Filmgeschichte:Fuchur und der Rahmspinat

Lesezeit: 2 min

Steve McQueens Motorrad, Lilo Pulvers "Säbeltanz"-Kleid und ein eigentümlich gefärbtes Wasser beim Dreh von "Das Boot": Zum 100. Geburtstag schenkt sich die Bavaria eine Ausstellung mit viel Schauwert und kuriosen Geschichten

Von Claudia Wessel, Grünwald

In 100 Jahren kommt einiges zusammen: Kinokenner werden beim Besuch der Ausstellung das eine oder andere bekannte Stück entdecken. (Foto: Claus Schunk)

Der Baseball aus dem Film "Gesprengte Ketten", den Steve McQueen 1962 bei seinem Aufenthalt in einem Füssener Hotel dem Hotelier als Souvenir schenkte und den dieser an einem sehr ehrenvollen Platz aufbewahrte, nämlich in einem Einmachglas, ist eine der Besonderheiten in der Ausstellung mit dem Titel "Eine interaktive Zeitreise durch hundert bewegte Jahre" in der Bavaria Filmstadt. Kurator Sven Femerling hat dieses Stück aufgetrieben ebenso wie das gepunktete Kleid, das Lieselotte Pulver 1961 in der Komödie über den Kalten Krieg "Eins zwei drei" trug. Auch die Cowboystiefel, die Harald Juhnke in "Schtonk" anhatte, kann man unter Glas bestaunen. Mehr als 200 exklusive Exponate und Bilder sind auf 1500 Quadratmetern zu sehen. Die Jubiläumsausstellung wurde aus Anlass des 100. Geburtstages der Filmstadt erstellt. Die ersten Stummfilmproduzenten arbeiteten an dem Standort im Süden von München seit Januar 1919.

Ein Jahr lang hat Femerling in den Archiven und bei Mitarbeitern von Bavaria Film gesucht und viel Außergewöhnliches gefunden. "Wir haben uns bemüht, die Fotos zu zeigen, die bisher unbekannt sind", sagte er am Donnerstagabend. Die Ausstellung eröffnete die Bayerische Digitalministerin Judith Gerlach, als Ehrengäste waren unter anderem auch die Kessler-Zwillinge Alice und Ellen erschienen.

Ein Hingucker ist das Motorrad von Steve McQueen. Es ist nicht das einzige Requisit, das an ihn erinnert. (Foto: Claus Schunk)

Nicht nur weitere Requisiten wie das Motorrad, mit dem Steve McQueen seinerzeit übers Bavariafilmgelände brauste, um für seine Szene zu üben, oder den Rolls Royce aus der Krimiserie "Graf Yoster gibt sich die Ehre" entführen die Besucher in die Traumwelten von Film und Fernsehen. Bei einer Fahrt durch den Filmmusik-Tunnel hören sie zahlreiche bekannte Soundtracks und am Stand der Musiksendung "Formel eins" können sie durch einen Knopfdruck in die Vergangenheit reisen. Dort kann man beispielsweise das Video ansehen, das die blutjunge Nena zu ihrem Lied "Leuchtturm" drehte. Bei einem Filmdreh kann man sich außerdem in verschiedenen Sets aus Michael Bully Herbigs Film "(T)Raumschiff Surprise - Periode 1" als Schauspieler versuchen. Natürlich sind die Ausstellungsmacher auch technisch auf dem allerneuesten Stand und haben zwei Gratis-Apps eingerichtet, die jeder Besucher mit seinem Smartphone herunterladen kann. Damit kann man sich unter anderem selbst bei einem Flug auf dem Glücksdrachen Fuchur aus der "Unendlichen Geschichte" filmen oder in die Zimmer der Serie "Sturm der Liebe" eintauchen, die in Halle 4/5 aufgebaut sind.

Apropos Halle 4/5. Auch hierzu erfährt man Spannendes. Dass sie nämlich entstanden ist, weil 1961 der Film "Eins zwei drei" aufgrund des Mauerbaus nicht mehr in Berlin weitergedreht werden konnte. Man musste zur Bavariafilmstadt ausweichen. Um Platz für einen Nachbau des Brandenburger Tores zu schaffen, mussten zwei Hallen zusammengelegt werden. Weitere amüsante Details erfährt, wer sich in die detaillierten und liebevoll arrangierten Exponate vertieft. Da ist etwa ein Lederharnisch ausgestellt, den einst Kirk Douglas trug. Da er sich aber bis zum Anfang von Femerlings Arbeit im Kostümverleih befand, trug ihn voriges Jahr noch ein Münchner beim Starkbieranstich. Lustig auch, dass man bei den Dreharbeiten zu "Das Boot" das Wasser im Schwimmbecken mit Rahmspinat einfärbte.

Digitalministerin Judith Gerlach und Achim Rohnke, Geschäftsführer der Bavaria Film, eröffneten die Schau in die Vergangenheit mit einem symbolischen Schnitt durch ein Band. (Foto: Claus Schunk)

Die Ausstellung im Filmstadt Atelier ist von Samstag, 2. März, an täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Karten gibt es online unter www.filmstadt.de.

© SZ vom 02.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: