Girls' Day:"Ich wünsche mir da mehr Mut"

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Girls' Day 2023 bei Cisco Systems mit Geschäftsführer Uwe Peter: Auch in diesem Jahr empfängt die Firma wieder hundert junge Frauen und Mädchen. (Foto: Cisco)

Die Garchinger Firma Cisco Systems will Frauen für Mint-Berufe begeistern. Jutta Gräfensteiner von der Geschäftsleitung appelliert dabei auch direkt an die Mädchen.

Interview von Thalia Bouchehrian, Garching

Warum sollten in der IT-Industrie nur Männer und in sozialen Berufen nur Frauen arbeiten? Der Girls' Day will jedes Jahr diese überholten Klischees aufbrechen und Schülerinnen ermutigen, sich in stereotypische "Männerberufe" zu wagen. An diesem Donnerstag öffnet auch Cisco Systems in Garching seine Türen für hundert Mädchen und junge Frauen im Alter von 14 bis 18 Jahren. Jutta Gräfensteiner von der Geschäftsleitung erklärt, warum es wichtig ist, Schülerinnen frühzeitig mit IT-Berufen vertraut zu machen.

SZ: Ihr Unternehmen beteiligt sich regelmäßig am Girls' Day. Was ist die Motivation?

Jutta Gräfensteiner: Unser Leitmotiv bei Cisco lautet "Powering an inclusive future for all". Wir legen als Unternehmen großen Wert darauf, insbesondere Frauen zu fördern, die in der IT-Branche bisher unterrepräsentiert sind. Der Girls' Day hilft den teilnehmenden Schülerinnen, Hemmnisse abzubauen und neue Berufsbilder kennenzulernen. Auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels spielt der Tag eine wichtige Rolle, denn er ermöglicht es, weibliche Talente frühzeitig für IT- und Mint-Berufe zu begeistern. Wir konnten in der Vergangenheit beobachten, dass Mädchen, die am Girls' Day teilgenommen haben, oft ein starkes Interesse an Praktika, Graduate-Programmen und schließlich auch an Ausbildungs- und Festanstellungsangeboten bei uns entwickelt haben.

Was bieten Sie den Mädchen am Girls' Day für ein Programm?

Wir bereiten jedes Jahr ein spannendes Programm vor, um den Einstieg in die IT greifbarer zu machen. Als besonderes Highlight haben wir in diesem Jahr den Mathematik-Influencer Daniel Jung eingeladen. Zusätzlich bieten wir den Mädchen die Möglichkeit, an verschiedenen Workshops zu Themen wie Cybersecurity und künstliche Intelligenz teilzunehmen. Eine beliebte Aktivität ist auch unsere Büro-Schnitzeljagd, bei der die Teilnehmerinnen verschiedene Berufsbilder kennenlernen können. Unser Ziel ist es, den Mädchen die Vielfalt der Jobprofile in der IT-Branche näherzubringen.

Jutta Gräfensteiner ist Mitglied der Geschäftsführung bei Cisco Deutschland. (Foto: Cisco)

Warum wird überhaupt noch zwischen "Männer-und Frauenberufen" unterschieden? Ist der Ausbildungsmarkt immer noch so geschlechterspezifisch angelegt?

Hier sprechen die Fakten leider für sich. Es gibt immer noch Berufe, die primär von Männern ausgeübt werden und Berufe, die primär von Frauen ausgeübt werden. Diese Situation hat viele Ursachen, darunter die Sozialisation und die Rollenbilder, mit denen junge Menschen heutzutage aufwachsen. Auch die schulische und universitäre Bildung spielt dabei eine große Rolle. Die entscheidende Frage ist, wie wir diese gesellschaftlichen und bildungsbedingten Vorurteile überwinden können. Ich denke, dass wir Frauen mehr darin stärken müssen, sich nicht von gesellschaftlichen Normen beeinflussen zu lassen, sodass sie frei entscheiden können, welchen Weg sie einschlagen möchten. Auch die Frauen, die sich für die IT-Branche begeistern können, verlieren wir oft auf halbem Wege wieder, weil sie im Zuge ihrer Familienplanung nur noch in Teilzeit arbeiten. Daher bin ich der festen Überzeugung, dass Unternehmen flexible Arbeitsmodelle einführen sollten, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie möglich zu machen.

Welche weiteren Maßnahmen können ergriffen werden, um stereotypische Berufsbilder aufzubrechen?

Klar ist es wichtig, Rahmenbedingungen zu schaffen, aber letztendlich liegt es an den Mädchen selbst. Ich wünsche mir da mehr Mut. Jedes einzelne Mädchen ist entscheidend, um Gleichberechtigung aktiv zu leben und zu gestalten.

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