Unterschleißheim:Scharfe Kritik an E-Scootern

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Geparkter Elektro-Roller des Anbieters Bird. (Foto: Florian Peljak)

Der Probelauf der US-Firma Bird ist vielen negativ in Erinnerung. Grünen-Stadtrat Schüßler will Verleih-Roller sogar dauerhaft verhindern.

Von Bernhard Lohr, Unterschleißheim

Eigentlich könnte man sich die nach einem halbjährigen Probebetrieb geplante Evaluation sparen. Denn der E-Scooter-Betreiber Bird hat seine Roller ohnehin aus Unterschleißheim abgezogen, so wie es das US-Unternehmen mit Hauptsitz in Miami, Florida, in ganz Deutschland sowie Schweden und Norwegen auch getan hat. Dennoch will man im Verkehrsausschuss des Stadtrats in Kürze darüber beraten, wie es gelaufen ist. Grünen-Stadtrat Bernhard Schüßler hat schon mal vorab mit den E-Scootern abgerechnet. Er sagte, er habe das Gastspiel der Roller-Firma in Unterschleißheim so negativ in Erinnerung, dass er möglichst jetzt schon alles dafür tun wolle, damit nicht irgendwann wieder ein E-Scooter-Betreiber auf die Idee kommt, seine Fahrzeuge auf die Straßen zu stellen.

Bernhard Schüßler ist nahezu blind. Und er berichtete im Stadtrat, wie er selbst unter den Rollern gelitten habe. Er habe einige "unschöne Erlebnisse" gehabt. Wie im "Wilden Westen" sei er sich vorgekommen. Auf SZ-Nachfrage schildert er, wie Scooter am S-Bahnhof vor Treppenabgängen so abgestellt gewesen seien, dass sie als bewusst gelegte Stolperfallen hätten durchgehen können. Gerade für ältere Menschen mit Sehbehinderung sei sowas brandgefährlich. Er wisse von Bekannten, die ebenfalls nur eingeschränkte Sehfähigkeit besäßen, die ähnlich negative Erfahrungen wie er gemacht hätten. Es sei zu Verletzungen gekommen.

Bürgermeister Christoph Böck (SPD) will über all das noch vor Weihnachten unter Ausschluss der Öffentlichkeit beraten. Dies sei notwendig, weil man von der Firma Bird Daten erhalten habe, die auf Wunsch des Unternehmens aus Wettbewerbsgründen vertraulich behandelt werden sollten, sagte er. Dabei dürfte der Tenor eher negativ sein. "Ich habe auch sehr kritische Stimmen gehört", sagte Böck. Allerdings, so gab Böck zu bedenken, gebe es rechtlich keine Handhabe, wenn eine Firma ihre Verleih-Roller im Stadtgebiet aufstellen wolle. Schüßler ist das auch klar. Er will deshalb auf jeden Fall, dass die Stadt gut darauf vorbereitet ist, wenn wieder eine Firma ihre Scooter aufstellen will, damit das geordneter abläuft. Ein Vorbild ist für ihn die Münchner Innenstadt: Innerhalb des Altstadtrings sind Abstellflächen für die Fahrzeuge markiert und durch Geofencing definiert. Nur dort dürfen und können diese geparkt werden.

Die Firma Bird hat ihr Geschäft nach eigenen Angaben in Europa sowie im arabischen und afrikanischen Raum wegen der verschärften Konkurrenz auf dem Scooter-Verleih-Markt zurückgefahren. Das an der US-Börse notierte Unternehmen hat zuletzt hohe Verluste verbucht.

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