Karitative Hilfe:Der Kardinal zu Besuch bei den "Samaritern des Alltags"

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Kardinal Reinhard Marx im Gespräch mit Katharina Berg vom Sozialpsychiatrischen Dienst der Caritas in Unterschleißheim und Sabine Herbold (rechts) von der Sozialen Beratung bei der Caritas in Ottobrunn. (Foto: Claus Schunk)

Kurz vor Jahresende schaut Reinhard Marx noch einmal bei den Sozialdiensten der Caritas in Ottobrunn und deren ehrenamtlichen Helfern vorbei, um sich ein Bild von ihrer Arbeit zu machen.

Von Angela Boschert, Ottobrunn

Die Notlagen von Ratsuchenden lagen Kardinal Reinhard Marx nach eigenen Worten am Herzen, als er am Donnerstag zur Caritas nach Ottobrunn kam. Diese empfing den Erzbischof von München und Freising in der Pfarrei St. Magdalena, wo auch die Ausgabestelle des Ottobrunner Tisches ist. Dort hatten sich neben den Hauptamtlichen an die 60 ehrenamtlichen Helfer eingefunden, denen das besondere Interesse von Marx galt.

Bevor Marx ihnen danken konnte, stellten ihm Fachbereichsleiterinnen Fälle ihrer Arbeit und die der Caritas im Landkreis München vor. Überzeugend und eindrucksvoll war das Beispiel, das Katharina Berg von den Sozialpsychiatrischen Diensten der Caritas ausgesucht hatte: der Fall eines Krankenpflegers und Mitglieds der Freiwilligen Feuerwehr, der unter schwersten Zwangsstörungen und Depressionen litt. In der sozialpsychiatrischen Tagesstätte schöpfte er Mut, knüpfte Kontakte und kehrte zur Feuerwehr und später schrittweise in seinen erlernten Beruf zurück, den er heute wieder in Vollzeit ausübt. Inzwischen ist er Teamleiter und kommt nur noch sporadisch zur Beratung.

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Für eine 60-jährige Frührentnerin organisierte Christine Streidl von der Caritas-Sozialberatung einen Pflegedienst, welcher der Frau bei der täglichen Körperpflege, der Haushaltsführung, dem Einkauf und der notwendigen Medikamenteneinnahme unterstützte. Innerhalb von nur vier Wochen verbesserte sich der Zustand der Depressiven, sie wurde psychisch stabiler. Inzwischen nimmt sie wieder am Leben teil. Mit dem Fall eines Dachdeckers wies die Schuldnerberatung auf ein Problem hin, das die Leiterin der Caritas in Ottobrunn, Claudia Mammach, als "grundlegend" beschrieb. Am Beispiel der Lebensmittelausgabe zeige sich: "Wir retten die Menschen nicht vor Hunger, sondern letztendlich vor Wohnungslosigkeit." Das Geld, das die etwa 950 Klienten der Tische nicht für Lebensmittel ausgeben müssten, könnten sie für Miete und Strom aufwenden. Das Bürgergeld reiche oft nicht dafür. Die hohen Mieten im Großraum und der fehlende bezahlbare Wohnraum seien Probleme, die in jeder zweiten bis dritten Wohnungsberatung angesprochen würden.

Zwei weitere Fälle stellten die Arbeit bei Migrationsberatung und der Kinder- und Jugendhilfe vor, die Kardinal Marx besonders interessierte. Er fragte nach übergreifenden Aufgaben und begann einen engagierten Dialog mit den Fachleuten. Ob es Änderungen in den sozialen Belangen gebe, worum es bei der Suchtberatung gehe, warum für jugendliche Abhängige eine eigene Beratung über Condrobs angeboten werde, wollte er wissen. Marx erhielt auf alle Fragen ausführliche Antworten. Für den Erzbischof ein Beweis dafür, wie wichtig die Arbeit der Caritas und der Ehrenamtlichen sei. Das bestätige eine Studie, die kürzlich ergeben habe, dass sich dort, wo Kirche und Institutionen wie etwa die Caritas zusammenarbeiten, mehr und leichter Ehrenamtliche fänden als anderswo.

Diese bezeichnete Caritas-Direktor Hermann Sollfrank in seiner Begrüßung als "Lichtblicke bei der Bewältigung von Problemen aller Art". Ohne die mehr als 20 000 Stunden, die diese im Landkreis leisteten, würde vieles fehlen. "Sie lesen vor und gehen mit ihrem Nächsten spazieren, helfen bei Hausaufgaben, beim Haushalt oder dabei, Bürokratie zu bewältigen", zählte Sollfrank auf. Mehr als 600 "Samariter des Alltags" würden alleine im Landkreis München helfen, existenzielle Not zu lindern, sei es bei den Lebensmitteltischen, den Helferkreisen Asyl oder als Kulturdolmetscher. Einen Eindruck davon nahm Kardinal Marx mit aus Ottobrunn.

In einer früheren Fassung war in der Bildunterschrift irrtümlich ein falscher Name.

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