Coronavirus im Landkreis München:Mit Mail-Postfach und Fahrdienst

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Direkter Draht: Veronika Heiber hilft Maria Reinhardt dabei, online einen Termin für die Corona-Impfung zu vereinbaren. (Foto: Sebastian Gabriel)

Das kleine Straßlach-Dingharting macht vor, wie man älteren Menschen beim Anmelden für einen Impftermin helfen kann

Von Iris Hilberth, Straßlach-Dingharting

Ohne Termine keine Impfung - das hat schon so manch einer erfahren müssen, der sich spontan in einem der Impfzentren im Landkreis eingefunden hatte. Auch diejenigen, die etwa aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters der ersten Gruppe angehören, die derzeit der Impfstoff gegen Covid-19 verabreicht bekommt, müssen sich erst einmal online oder telefonisch registrieren. Doch gerade für Senioren ist das nicht immer ganz einfach.

Manche besitzen keine eigene E-Mail-Adresse, anderen ist das Verfahren zu kompliziert und einige haben noch nicht einmal einen Internetanschluss. Die kleine Gemeinde Straßlach-Dingharting hat das Problem längst erkannt und leistet ihren Senioren nun täglich Hilfestellung auf dem digitalen Weg zum Termin. Zwei Registrierungsstellen, im Bürgerhaus Straßlach und im Pfarrheim Großdingharting, sind seit diesem Montag geöffnet. Gut ein Dutzend der 280 Bürgerinnen und Bürger über 80 Jahre hat das Angebot schon dankbar angenommen.

Oben im ersten Stock des katholischen Pfarrheims sitzt an diesem ersten Morgen Veronika Heiber hinter ihrem Laptop und tippt die Daten von Maria Reinhardt in das Registrierungsportal ein. Heiber ist normalerweise für die kleinsten Dinghartinger zuständig, sie leitet den örtlichen Kindergarten. Doch weil der gerade nur im Notbetrieb läuft und statt der eigentlich 50 Kinder täglich nur die Hälfte der Mädchen und Buben betreut werden muss, kümmert sie sich an diesem Tag um die Senioren in der Gemeinde.

"Jetzt müssen wir erst mal warten", sagt sie zu der Seniorin, "es dauert immer etwas, bis die Bestätigungsmail eintrifft". Mitunter muss man zehn Minuten Geduld haben, aber so bleibt auch Zeit für einen kurzen Ratsch. Maria Reinhardt ist gekommen, um sich und ihren Mann registrieren zu lassen. "Ich habe die Papiere schon eine Weile zu Hause liegen", sagt sie, aber nun sei sie froh, dass die Gemeinde sie unterstütze.

Die Verwaltung richtet zunächst für die Impfwilligen, die sich bei der Seniorenbeauftragten Gisela Lengersdorf melden, eine E-Mail-Adresse bei der Gemeinde ein. "Das hat den Vorteil, dass die Postfächer durch die Standards des öffentlichen Dienst nicht zugespamt werden", sagt Bürgermeister Hans Sienerth (parteifrei). Zugriff haben auch nur die Rathausmitarbeiter, "wir schauen täglich in die Postfächer, da es bei einem Terminvorschlag oft recht schnell gehen muss mit der Bestätigung, sonst ist er wieder weg", erläutert er die Vorgehensweise. Manchmal käme auch direkt nach der Registrierung bereits eine Einladung zum Impfen. Auch einen Fahrdienst zum Impfzentrum Oberhaching gibt es.

Zwei Wochen lang will die Gemeinde diesen Service für ihre Senioren jeweils von 9 bis 12 Uhr beibehalten. Wie viele Bürger das Angebot wahrnehmen werden, kann Sienerth nicht abschätzen. "Die Resonanz war bislang gut, viele haben aber auch nur angerufen, um etwas nachzufragen oder zu schimpfen, dass es nicht genügend Impfstoff und Termine gibt", so der Bürgermeister. Auch Personen unter 80 können die Hilfe der Gemeinde in Anspruch nehmen. Am Montag hat das bereits ein Dinghartinger, knapp über 70, getan. "Der sagte, er habe kein Internet, weil er das nicht brauche", berichtet Sienerth.

Gefreut hat sich der Bürgermeister über das Lob aus dem Landratsamt, das er für seine Aktion bekommen hat. Einige Gemeinden hätten schon in Straßlach-Dingharting nachgefragt, wie sie das dort machen. Und Ismaning habe bereits die Idee aus der kleinen Gemeinde übernommen, weiß Sienerth.

© SZ vom 09.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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