Klimatag:Durchgangsstraße wird zur Flaniermeile

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In Pullach ist heuer die Schulstraße einen Vormittag für den Verkehr gesperrt worden, in Garching wird am kommenden Sonntag die Münchner Straße autofrei. (Foto: Sebastian Gabriel)

Am 24. September wird ein Teil der Münchner Straße in Garching für Autos gesperrt. ADFC und Bund Naturschutz haben lange dafür gekämpft - und hoffen, dass die Menschen daran Gefallen finden.

Von Luisa Wick, Garching

Die Straße für das Leben öffnen: Das sei das Ziel des Klimatags am Sonntag, 24. September, in Garching, sagt Leonard Burtscher von der Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC). Zwischen 11 und 17 Uhr wird die Münchner Straße zwischen den Gaststätten Neuwirt und Augustiner erstmals für Autos gesperrt. Ein Erfolg, über den sich Burtscher besonders freut. Gerade die Durchfahrtsstraße sei ein Alptraum für Radfahrer. Nun könnten die Garchinger erleben, wie das Ortszentrum ohne Autos aussehen könnte.

Der Weg dahin sei jedoch alles andere als einfach gewesen. "Der Sachbearbeiter des Landratsamts hat unseren Antrag erst mal abgelehnt", erzählt Burtscher. Somit sei der ursprüngliche Plan, am 18. Juni an der bundesweiten verkehrspolitischen Aktion "Mobil ohne Auto" teilzunehmen, ins Wasser gefallen, ergänzt Simone Schmidt vom örtlichen Bund Naturschutz (BN), der den Klimatag gemeinsam mit dem ADFC organisiert.

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Schließlich hätten sie über den Landrat doch die Prüfung ihres Antrags erwirken können, sagt Burtscher. Daraufhin seien alle zuständigen Behörden gefragt worden. Darunter fielen die Stadt Garching, die Polizei, das staatliche Bauamt Freising und die Autobahn GmbH. Alle diese Stellen hätten schließlich grünes Licht gegeben. Allerdings sehr kurzfristig: "Die Genehmigung erreichte uns vor einer Woche", sagt Schmidt und lacht. Es sei alles "Spitz auf Kopf" gestanden. Zum Glück seien die Ideen und Pläne vom Juni noch in der Schublade gelegen.

Die Initiative für den autofreien Tag sei von den Kindern der Jugendorganisation des BN gekommen, sagt Schmidt. Sie hätten sich gewünscht, einen Tag unbesorgt auf der Straße spielen zu können. Dieser Wunsch wird ihnen nun erfüllt. Die Besucher erwartet ein buntes Programm. Laut Schmidt können sie an allerlei Ständen ihr Wissen rund um Klimawandel, Verkehrswende, Artenvielfalt und Naturgärten erweitern. Es werde Vorträge zu Bienen und Wespen geben und ein Vorlesetheater für die Kinder. Der Kopf könne beim Yoga entspannen, Kaputtes beim Repair-Café instandgesetzt werden und auch der vom Straßenfest bekannte Tauschtisch sei wieder dabei. Besonders freut sich Schmidt über die Aktion des Behindertenbeirats, der neben einem Rollstuhlparcours den Besuchern die Schwierigkeiten eines blinden Menschen im Alltag nahebringen werde.

In den Niederlanden begann die Verkehrswende auch mit autofreien Sonntagen

Der ADFC baut laut Burtscher einen Fahrradparcours mit Wippen, Slalom und Balancetests auf, auf dem man sein Geschick beweisen kann. Wem das geeignete Gefährt noch fehlt, der wird eventuell beim Radlflohmarkt fündig. Außerdem bietet der ADFC eine Fahrradcodierung an, wodurch gestohlene Räder identifiziert werden können. Dafür nötig seien ein Ausweis sowie ein Kaufbeleg für das Rad. Außerdem gebe es ein Verkehrsquiz, das auch "eingefleischte Kenner und Kennerinnen des Straßenverkehrs ins Grübeln bringen wird", verspricht Burtscher.

Auch die lokalen Gastwirte wie der Gasthof Neuwirt seien eingebunden. "Wir haben allen Zettel in den Briefkasten gesteckt und sie informiert, dass sie am Klimatag mit mehr Kundschaft rechnen können", erzählt Burtscher. Schmidt weist darauf hin, dass die Bäckereien zugesagt hätten, auf ein regionales Angebot am Klimatag zu achten. Die Pizzeria "La Pergola" wolle in ihrem Foodtruck eine eigens kreierte Klimapizza anbieten, sagt Schmidt.

Musik soll es von der Schülerband "Expired Days" und der Samba-Gruppe der Musikhochschule geben. Wann die Bands genau spielen, sei vom Wetter abhängig, betont Schmidt, weil Sambatrommel und Schlagzeug sehr empfindlich für Feuchtigkeit seien. Bislang sieht der Wetterbericht für 24. September jedoch gut aus. Bei leichtem Niederschlag gebe es Buden zum Unterstellen, verspricht Schmidt. Nur bei strömendem Regen müsste der Klimatag abgesagt werden.

Burtscher sieht im Klimatag großes Potenzial. Im Fahrradland Niederlande habe die Verkehrswende schließlich auch mit autofreien Sonntagen begonnen. Fern von Ideologievorwürfen und Verboten könnten die Menschen einfach mal erleben, wie schön es sein kann, wenn Autos dem Leben weichen. Schmidt möchte den Menschen vor allem zeigen, was jeder im Kleinen tun kann, um seinen Alltag nachhaltiger zu gestalten.

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