Emanzipation:"Das ist alles nicht so schwer"

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Bertram Brossardt ist Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Unternehmensverbands Metall und Elektro sowie des Verbands der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie, die die Arbeitgeber der Branche vertreten. (Foto: Schulz/VBW)

Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer des Verbands der bayerischen Metall- und Elektroindustrie, erklärt, wie Mädchen für technische Berufe zu gewinnen sind

Interview von Irmengard Gnau, Ismaning

Sind Frauen und Technik ein Gegensatz, wie es ein Machospruch glauben machen will? In der bayerischen Elektro- und Metallindustrie zumindest sind Frauen noch weitaus weniger vertreten als ihre männlichen Kollegen: Gerade einmal ein gutes Viertel der Beschäftigten ist weiblich. Initiativen wie die "Girls' Day Akademie" (GDA) wollen das ändern. Über ein ganzes Schuljahr hin können Schülerinnen bei Unternehmen in ihrer Nähe Einblicke in die Praxis verschiedener technischer Berufe bekommen. In diesem Jahr nahmen erstmals zehn Schülerinnen der Johann-Andreas-Schmeller-Realschule Ismaning teil. Initiiert haben das Projekt die Arbeitgeberverbände der bayerischen Metall- und Elektroindustrie mit der Agentur für Arbeit. Warum er die Initiative für so wichtig hält, erklärt Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.

SZ: Wie lässt sich der Reiz technischer Berufe jungen Frauen vermitteln?

Brossardt: Das gelingt am besten, wenn wir ihnen einen unbeschwerten Zugang zu Technik ermöglichen und sie darin bestärken, dass auch Mädchen Technik können. Durch das hautnahe Erleben und Ausprobieren, zum Beispiel bei der Erstellung eines eigenen kleinen Werkstücks, können Mädchen den Reiz technischer Berufe am besten erfahren. Häufig stellen sie dann fest: Das ist alles nicht so schwer, das kann ich und das macht auch noch richtig Spaß! Außerdem muss man die Mädchen und jungen Frauen noch besser über die guten Perspektiven in technischen Berufen informieren.

SZ: Die Girls' Day Akademie gibt es seit sieben Jahren. Sehen Sie bereits positive Effekte? Sind die Schülerinnen heute interessierter an Technik? Beziehungsweise haben sich die Berufe geöffnet?

Es zeigen sich Erfolge, aber wir dürfen nicht nachlassen. Auch die Digitalisierung ermöglicht jungen Frauen noch einmal einen anderen Zugang zu den Berufsbildern der Metall- und Elektroindustrie. Die Girls' Day Akademie ermöglicht das konkrete Kennenlernen der verschiedenen Bereiche und Berufsbilder ein ganzes Schuljahr lang und schafft so eine fundierte Grundlage für eine überlegte Berufswahl. Allen Mädchen, die darüber hinaus noch Unterstützung bei der Planung der beruflichen Zukunft benötigen, ermöglicht die GDA im Rahmen der Mint-Werkstatt noch ein weiterführendes Coachingwochenende circa ein halbes Jahr nach Abschluss der Akademie.

SZ: Die Girls' Day Akademie fand heuer - zumindest teilweise - unter den besonderen Vorzeichen von Corona statt. Wie konnten Sie mit den Ismaninger Schülerinnen die Inhalte dennoch umsetzen?

Bis März konnte die Girls' Day Akademie wie geplant durchgeführt werden, anschließend fand die Girls' Day Akademie digital statt. Auch bei dieser Variante konnten die Teilnehmerinnen einiges lernen, zum Beispiel bei einem digitalen Informationsabend gemeinsam mit ihren Eltern. Hier wurden Unternehmensvertreter befragt und eine Expertin hat Eltern und Schülerinnen wichtige Informationen für den Prozess der Berufswahl mit auf den Weg gegeben.

© SZ vom 28.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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