Gedenken:Freiheit, die sie meinten

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Die Mitglieder der "Weißen Rose" sind in den kommenden Monaten Thema von Vorträgen und Gedenkfeiern

Von Jorid Engler, München

Als Hans und Sophie Scholl zusammen mit ihrem Freund Christoph Probst am 22. Februar 1943 vor Gericht standen, konnten sie kein faires Urteil erwarten. Hitlers berüchtigter Volksgerichtshof kannte keine gerechte, sondern nur eine politisch motivierte Rechtsprechung. Die Zeugen wurden nicht gehört. Vier Stunden nach Prozessende wurde das Todesurteil an den Mitgliedern der Münchner Widerstandsgruppe "Die Weiße Rose" vollstreckt. Um die Justiz in der NS-Diktatur am Beispiel der Prozesse gegen die Mitglieder der Weißen Rosen geht es im Vortrag des Bundesverfassungsrichters Peter Müller und des Zeithistorikers Jürgen Zarusky am Donnerstag, 19. April, um 18 Uhr im Justizpalast, Prielmayerstraße 7.

Sophie Scholl war für Biologie und Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität eingeschrieben. Der Freundeskreis um die beiden Geschwister besuchte die Vorlesungen des Philosophie-Professors Kurt Huber, der die Verantwortung der Intellektuellen für die Gesellschaft problematisierte. Huber schloss sich seinen Studenten 1942 in ihrem Widerstand an. Studenten der LMU erinnern nun an ihre Kommilitonen von 1943 in einer Gedenkfeier am Donnerstag, 22. Februar, in der Justizvollzugsanstalt Stadelheim, Stadelheimer Straße 12. Simon Böhm, Kamo al Issa und Teresa Morris reden unter dem Stichwort "Und ihr Geist lebt weiter" darüber, was es für sie bedeutet, an derselben Universität wie die studentischen Mitglieder der Weißen Rose zu studieren. Treff ist am Haupteingang um 15.15 Uhr. Anmeldung bei Maria Möst unter E-Mail moest@khgleo11.de oder bei Friedemann Steck unter steck@esg.uni-muenchen.

Hans Scholl war bei seiner Hinrichtung erst 23 Jahre alt und hatte doch schon viel gesehen. Er kannte die anatomischen Zeichnungen aus dem Medizinstudium und die blutige Realität an der Front. Er war Mitglied bei der Hitler-Jugend und las verbotene Schriftsteller. Robert Zoske stellt am Mittwoch, 28. Februar, 19 Uhr im Hörsaal A 125 im Hauptgebäude der Ludwig-Maximilians-Universität, Geschwister-Scholl-Platz 1, die Biografie "Flamme sein! Hans Scholl und die Weiße Rose" vor.

Die Mitglieder der Weißen Rose waren christlich geprägt. Christoph Probst ließ sich noch kurz vor seiner Hinrichtung katholisch taufen. In der Forschung galt der Widerstand der Gruppe lange als christlich motiviert. Geschichtsprofessor Michael Kißener spricht am Mittwoch, 21. März, von 19 Uhr an in der Katholischen Akademie Bayern, Mandlstraße 23, über die Verschiebung der Deutungen des christlichen Hintergrunds der Weißen Rose. Die Jugendkirche greift bei ihrem Gedenken zum 75. Jahrestag der Verhaftungen der Mitglieder der Weißen Rose den Aspekt der Freiheit heraus. Jugendliche gestalten einen Gottesdienst am Sonntag, 15. April, um 18 Uhr in der Evangelischen Jugendkirche, Bad-Schachener-Straße 28, zum Thema Freiheit im Glauben.

Über weitere Veranstaltungen zum Gedenken an die Weiße Rose kann man sich informieren unter www.75jahreweisserose.de.

© SZ vom 21.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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