Fachkräftemangel:Die Kinderbetreuung bleibt ein Problem

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Britta Werhahn (Mitte) kann sich vorstellen, die Zwergerlstube zu einer Großtagespflege auszubauen. (Foto: Claus Schunk)

In Höhenkirchen-Siegertsbrunn können 90 Kitaplätze nicht besetzt werden, weil Personal fehlt. Betroffen ist vor allem eine Einrichtung in Siegertsbrunn. Entlastung schaffen könnte die Elterninitiative Zwergerlstube

Von Bernhard Lohr, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Die Elterninitiative Zwergerlstube hat in Höhenkirchen-Siegertsbrunn ihre neue Bleibe nahe der S-Bahnstation Wächterhof bezogen. Am 19. und 20. November wurde der ordentliche Betrieb von Spielkreis und Mutter-Kind-Gruppen aufgenommen. Das eigens sanierte gemeindliche Gebäude am Hart soll nur als Übergangslösung dienen. Als dauerhafte Unterkunft für die Zwergerlstube ist die alte Apotheke vorgesehen. Doch dieser Plan könnte an den Auflagen des Denkmalschutzes scheitern.

Die Betreuung von Kindern bleibt in Höhenkirchen-Siegertsbrunn ein Verdrussthema. Wie Bürgermeisterin Ursula Mayer (CSU) in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses berichtete, können mangels Fachpersonal 90 Betreuungsplätze in der Gemeinde nicht belegt werden. Die Gebäude seien vorhanden, viele Gruppenräume müssten aber leer bleiben, weil die Erzieher und Kinderpfleger fehlen. Besonders prekär ist nach Aussage von Mayer die Lage am gemeindlichen Kindergarten in der alten Schule in Siegertsbrunn. 40 Plätze fielen alleine dort aus.

Die Elterninitiative Zwergerlstube ist vor Jahrzehnten genau aus so einer Notlage heraus gegründet worden. Sie bot und bietet Eltern zumindest stundenweise Entlastung, indem Kinder in ihren Räumen betreut und aufgefangen werden können. Doch der Betrieb ist aus unterschiedlichen Gründen stark eingeschränkt und stand zuletzt sogar vollends infrage, weil die Räume, die die Einrichtung an der Angerstraße nutzte, von einem Kindergarten und einer Kinderkrippe selbst beansprucht wurden. Auch musste zuletzt noch der Betrieb der Spielgruppe täglich um eine Viertelstunde zurückgefahren werden, weil die erforderliche Betriebserlaubnis fehlte. Im neuen Haus würde Zwergerlstube-Leiterin Britta Werhahn jetzt gerne wieder länger öffnen. Das Personal wäre sogar da. Aber die Betriebserlaubnis bleibt das Problem. Zwar ist das Gebäude von der Gemeinde aufwendig saniert worden. Werhahn lobt den großen Einsatz. Die Elektrik sei erneuert, es sei alles gestrichen und die Beleuchtung sei neu. Im Garten hätten Arbeiter alles schön ausgelichtet. "Da ist von der Gemeinde einiges an Geld reingesteckt worden", sagt sie. Dennoch dürfe der Spielkreis wegen fehlender Genehmigung aktuell höchstens zehn Stunden in der Woche offen sein. Die Frage ist nun, ob man sich um eine förmliche Genehmigung als Spielkreis bemüht, was eine Öffnungszeit von bis zu 20 Stunden ermöglichen würde, oder gar als Großtagespflege, was noch mehr Stunden zuließe. Die neuen Räume wären laut Werhahn für eine Großtagespflege geeignet.

Denkbar ist eine solche Ausweitung des Betriebs laut Werhahn, weil sie als Sozialpädagogin selbst gerne mehr arbeiten würde und die Leitung übernehmen könnte. Personell habe man Kapazitäten, den Betrieb in der neuen Unterkunft auszubauen. Wobei mittlerweile sogar die Frage im Raum steht, wie angebracht es überhaupt ist, dort von einer Übergangslösung zu sprechen.

Denn Bürgermeisterin Mayer hat letztens angedeutet, dass sich der geplante Umbau der alten Apotheke für die Zwergerlstube schwieriger gestalten könnte als gedacht. Laut Mayer müsste die alte Apotheke nach neuen Erkenntnisse "ganz umgeplant werden", wenn dort Kinder betreut werden sollten. Mayer regte sogar an, deshalb die Sanierung des Ruf-Gebäudes, also der ehemaligen Verwaltung der Firma Ruwido, bald anzugehen. Ob und wann die Zwergerlstube nach einem Umbau dort unterkommen könnte, ist derzeit offen.

Auch über die Nutzung von zwei Wohnungen über den aktuellen Räumen der Zwergerlstube muss erst entschieden werden. Bürgermeisterin Mayer würde dort gerne eine Tagespflege-Einrichtung für zehn Kleinkinder unterbringen. Sie steht mit einer Anbieterin in Kontakt und erhofft sich so, wenigstens ein paar Betreuungsplätze wieder zu gewinnen. In der jüngsten Sitzung des Gemeinderats musste Mayer ihr Vorhaben allerdings gegen Priska Weber (SPD) verteidigen, die die Wohnungen lieber an Erzieherinnen vermieten würde. Mayer sagte, das alte Haus sei nur vorübergehend zu nutzen, eine Vermietung nicht sinnvoll.

© SZ vom 05.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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