Energiewende:Strom kommt teuer, Wasserstoff noch mehr

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Der Landkreis will die Busse auf drei MVV-Regionallinien von Diesel auf alternative Antriebe umstellen. Doch die Betriebskosten werden sich dadurch deutlich erhöhen. Der Ausweg könnte ein Mix sein

Von Stefan Galler, Garching

Der Landkreis München hält sich in Bezug auf eine alternative Antriebstechnik für Linienbusse weiterhin alle Optionen offen und legt sich weder auf die Elektrifizierung noch auf Brennstoffzellen als einzigen Weg fest, der künftig verfolgt werden soll. Das ist das Ergebnis einer fast zweistündigen Debatte im Laufe der Sitzung des Verkehrsausschusses am Montagnachmittag im Garchinger Bürgerhaus.

Konkret ging es um die Fortschreibung von drei MVV-Regionalbuslinien zum Fahrplanwechsel im Dezember 2024: die Linie 222 von Neuperlach Süd über Ottobrunn und Oberhaching bis Höllriegelskreuth, die Linie 224 von Unterhaching nach Oberhaching und die Linie 270 von Höllriegelskreuth nach Solln. Diese sollen nach Meinung des Landratsamts künftig nicht mehr mit Diesel betrieben werden. Bei der Sitzung wurde von den Sachverständigen Marc Herkenrath und Nicolas Kämmerlein eine Studie erläutert, die etwa den finanziellen Aufwand für die alternativen Antriebe auf den Linien gegenüberstellte.

Die Ergebnisse sind eklatant: So würden die Gesamtkosten für Anschaffung und Betrieb bei einer Umstellung von Diesel- auf Batteriebusse auf den drei Linien um rund 30 Prozent steigen, bei einer Umstellung auf Brennstoffbusse um etwa 60 Prozent. Dabei könnten zwar Fördermittel geltend gemacht werden, allerdings wohl nur für die Anschaffung der Busse, nicht für den Betrieb, der bei den Wasserstoffbussen teurer ist als beim Batteriebetrieb.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Florian Schardt sprach sich einmal mehr dagegen aus, beide Antriebe für den ÖPNV zu verfolgen: "Ich werde hier zwar nicht das hohe Lied des Batteriebetriebs anstimmen, aber auf den Wasserstoff setzen nicht einmal mehr Hersteller wie MAN." Die mangelnde Reichweite mit Batterie sei kein Thema mehr, in den Niederlanden gebe es bereits Busse, die 600 Kilometer mit einer Akkuladung schafften, so Schardt. Bei Brennstoffantrieben lasse dagegen die Zuverlässigkeit oft zu wünschen übrig, das hätten Tests in Hamburg gezeigt. "Wasserstoff als Technologie ist wichtig, aber es ist fraglich, ob der ÖPNV dafür das richtige Einsatzgebiet ist, auch weil wir in Bayern grünen Wasserstoff nicht herbekommen", so Schardt weiter. Dafür gebe es hierzulande nicht ausreichend Wind und Sonne.

Genau diese Unsicherheit, welche der beiden Alternativen tatsächlich das Rennen machen wird, spricht laut Ottobrunns Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) eher dafür, vorerst auf die seiner Meinung nach derzeit zu kostspielige Elektrifizierung zu verzichten und - zumindest bei Buslinien, die im Bereich der beschlossenen Wasserstoff-Tankstelle im Brunnthaler Ortsteil Hofolding unterwegs sind - auf Brennstofftechnik zu vertrauen. Schließlich sei der Landkreis gemeinsam mit den Kreisen Landshut und Ebersberg im Rahmen des Hy-Bayern-Projektes als Wasserstoff-Modellregion ausgezeichnet worden.

Die Argumentation des Grünen Markus Büchler, man stehe unter Zeitdruck, um die Clean-Vehicle-Directive der Europäischen Union umzusetzen, und müsse nun schnell auf emissionsfreie Antriebe umstellen, weil die Dieselverbrennung nicht mehr leistbar und synthetischer Kraftstoff viel zu teuer sei, bezeichnete Loderer als "unqualifiziert". Es sei "anscheinend egal, wie viel ich für eine Tonne CO₂-Reduzierung bezahle".

Letztendlich wurde Loderers Antrag, nur die Linie 224 mit Brennstoffzelle anzutreiben und bei den beiden anderen weiterhin auf Dieselbusse zu vertrauen, von allen anderen Ausschussmitgliedern abgelehnt. Auch der SPD-Antrag, einen klaren Fokus auf die Batterietechnik zu legen, fiel mit breiter Mehrheit durch.

Am Ende setzte sich der Vorschlag der Verwaltung durch, einen Projektsteuerer zu beauftragen, der die Umstellung auf alternative Antriebe auf den genannten drei Linien untersuchen solle. Bei den Antrieben stehe alles "unter der Überschrift Klimaschutz", sagte CSU-Fraktionschef Stefan Schelle. "Wir werden einen Mix bekommen aus Diesel, Oberleitung, Batterie und Wasserstoff."

© SZ vom 15.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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