Deutsches Museum:Die Flugwerft als Verschiebebahnhof

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In der Dependance des Deutschen Museums in der Schleißheimer Flugwerft ist im Grunde kein Platz frei. Wegen der Bauarbeiten im Haupthaus müssen aber Exponate dort zwischengelagert werden. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Mit dem Fortschreiten der Modernisierungsarbeiten am Deutschen Museum ziehen in die Dependance ausgelagerte Ausstellungsstücke zurück nach München. Dafür werden andere Flugzeuge in Oberschleißheim geparkt

Von Klaus Bachhuber, Oberschleißheim

Im Juni sollen die "Neuen Welten" des Deutschen Museums allmählich bezogen werden. Der Fahrplan für die aufwendige Modernisierung des Techniktempels auf der Münchner Museumsinsel sieht dann bis Ende 2020 den Abschluss des ersten Bauabschnitts und den Übergang in die zweite Etappe vor - und die Dependance in der Flugwerft Schleißheim ist davon zentral betroffen. Nach Schleißheim ausgelagerte Objekte der ersten Etappe kommen nach und nach retour, andererseits ziehen Schaustücke des zweiten Bauabschnitts in die Flugwerft um.

Seit 2015 hat die Flugwerft an die 25 Ausstellungsstücke aus dem Haupthaus - Flugzeuge und Flugzeugmotoren - übergangsweise aufgenommen. Zu den prominentesten Gästen zählte etwa die Me 109, ein Jagdflugzeug aus dem Zweiten Weltkrieg, eine Me 262, das erste Flugzeug mit Turbinenstrahlantrieb, das in Serie produziert wurde, oder der Vampir, das erste moderne Segelflugzeug, das 1920 entstanden ist. Mit der Wiedereinrichtung des ersten Bauabschnitts auf der Museumsinsel wird sich das Ausstellungskonzept im Haupthaus ändern, sodass die ausgelagerten Exponate nicht einfach wieder auf ihren angestammten Platz im Münchner Haus zurückkehren werden. Andererseits werden im zweiten Bauabschnitt wieder andere Objekte abgebaut. Hier handelt es um Relikte aus den Anfängen der Fliegerei - viel zu schade, um in Depots weggesperrt zu werden.

In Schleißheim würden diese Exponate vom Aufbau der Führung her in die alte Halle der Flugwerft passen. Dafür muss dort aber erst Platz geschaffen werden. In Schleißheim sind Werft und Halle längst bis zum Anschlag gefüllt. Seit Jahren ist Zuwachs ein Nullsummenspiel: Wird ein Exponat neu aufgenommen, muss ein anderes weichen. Für die Eingliederung der Münchner Ausweichbestände seit 2015 musste die Schleißheimer Schau komplett umgruppiert werden.

Während die Objekte der ersten Etappe fast komplett nach München zurückgeholt werden, wird gerade überlegt, welche des zweiten Abschnitts neuerdings in die Flugwerft gehen - und wie das alles untergebracht und neu gruppiert wird. "Das bereitet uns grad einiges Kopfzerbrechen", sagt Gerhard Filchner, der Leiter der Flugwerft. Überlegungsgrundlage ist derzeit, dass rund zehn Objekte neu nach Schleißheim kommen sollen.

Die größeren Exponate, die zur Diskussion stehen, sind ein Flugzeug der Gebrüder Wright, ein Bleriot XI, eine Etrich-Taube, ein Rumpler C IV oder eine Luftschiffgondel PL 2. Dabei werde man "sicherlich nicht alle verfügbaren nach Schleißheim holen können", bedauert Filchner.

Hochbetrieb herrscht durch den Umbau auf der Münchner Museumsinsel permanent in der "lebenden" Werkstätte der Flugwerft. Hier werden vor den Blicken der Besucher Flugzeuge gewartet und restauriert. In das Reparaturprogramm des Münchner Umzugs mit der Sanierung lange ausgestellter Objekte, der Aufbereitung von zuvor eingelagerten Stücken und der Konservierung fürs Depot ist die Werkstatt intensiv eingebunden. Für die Flugwerft Schleißheim ist ein Anbau an die Ausstellungshalle überfällig. Bei der Eröffnung 1992 war die Erweiterung schon mitgeplant worden. 7500 Quadratmeter Baurecht hat das Museum dafür seit fast 30 Jahren. Seit Jahren nun sind die Ausstellungsflächen "voll".

Mit der gigantischen Modernisierung des Haupthauses war ein Anbau in Schleißheim zunächst ohne Wiedervorlage zurückgestellt worden. Bei einer Ausstellungseröffnung im Oktober verblüffte Generaldirektor Wolfgang Heckl aber mit der Zusage: "Wir bemühen uns um eine Erweiterung."

© SZ vom 13.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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