaare, die sich Nachrichten in die Zukunft ihrer Beziehung schreiben, erzählt Madlener. Den Brief, der derzeit am weitesten in die Zukunft reicht, soll er im Jahr 2042 verschicken.

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