Grünwald:Sorge vor einem Blackout

Lesezeit: 3 min

Heiß begehrt: Viele sind froh, ihre Wärmeversorgung durch die Grünwalder Geothermieanlage gesichert zu haben. Doch der Preis ist auch da ein Thema. (Foto: Claus Schunk)

Die Energiekrise ist das große Thema auf der Bürgerversammlung in Grünwald. Manche befürchten den Ausfall ihrer Alarmanlage.

Von Claudia Wessel, Grünwald

"Kann man das Thema Blackout vorziehen?" Diese Frage stellte einer der rund 150 Besucher der Grünwalder Bürgerversammlung, die am Donnerstagabend in der Aula des Gymnasiums stattfand. Zu dem Zeitpunkt hatte der Mann schon eine Weile Geduld gezeigt. Denn zunächst hatte Bürgermeister Jan Neusiedl (CSU) eine Dreiviertelstunde lang die Errungenschaften der Gemeinde aufgezählt. Immerhin waren die früher üblichen Programmpunkte wie der Bericht von Polizei und Feuerwehr aus der Tagesordnung gestrichen worden, diese waren bereits im Mitteilungsblatt Isaranzeiger veröffentlicht worden. Somit blieb ein wenig mehr Zeit für die Behandlung der vorliegenden 39 Anträge von Bürgern, die eingereicht worden waren.

Ohne Strom gibt es keine Videoüberwachung und keinen Alarm. (Foto: Boris Roessler/dpa)

Außer dem Interesse daran, wie sich die Gemeinde auf einen möglichen Blackout vorbereitet, gab es einige weitere Themen zur drohenden Energiekrise. In einem Antrag wurde gefordert, dass die Erdwärme Grünwald über die Preisentwicklung aufklären solle. Da deren Geschäftsführer Andreas Lederle nicht anwesend war, wurde eine wenig verständliche Mitteilung von ihm verlesen. Dass dies keine gute Antwort war, fiel offenbar auch Bürgermeister Jan Neusiedl auf. "Sie möchten wissen, was Sie zu zahlen haben", versuchte er zu übersetzen. Man werde sich im Gemeinderat auf jeden Fall noch einmal mit dem Thema befassen und eine konkretere Antwort verfassen, versprach er.

In einem zweiten Antrag zur Erdwärme wurde verlangt, den Gaspreis komplett von den Preisen der Geothermieversorgung zu entkoppeln. Das sei schwierig, teile Neusiedl mit, denn die Erdwärme habe auch ein mit Erdgas betriebenes Blockheizkraftwerk, das eigenen Strom für den Betrieb produziere. Man werde aber in Zukunft versuchen, eine andere Lösung zu finden. Auch mit diesem Anliegen werde sich der Gemeinderat befassen, sagte der Bürgermeister zu.

Widersprüchliches zur Windkraft

Sorgen um die Energieversorgung der Zukunft machten sich auch zwei Antragsteller, die sich mit Windkraft befassten. Beider Anliegen widersprachen sich allerdings total. Einer von ihnen war der Ansicht, dass Windkraftwerke nicht mehr zu vermeiden seien und dass sich Grünwald am besten gemeinsam mit Nachbargemeinden um mögliche Standorte bemühen müsse. Er schlug vor, dass Grünwald gemeinsam mit Straßlach-Dingharting und Dietramszell einen Standort außerhalb der Ortschaften suche. Er beantragte, eine Machbarkeitsstudie zu erstellen, was laut Neusiedl Thema im Gemeinderat werden soll.

Keine Windkraftwerke in und um Grünwald dagegen forderte der Kontrahent des Befürworters. Er teilte mit, dass aufgrund des im Juli vom Bundestag verabschiedeten "Wind an Land Gesetzes", das im Februar in Kraft treten wird, in und um München an die 400 Windkraftanlagen geplant seien. "Dafür werden Wälder gerodet werden", hatte er in seinem Schreiben, das verlesen wurde, formuliert. Auch seien Windkrafträder gesundheitsschädlich für Menschen und töteten massenweise Vögel.

Es gebe in Grünwald auf Gemeindegebiet ohnehin keine Möglichkeit, ein solches Kraftwerk zu erbauen, teilte Neusiedl mit.

Was tut Grünwald als Vorsorge gegen einen Blackout? Und was etwa tue die Gemeinde für die Bürger, deren Alarmanlagen bei Stromausfall nicht mehr funktionieren und die dann von Einbrechern heimgesucht werden könnten? Im Moment noch nichts, so die Antwort der Verwaltung. Das Landratsamt sei die zuständige Katastrophenschutzbehörde und man warte auf Anweisungen von dort. Ein weiterer Antrag, der als Begründung die steigenden Energiepreise nannte, war der auf Erhöhung des von der Gemeinde gewährten Kindergeldes, das im Moment 100 Euro pro Monat beträgt und jedem Kind von der Geburt bis zur Einschulung gewährt wird. Es solle auf 150 Euro erhöht werden, so der Vorschlag. Der Gemeinderat wird darüber sprechen.

Eine ganze Menge von Anträgen zu Tempo-30-Zonen und Schulwegsicherheit wurde in diesem Jahr zum wiederholten Male gestellt. In der Gabriel-von-Seidl-Straße hatten gar 134 Bürger für eine Tempo-30-Zone unterschrieben. Diese Themen wurden größtenteils in den Verwaltungsausschuss verwiesen.

Bürger hatten auch einige weitere Vorschläge für Neuerungen in der Gemeinde. Einer davon war, in einem gemeindlichen Gebäude einen kleinen Informationsraum für Bürger einzurichten, also ein kleines Museum über die Geschichte des Ortes. Leider seien alle Räume langfristig vermietet, so die Antwort der Gemeinde. Ein Bouleplatz dagegen, der auch von einem Bürger vorgeschlagen wurde, sei bereits realisiert: seit August gebe es diesen, hieß es, auf der Eierwiese beim Fitness-Parcours.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: