Busunfall:"Man kann schließlich alles wieder aufbauen"

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"Ich bin einfach froh, dass niemand schwer verletzt wurde": Monika Sigl in ihrem notdürftig abgesicherten Laden in Hohenbrunn. (Foto: Angelika Bardehle)

Als der Bus in ihren Laden rauschte, geriet Monika Sigl in Panik. Inzwischen ist sie froh, dass nicht mehr passiert ist.

Von Sophie Kobel

Der "Genussladen" in der Taufkirchner Straße 3 in Hohenbrunn hat seit ein paar Tagen geschlossen, die Fenster sind mit Sperrholzplatten und gelbem Bauschaum abgedeckt. Nachdem am Freitagabend ein Linienbus in das Schaufenster ihres Schreibwarenladens gefahren ist, versucht Besitzerin Monika Sigl alles, um einen Teil ihres Geschäfts bald wieder öffnen zu können. "Es sieht gerade chaotisch aus bei uns, aber wir bemühen uns sehr, zumindest den vorweihnachtlichen Postbetrieb hinzukriegen. Man kann schließlich alles wieder aufbauen - ich bin einfach froh, dass niemand schwer verletzt wurde", sagt Sigl.

So war es Glück im Unglück, dass der Bus auf seinem Heimweg zum Betriebsgelände bis auf den Fahrer leer war. Über den Zustand des Lenkers ist laut dem Münchner Verkehr- und Tarifverbund (MVV) bekannt, dass es ihm den Umständen entsprechend gut geht. "Der Unfall hatte wohl eine medizinische Ursache, im Moment sieht es nach einem Schwächeanfall aus", so Pressesprecherin Franziska Hartmann am Montag.

Für den Unfall haften müsse allerdings des Busunternehmen selbst, denn der MVV sei nicht für die Betriebsleitung zuständig und verantwortlich. In diesem Fall ist dies das Busunternehmen Ettenhuber. "Es war ein großer Schock für uns, wir sind am Freitagabend natürlich vor Ort gewesen und haben uns für alles entschuldigt", sagt Busunternehmer Josef Ettenhuber. "Sowohl mein Bruder als auch ich sind in Kontakt mit Herrn und Frau Sigl, auch die Versicherung wurde gleich am nächsten Tag informiert."

Unterstützt fühlt sich Monika Sigl. Auch wenn ihre Nerven im Moment blank liegen. "Wenn ich nur daran denke, dass ein paar Minuten vorher viele Leute aus der vollen S-Bahn kamen und genau an meinem Geschäft vorbei gegangen sind", sagt die Hohenbrunnerin. Und sie selbst war noch eine knappe Stunde vorher im Laden gestanden.

An jenem Freitag hatte ihr Feierabend gerade begonnen. Sigl war im ersten Stock ihres Hauses, über dem Geschäft, als sie um kurz vor sechs Uhr einen Knall hörte - und auch spürte. "Jetzt hat's wieder an der Kreuzung gescheppert, das war mein erster Gedanke", erzählt die Hohenbrunnerin. "Also hab' ich aus dem Fenster geschaut, weil ich wissen wollte, ob noch Hilfe benötigt wird."

Das Weihnachtsgeschäft ist gefährdet

Als sie dann von ihrer Terrasse aus direkt auf das Dach des Busses geblickt habe, dessen vorderer Teil unter ihr im Schaufenster steckte, verfiel Sigl in Panik. "Die 112 ist mir nicht mal mehr eingefallen in dem Moment, also habe ich verzweifelt meinen Schwager von der Feuerwehr angerufen", erzählt sie. Nach ein paar Minuten rückten dann Rettung, Technische Hilfswerk und die Feuerwehr an.

Die größte Problematik: Die Fassade ist eingerissen, und um den Linienbus entfernen zu können, mussten zunächst Stahlstützen eingebaut werden, um die Statik zu sichern. "Ein Riss zieht sich durch die Fassade", sagt Sigl, die den Laden von ihrem Mann gemietet hat. Beide hoffen, dass der Gutachter innerhalb der nächsten Tage Entwarnung gibt.

Momentan sind alle Regale und Waren von Staub überzogen und ein Großteil des Geschäftes völlig verwüstet. Aber Sigl ist optimistisch: "Ich hoffe, am Mittwoch den Post- und Lottobetrieb wieder aufnehmen zu können. Damit uns wenigstens nicht das ganze Weihnachtsgeschäft verloren geht."

© SZ vom 27.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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