Haar:Eine Mauer von 17 Metern Höhe

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An der Stelle der bestehenden Lagerhallen sollen Gewerbeeinheiten entstehen, eventuell für Montage und auch Büros. (Foto: Sebastian Gabriel)

Der Gemeinderat befürwortet Pläne für einen Gewerbepark an der Peter-Henlein-Straße, die Firmen anlocken sollen. Über die Größe der Gebäude gibt es allerdings Diskussionen.

Von Bernhard Lohr, Haar

Haar braucht dringend Gewerbe und ist froh über jeden Cent an zusätzlicher Gewerbesteuer. Schon alleine deshalb haben Patrick Vogl und Christoph Pintsch hoffen dürfen, im Bauausschuss des Gemeinderats freundlich empfangen zu werden. Den beiden gehört eine relativ unattraktive Gewerbefläche an der Peter-Heinlein-Straße direkt hinter der Lärmschutzwand der Bahn. Aber sie liegt recht zentral. Der Bahnhof ist nur 200 oder 300 Meter entfernt, und so planen die beiden, die in Grünwald die PV Projektgesellschaft GmbH führen, das mit diversen Lagerhallen bestückte langgezogene Grundstück aufzuwerten. In einer Machbarkeitsstudie stellen sie auf knapp 16 000 Quadratmetern Geschossfläche flexibel nutzbare Gewerbe- und Montagehallen mit etwa 20 Prozent Büroanteil vor. Bis zu 17 Meter wollen sie in die Höhe gehen, was nicht allen in Haar gefällt.

Dennoch war der Tenor zunächst mal wohlwollend. Sogar Katharina Dworzak (SPD), die in dem an die Peter-Henlein-Straße gegenüber der Bahntrasse angrenzenden Wohngebiet mit Einfamilienhäusern lebt, zeigte sich aufgeschlossen für die Pläne. Diese seien "durchaus begrüßenswert", sagte sie, wobei sie einschränkte, dass das Ganze aus ihrer Sicht natürlich nicht gleich so hoch werden müsste. 13 Meter reichten auch, der von den Eigentümern und Investoren versprochene Lärmschutz von Seiten der Bahntrasse wäre dadurch auch noch gegeben.

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Peter Paul Gantzer (SPD) bekräftigte, fast schon an den berühmten Satz des DDR-Staatsratsvorsitzenden Walter Ulbrich aus dem Jahr 1961 erinnernd: "Sie bauen eine Mauer." Das drohe die Lebensqualität der Menschen auf der anderen Straßenseite zu beeinträchtigen. So wie Dworzak mahnte Gantzer an, dass auch noch über den zusätzlichen Verkehr zu reden sei.

Dennoch fand das Vorhaben besonders bei der CSU Gefallen, deren Fraktionschef Dietrich Keymer selbst eine 17 Meter hohe Gewerbehalle für "diskussionswürdig" hält, mit abgestuften Baukörpern, drei bis vier Geschossen und bis zu 100 Meter Länge. Ganz im Westen, wo die Peter-Henlein-Straße in die Gronsdorfer Straße mündet, soll laut unverbindlicher Studie nach Vorstellung der Eigentümer und Investoren ein 24 Meter hohes Haus als "Eingangs- und Solitärgebäude" stehen. Zentral in der Peter-Henlein-Straße ist an ein Parkhaus für 155 Fahrzeuge gedacht. Die Investoren sprachen von begrünten Fassaden, von Erdwärme-Heizung und Photovoltaik auf dem Dach. Das Konzept stammt vom Münchner Architekturbüro Binnberg und lehnt sich den Planern zufolge an das in Ismaning entwickelte Konzept für den Gewerbepark Am Lenzenfleck mit gut 11 000 Quadratmetern Geschossfläche an.

Paletten über Paletten: Bisher dominiert den Gewerbestandort Lagerhaltung. (Foto: Sebastian Gabriel)

Als großen Pluspunkt notierten sich die Gemeinderäte, dass die Investoren und Planer Markus Seifert die Zufahrt zu der Gewerbeeinheit auf die Seite der Lärmschutzwand der Bahn verlegen wollen. Die Pkw der Mitarbeiter und die Lkw sollen hinter der mehr als zehn Meter hohen Hallenwand verkehren, die zudem auch als Abschirmung zum Bahnverkehr dienen soll. Einen Vergleich zieht das Rathaus zur hohen Bebauung mit Lärmschutzwirkung am Gronsdorfer Bahnhof, wo auch dahinter liegende Wohnviertel profitierten.

Dazu wurde mit großer Aufmerksamkeit aufgenommen, dass Planer Seifert für den Gewerbepark Am Lenzenfleck in Ismaning von einer zügigen Belegung durch Firmen berichtet. Die Nachfrage sei gegeben, für solche Montage- oder Showroom-Flächen mit mäßigem Büroanteil. Patrick Vogl verwies noch auf gute Kontakte in die Wirtschaft und ein "großes Maklernetz". Nur Traudl Vater (SPD) lehnte es ab, als nächsten Schritt einen städtebaulichen Vertrag mit den Investoren abzuschließen, um die Ausarbeitung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans vorzubereiten. In diesem folgenden Verfahren soll alles genauer beraten werden. Ein Gestaltungsbeirat wird den Prozess begleiten.

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