Landkreis-Derby:In einer anderen Liga

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Ungleiches Duell: Unterhachings Jim-Patrick Müller (rechts) und Garchings Markus Baki. (Foto: Claus Schunk)

Tabellenführer Unterhaching untermauert seine Ausnahmestellung und lässt dem mutigen Aufsteiger Garching beim 8:1 keine Chance. 1325 Besucher werden Augenzeugen einer höchst einseitigen Demonstration.

Von Stefan Galler, Garching

Zur Halbzeit stand es 0:5, und die beißende Kälte im Stadion am See trug das Ihre dazu bei, dass sich die Sympathisanten des VfR Garching vermutlich größtenteils wünschten, sie hätten den Sonntagnachmittag mit Guglhupf und einer heißen Tasse Kaffee zu Hause auf dem Sofa verbracht. Wie gut, dass wenigstens der Stadionsprecher seinen Optimismus nicht verloren hatte: "Vielleicht schaffen wir noch ein Unentschieden", sagte er und erntete ein bisschen Gelächter. Die sehr vage Hoffnung sollte sich nicht erfüllen. Spitzenreiter SpVgg Unterhaching gewann das Schlagerspiel der Regionalliga Bayern sage und schreibe mit 8:1 Toren - und auch in dieser Höhe verdient.

VfR-Mittelfeldspieler Georg Ball, den sie in Garching "Giggs" nennen, näherte sich seiner Familie, die der Demütigung auf der Tribüne beigewohnt hatte. "Tut mir leid, dass ihr so was mitansehen musstet", sagte er mit gesenktem Kopf. Ein paar Augenblicke später versuchte sich dann Trainer Daniel Weber an einer Einordnung der Darbietung beider Mannschaften: "Ich bin traurig, dass wir nur bis zum ersten Gegentor Paroli bieten konnten", sagte er. "Ich wollte mich nicht hinten reinstellen, das war dann eben die Konsequenz." Sein Team hätte nach dem 0:3 "die Kurve nicht mehr bekommen", um den Laden dicht zu machen. "Wir wollten uns nicht abschießen lassen. Das ist uns leider dann doch nicht gelungen." Das einzig Positive für die Gastgeber war der Zuschauerzuspruch: Endlich einmal wurde die 1000er-Marke überboten, exakt 1325 Besucher wurden Augenzeugen der Begegnung.

Vertraute Übung: Hachings Spieler treffen sich in Garching insgesamt acht Mal zum Torjubel. (Foto: Claus Schunk)

Entspannter Nachmittag für Hachings Trainer Claus Schromm

Keine Viertelstunde war vorbei, da wetzte der wie aufgezogen spielende Unterhachinger Thomas Steinherr die linke Außenbahn entlang, sein Zuspiel verwertete Stephan Hain am Fünfereck ohne Schwierigkeiten (13.). In dieser Phase war die Partie noch einigermaßen ausgeglichen, die größte Möglichkeit zum Ausgleich vergab VfR-Stürmer Manuel Eisgruber, als er alleine vor SpVgg-Torwart Korbinian Müller auftauchte, das Tor jedoch deutlich verfehlte (26.). Keine fünf Minuten später nutzten die Unterhachinger ein Missverständnis der Garchinger in der Vorwärtsbewegung zu einem Konter über Sascha Bigalke. Jim-Patrick Müller chippte den Ball eher harmlos aufs Tor, doch Keeper Daniel Maus klatschte die Kugel Hain auf den Kopf - der musste nur kurz nicken, dann hieß es 0:2 (32.). Der Herausforderer war nun total von der Rolle, Steinherr erhöhte gleich danach auf 0:3 (34.), zeigte einen perfekten Jubelsalto und legte kurz vor der Pause nach starker Vorarbeit von Bigalke das 0:5 drauf. Dazwischen hatte Hain das 0:4 beigesteuert (41.).

"Ohne Dich läuft's richtig gut": Unterhachings Stephan Hain, nach vier Treffern beim Stand von 6:0 für die SpVgg ausgewechselt. (Foto: Claus Schunk)

Es war ein entspannter Nachmittag für Hachings Trainer Claus Schromm, der nur einmal aus dem Sattel gehen musste: Eisgruber hatte zum wiederholten Mal die Grenze des Erlaubten überschritten, er traf Dominik Stahl am Bein, der zur Halbzeit sicherheitshalber in der Kabine blieb. Schromm suchte das Gespräch mit Referee Florian Badstübner und schimpfte wie ein Rohrspatz. "Da ging es gar nicht gegen Eisi, dass der die Grenzen auslotet, ist doch klar. Aber der Schiedsrichter muss ihm irgendwann Gelb zeigen. Wenn er das nicht tut, dann ist klar, dass der Spieler immer weiter foult."

Schwabl: "Du Hain, ohne dich läuft`s richtig gut."

Es sollte der einzige Aufreger für den Coach bleiben, weil seine Mannschaft auch nach der Pause mit dem nötigen Ernst an die Aufgabe heranging. "Die Jungs haben bis zur letzten Minute jeden Zweikampf angenommen und nicht nachgelassen. Kompliment", sagte Hachings Präsident Manfred Schwabl, der in der zweiten Halbzeit für den großen Lacher auf der Bank gesorgt hatte: Stephan Hain war gerade das 0:6 im Sitzen gelungen (67.), er wurde dann ausgewechselt und lief direkt in die Kabine, stellte sich kurz unter die heiße Dusche und kehrte exakt in jenem Moment an den Spielfeldrand zurück, als sein Stellvertreter Markus Einsiedler das 0:7 nachlegte. Daraufhin Schwabl: "Du, Hain, ohne dich läuft's richtig gut." Coach Schromm brach lachend zusammen: "Ein echter Manni."

Man war längst im Feiermodus, daran änderte auch der Garchinger Ehrentreffer durch Eisgruber in Minute 75 nichts mehr (wodurch der VfR seine Serie hielt, in jedem Saisonspiel getroffen zu haben). Den 8:1-Schlusspunkt setzte schließlich Luca Marseiler (81.). Und Schromm wagte ein klares Statement: "Ja, wir spielen in einer anderen Liga. Das mag eine freche Aussage sein, aber es ist nun mal so."

© SZ vom 14.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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