SZ-Serie: Fade Zeit:Bücher, Bach und Gebäck

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Klaus Stadler von der Literarischen Gesellschaft Gräfelfing. (Foto: privat)

Klaus Stadler von der Literarischen Gesellschaft Gräfelfing stöbert gern in seinen Regalen.

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Wenn es mal alles zu viel wird mit der ewig von Corona bestimmten Nachrichtenlage, das Wetter ungemütlich ist und es draußen schon dunkel wird, ist es für Klaus Stadler Zeit, "sich zu verlieren". Dafür genügen ihm ein gutes Buch, Musik und gerne auch ein Stück Dresdner Stollen zur Weihnachtszeit, wie er zugibt. "Sich zu verlieren" beginnt vor seinen Bücherregalen. Als ehemaliger Wissenschafts- und Sachbuchlektor beim Piper Verlag in München und in seiner Rolle als Vorsitzender der Literarischen Gesellschaft Gräfelfing kann er dem gedruckten Wort viel abgewinnen. Seine Regale sind gut bestückt und enthalten viele Werke, die er noch gar nicht gelesen hat. Er lädt ein, darin zu stöbern und dabei gleich auch noch das ein oder andere Weihnachtsgeschenk zu entdecken.

Momentan setzt er sich an Nachmittagen gerne mit Henri Quatre zusammen. Ein Heinrich-Mann-Abend, den die Literarische Gesellschaft im Oktober veranstaltete, hat ihn animiert, sich mit dem Werk Manns auseinanderzusetzen und dessen zweibändiges, gut 1600 Seiten dickes "Monstrum" über Heinrich IV, Henri Quatre, zu lesen. "Man denkt, man schafft es nicht", sagt Stadler. Es sei eine anspruchsvolle Lektüre, erfordere Geduld, aber "es füllt einen aus". Historische Umstände dieser Zeit schlägt er dann immer wieder in anderen Werken aus seinem Bücheregal nach: "Da vergeht viel Zeit."

Wenn Henri Quatre ihn genug beansprucht hat, liest er auch gerne vor. Aktuell hat er seiner Frau versprochen, ihr die Schachnovelle von Stefan Zweig vorzutragen - "ein toller Text" - und auch das gerade erschienene Buch des Schauspielers Edgar Selge wollen sie auf diese Weise gemeinsam erleben. "Das hat eine besondere Qualität, man kann gemeinsam über den Text reden." Auch die sieben Enkel werden mit Büchern ausgestattet. Gerade verschenkt er am liebsten das im August erschienene Bilderbuch "Herr Grau & Frieda Fröhlich" von der Gräfelfinger Kinderbuchautorin und Illustratorin Binette Schroeder. Darin gewinnt die bunte und fröhliche Frieda den grübelnden Zahlenmenschen Herrn Grau für sich. Ein Thema, das gut in die Zeit passt, wie er findet. Ein wenig Farbe kann das Leben gut vertragen.

Neben der Literatur darf Musik im Hause Stadler nicht fehlen, "Musik gehört für mich dazu." Das Oktett in F-Dur von Franz Schubert etwa, ein populäres Kammermusikstück, sei "fast Unterhaltungsmusik". Da könne er sich schon mal eine Stunde lang drin verlieren. Und in der Weihnachtszeit erklinge natürlich das Bach'sche Weihnachtsoratorium. Er selbst habe es selbst jahrzehntelang im Münchner Bachchor gesungen. Musik und Literatur sind seine Mittel, an Nachmittagen eine Zeitlang in einer anderen Welt zu verschwinden. Mit einem Stück Stollen auf dem Teller geht das noch besser.

Die stade Zeit ist dieses Jahr eine fade Zeit. Mit dieser Serie versucht die SZ, jeden Tag wenigstens ein bisschen Licht in den Advent zu bringen.

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