Energiewende:Nicht in unserem Forst

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Brunnthal verwahrt sich gegen Windkraft-Konzentrationsflächen auf seinem Gebiet

Von Angela Boschert, Brunnthal

Die Windkraft bleibt Thema in Brunnthal, obwohl sich die Gemeinde im März mehrheitlich gegen ein Windrad auf ihrer Flur ausgesprochen hat. Ein von der Nachbargemeinde Sauerlach vorgelegtes Gutachten schlägt neue Zonen für Windräder in den Landschaftsschutzgebieten Höhenkirchner und Hofoldinger Forst vor, die zum Teil auf dem Gebiet Brunnthals liegen. Der dortige Gemeinderat nahm es am Mittwoch einstimmig zur Kenntnis, lehnte aber die enthaltene Änderung der Landschaftsschutzgebietsverordnung mit 13 zu 6 Stimmen ab.

Mit dem Gutachten will Sauerlach die Voraussetzungen für die Aufstellung von Windkraftanlagen im Landschaftsschutzgebiet schaffen. Bislang sind in der Verordnung noch keine Konzentrationszonen, also erlaubte Aufstellegebiete, für Windenergieanlagen festgesetzt. Die in vielen Plänen angegebenen Standorte für Windräder beruhen auf den Ergebnissen der Windstärke-, Naturschutz-, Immissions- und Effizienzprüfungen. Die Voranfrage Sauerlachs zeigt Flächen auf, auf denen überall eine Anlage errichtet werden könnte, falls diese Zonen einmal amtlich werden.

Das geht den Brunnthalern zu weit. Der neue CSU-Fraktionssprecher und Verwaltungsfachmann Fabian Sass warnte zwar, dass es schlechte Stimmung machen würde, wenn Brunnthal dagegen stimmen würde. Sein Fraktionskollege Thomas Mayer vertrat jedoch den Standpunkt: "Wenn einer unsere Flur überplant, dann ist das der Gemeinderat und sonst keiner!" Bürgermeister Stefan Kern (CSU) hatte bereits vorher zu Bedenken gegeben, was jetzt als "freundlicher Brief" daherkomme, könne weiteres nach sich ziehen.

In dem Gutachten hat Professor Sören Schöbel-Rutschmann von der TU München untersucht, in welchem Bereich Windräder stehen könnten, ohne dass "Gebietscharakter und Landschaftsbild" sowie "Erholung und Naturgenuss" beider Landschaftsschutzgebiete darunter leiden. Beides würde nach Schöbel nicht generell von Windrädern beeinflusst, zumal diese "für einen Teil der Bevölkerung" als Wanderziel und für das Erleben der Naturkräfte des Windes attraktiv seien.

Die Beschränkung auf Erlebniswerte erweckte Misstrauen. Andreas Langner (CSU) sah in dem Gutachten eine Grundlage, um das Landschaftsschutzgebiet zu verschieben. Robert Huber (PWB) erinnerte an die Mehrheitsentscheidung im März und an die Zusicherung der Staatsforsten, bis ein Jahr danach im Hofoldinger Forst kein Windrad gegen den Willen Brunnthals zu genehmigen. Bürgermeister Kern ist die vorgeschlagene Konzentrationsfläche vor den Toren Hofoldings zu groß. Schöbel habe nur die dreifache Höhe des Waldes als Mindestabstand genommen, um den äußeren Ring des vorgeschlagenen Landschaftsschutzgebietes auszuweisen, der für Windräder tabu ist. Er könne sich vorstellen, für ein Windrad auf der Sauerlacher Seite des Landschaftsschutzgebietes und der A 8 zu stimmen, doch sei seine Idealvorstellung, dass die drei Windräder der Gemeinden Sauerlach, Aying und Otterfing in einer Reihe hintereinander stehen, wenn man von Hofolding Richtung Berge schaut.

© SZ vom 15.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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