Energiesparen:Turnhallen als Energiefresser

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Die Sporthalle des Unterschleißheimer Carl-Orff-Gymnasiums entpricht laut Studie nicht mehr den aktuellen Anforderungen. (Foto: Claus Schunk)

An Schulen und anderen Landkreis-Gebäuden könnten laut einer Studie 1,5 Millionen Kilowattstunden Strom und 5,8 Millionen Kilowattstunden Heizwärme im Jahr eingespart werden. Vor allem Sportstätten sind sanierungsbedürftig.

Von Stefan Galler, Landkreis

An den Schulen und anderen Gebäuden des Landkreises gibt es ein riesiges Energiesparpotenzial. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung, die die Firma Team für Technik im Auftrag des Landkreises vorgenommen hat. Die Ergebnisse der Studie sollen nun die Grundlage für Sanierungsmaßnahmen durch den Landkreis in den nächsten Jahren bilden.

Insgesamt waren 27 Liegenschaften des Landkreises, darunter auch die Schulneubauten, Teil der Analyse. Untersucht wurden alle wesentlichen Gebäudeeigenschaften wie die Hülle des Bauwerks, die technischen und sanitären Anlagen oder die Beleuchtung. Team für Technik ermittelte 878 mögliche Energiesparmaßnahmen, von denen 735 mit einer Umsetzungsempfehlung versehen wurden.

Bei einer Realisierung der vorgeschlagenen Maßnahmen könnten laut der Untersuchung rund 5,8 Millionen Kilowattstunden Heizwärme und 1,5 Millionen Kilowattstunden Strom eingespart werden, das entspricht einem Geldwert von 573 000 Euro im Jahr - etwa 18 Prozent der jährlichen Energiekosten des Landkreises für diese 27 Liegenschaften. Rechnet man die rund zehn Millionen Euro gegen, die für diese Verbesserungen investiert werden müssten, dann haben sich die Ausgaben im Schnitt in 17,36 Jahren amortisiert.

Das Landratsamt wird nach dem einstimmigen Beschluss des Kreisausschusses vom Montag nun die für die Umsetzung erforderlichen Schritte auch in Abstimmung mit den Schulzweckverbänden prüfen. Und dabei haben laut Team für Technik folgende Liegenschaften Priorität: Das Gymnasium Neubiberg, die Turnhalle der Therese-Giehse-Realschule und das Carl-Orff-Gymnasium in Unterschleißheim, das Amtsmeisterhaus im Feodor-Lynen-Gymnasium Planegg, das Otfried-Preußler-Gymnasium Pullach, das Lise-Meitner-Gymnasium Unterhaching und das Landratsamt am Mariahilfplatz. Die Autoren der Studie schlagen vor, die genannten sieben Gebäude in den nächsten fünf Jahren zu sanieren. Weitere acht Liegenschaften sollten dann in einem mittelfristigen Zeitraum von fünf bis zehn Jahren angegangen werden, darunter die Realschule Neubiberg, die Gymnasien Ottobrunn, Oberhaching und Gräfelfing sowie das Ferien- und Bildungszentrum Siegsdorf.

Unterschiedliche Bausubstanz in den Gebäudeteilen des Landratamts

Der Löwenanteil der Kosten für die Aufwertung des Neubiberger Gymnasiums müsste für die Dreifachturnhalle aufgewendet werden, die sich noch in ihrem ursprünglichen Bauzustand aus den Siebzigerjahren befindet. Allerdings sehen die Analysten auch im 2013 sanierten Hauptgebäude und im 2003/04 errichteten Anbau weiteren Bedarf zur Optimierung.

An der Unterschleißheimer Realschule ist laut Team für Technik ausschließlich die veraltete Turnhalle sanierungsbedürftig. Eine Generalsanierung sollte nach Möglichkeit gemeinsam mit dem Carl-Orff-Gymnasium angegangen werden, das auf demselben Grundstück liegt und dessen Hauptgebäude und Turnhalle ebenfalls den aktuellen Anforderungen nicht mehr entsprechen.

Das Amtsmeisterhaus des Planegger Gymnasiums weist vor allem an der Gebäudehülle energetischen Sanierungsbedarf auf; bei der Pullacher Schule stehen Hauptgebäude und Turnhalle im Mittelpunkt der Analyseergebnisse. Das größte Problem am Otfried-Preußler-Gymnasium seien jedoch Wärmeverteilung und nicht abgleichbare Heizflächen. Am 2009 errichteten Erweiterungsbau sei dagegen nichts zu beanstanden. Beim Unterhachinger Gymnasium läuft derzeit bereits der Austausch der Fenster im Altbau, auch hier sollte laut der Studie vor allem die Turnhalle ein Schwerpunkt bei der Sanierung sein.

Im Landratsamt stellten die Analysten in den einzelnen Gebäudeteilen aus verschiedenen Baujahren unterschiedliche Bausubstanz fest; auch der bestehende Denkmalschutz erschwerte die Bestandsaufnahme. Klar wurde indes, dass in zahlreichen Trakten Erneuerungen von Innenbeleuchtung und Fenstern sinnvoll wären. Die Heiztechnik sei dagegen so weit auf dem neuesten Stand, dass Maßnahmen in diesem Bereich nicht im Vordergrund stünden, so die Experten von Team für Technik.

Nicht alle Details komplett erfasst

Die Kreisräte zeigten sich mit den Ergebnissen der Studie zufrieden. Grünen-Fraktionschef Christoph Nadler äußerte seine Freude darüber, dass die auf einem Antrag seiner Fraktion basierende Untersuchung nun nach drei Jahren endlich abgeschlossen sei und drängte ebenso wie SPD-Fraktionschefin Ingrid Lenz-Aktas auf eine rasche Umsetzung. Landrat Christoph Göbel betonte, dass man vor allem mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit handeln müsse: "Wir zahlen viele Aufwendungen für diese Liegenschaften. Deshalb sind wir natürlich auch daran interessiert, dass die Gebäude gut in Schuss sind."

Kritisch äußerte sich Grünwalds Bürgermeister Jan Neusiedl (CSU) zu der Studie. Bei der Begehung des neuen Grünwalder Gymnasiums seien ungenaue Rückschlüsse gezogen worden, sagte er. So sei als mögliche Verbesserung eine Fotovoltaikanlage genannt worden, die es an der Schule längst gebe. Allerdings habe dies derzeit keine akute Relevanz, weil das Gymnasium in der Priorität der sanierungsbedürftigen Gebäude weit hinten auftaucht und erst in 20 Jahren an der Reihe sei. Der Landrat reagierte gelassen: "Bei der Umsetzung müssen wir natürlich allen Dingen auf den Grund gehen." Allerdings könne eine so ausführliche Studie auch nicht alle Details komplett erfassen.

© SZ vom 28.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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