Kommunalfinanzen:100 Millionen Euro weniger tun Gräfelfing nicht weh

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Die Gemeinde gleicht den erwarteten Gewerbesteuerausfall aus den Rücklagen aus.

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Es ist ein Haushalt mit besonderer Note, den der Gräfelfinger Gemeinderat am Dienstag in seiner letzten Sitzung in diesem Jahr verabschiedet hat. Die Einnahmen im Verwaltungshaushalt können im kommenden Jahr nicht die Ausgaben decken, ein beherzter Griff in die Rücklagen ist nötig. Das ist eine ungewohnte Situation für die Gräfelfinger, sind sie es doch gewohnt, dass die Geldströme in die andere Richtung fließen. Durch immense Einnahmen bei der Gewerbesteuer - auch in diesem Jahr wieder etwa 160 Millionen Euro - konnte stets ein Überschuss erwirtschaftet und die Rücklage gut gefüttert werden. Doch im Jahr 2023 erwartet die Gemeinde einen Einbruch bei den Gewerbesteuereinnahmen um mehr als 100 Millionen Euro.

Statt 160 Millionen Euro werden von 2023 an nur noch 54 Millionen Euro Gewerbesteuereinnahmen in die Gemeindekasse fließen. Das wurde bereits im vorberatenden Hauptausschuss vergangene Wochen bekanntgegeben. Interne Umstrukturierungen eines zahlungskräftigen Gräfelfinger Unternehmens seien der Grund dafür, hieß es. Die Gräfelfinger Gemeinderäte bleiben dennoch gelassen, den Haushalt 2023 mit einem Volumen von 146 Millionen Euro im Verwaltungshaushalt und 124 Millionen Euro im Vermögenshaushalt haben sie am Dienstag in weniger als einer halben Stunde ohne Debatten durchgewunken.

An den Investitionen wird nicht gerüttelt

Die deutlich geringeren Einnahmen bei der Gewerbesteuer, gestiegene Energiekosten - die Ansätze für Strom und Gas haben sich vervielfacht - sowie die Kreisumlage von 97 Millionen Euro im kommenden Jahr machen die Rücklagenentnahme nötig. Bei der Kreisumlage schlagen sich in den kommenden beiden Jahren die hohen Gewerbesteuereinnahmen der Vergangenheit nieder, die Kreisumlage wird immer auf der Basis der Zahlen von vor zwei Jahren berechnet. Ein Grund für die entspannte Haltung der Gräfelfinger ist der Rücklagenstand, der mit rund 320 Millionen Euro zum Jahresende eine mehr als komfortable Ausgangslage bildet, um die - für Gräfelfinger Verhältnisse - mauen kommenden Jahre auszugleichen. Zum Jahresende 2022 können sogar noch zehn Millionen Euro in die Rücklage geschoben werden.

Die Gemeinde müsse keine Grundstücke veräußern, betonte Kämmerin Tanja Dandl in der Sitzung. Stattdessen werden Grundstücke gekauft - geplant sind Ausgaben in Höhe von 13 Millionen Euro. Sämtliche geplante Investitionen in den Hochbau bleiben in einer Gesamthöhe von 28,5 Millionen im Haushalt stehen, dazu gehört unter anderem die Bürgerhausanierung, der Rathausanbau, die Campuserweiterung und der Bau der Turn- und Sporthalle. Von 2025 an wird schon wieder ein Überschuss auf der Einnahmenseite erwartet.

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