Kriminalität:Tatort Hofoldinger Forst

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Mehr Sicherheit für Pendler: Der neue Parkplatz soll auf Wunsch der Gemeinde Brunnthal beleuchtet werden. (Foto: Angelika Bardehle)

Aufgebrochene Wohnmobile auf einer Rastanlage und bereits der zweite Überfall an einem Pendlerparkplatz: Brunnthals Bürgermeister Kern sieht sich in der Forderung nach einer Beleuchtung bestätigt.

Von Bernhard Lohr, Brunnthal/Sauerlach

Es ist ja nicht so, dass die Menschen in Brunnthal oder Sauerlach jeden Tag von Nachrichten aus ihrer Nachbarschaft elektrisiert würden. Die großen Verbrechen passieren woanders und dunkle Gestalten verirren sich allenfalls mal in einen Stadtrandbezirk. Und doch gibt es auch 30 Kilometer südlich der Münchner Stadtgrenze Orte, an denen es anders zugeht oder von denen viele zumindest annehmen, dass sie Einfallstore für Verbrechen und Figuren aus dem Rotlichtmilieu sein könnten. Von den Vorgängen auf Parkplätzen an der Autobahn werden wilde Geschichten erzählt.

Gar nicht so selten tauchen diese Geschichten im Pressebericht der Polizei auf, so wie am Mittwoch, als ein Täter präsentiert wurde, der womöglich an einer Einbruchserie beteiligt war, bei der im Juli an der Rastanlage Hofolding Wohnmobile aufgebrochen wurden. Der gegenüberliegende Parkplatz Brunnthal gilt mit seinen dunklen Ecken als konspirativer Ort für viele, die sich gerne ungestört treffen. Wer weiß schon, was dort alles passiert?

Ein Holzkirchner wurde beraubt und in seinem Auto gefesselt

Und alle, die der Meinung sind, auch der Pendlerparkplatz an der Autobahnausfahrt Hofolding ziehe Menschen an, die einem Angst machen, werden sich bestätigt gefühlt haben, als dieser Tage bekannt wurde, dass ein 24-jähriger Holzkirchner dort an der Straße von Räubern in seinem Auto überfallen, gefesselt und ausgeraubt wurde. Im Juli vergangenen Jahres gab es einen ähnlichen Überfall an selber Stelle. Tatort Brunnthal - wer will, kann sich da was zusammenreimen.

Dieses immer wieder mit traurigen Nachrichten gespeiste Geraune und Gerede hat sich in Brunnthal über das rein Spekulative hinaus aber längst zum Politikum entwickelt. Pläne des Staatlichen Bauamts Freising, den noch auf Sauerlacher Flur befindlichen und bisher rechtlich nur geduldeten Pendlerparkplatz an der Autobahn neu und größer jenseits der Autobahnbrücke aufzuziehen, stoßen dort auf Widerstand.

Die Brunnthaler CSU hat auf ihrer Homepage eine interaktive Karte, auf der Problemstellen in der Gemeinde aufgezeigt sind, die man angehen will. Punkt 45 ist der Pendlerparkplatz. "Das wurde verhindert", heißt es dort zum geplanten Neubau. Doch da widerspricht Peter Döbl von der zuständigen Abteilung im Staatlichen Bauamt: "Das ist weiter ein Projekt, das wir betreiben." Dieses Jahr soll das Planfeststellungsverfahren für den 127 Stellplätze zählenden Pendlerparkplatz anlaufen. Dann könne die Gemeinde ja Einwände vorbringen.

Auf dem Parkplatz treffen sich Fahrgemeinschaften

Solche Pendlerparkplätze sind auch von der Staatsregierung politisch gewollt und werden von Autofahrern mehr und mehr genutzt. Pendler verabreden sich, stellen ein, zwei Autos ab, um dann gemeinsam mit einem Wagen nach München zur Arbeit zu fahren. An Wochenenden geht es in umgekehrter Richtung. Dann träfen sich dort die Wanderer oder Skifahrer, erzählt Sauerlachs Bürgermeisterin Barbara Bogner, die den Parkplatz für eine "sehr sinnvolle" Einrichtung hält, weil Verkehr vermieden wird. Auch Brunnthals Bürgermeister Stefan Kern (CSU) schätzt diese Vorteile. Er sieht aber auch die Probleme, weswegen die Gemeinde Abstriche an der Parkplatzplanung des Bauamts fordert.

Manches klingt für sich genommen banal. Doch die Summe macht es. Weil angrenzende Waldstücke verschmutzt werden, soll der neue Parkplatz möglichst eine Toilette bekommen und eingezäunt werden. Weil am jetzigen Parkplatz Förster zugeparkte Waldwege beklagen, sollen am neuen die Zufahrten gesichert sein. 16 Parkplätze weniger hätte Brunnthal auch gerne und nicht zuletzt, dass es Licht gibt am neuen Parkplatz.

Die Polizei hält die Stelle nicht für einen gefährlichen Ort

Peter Döbl vom Staatlichen Bauamt kann sich das vorstellen. "Standard ist es nicht." Doch man könne darüber reden. "Wir wollen so weit wie möglich auf die gemeindlichen Sorgen eingehen." Bürgermeister Kern will das Sicherheitsgefühl am Parkplatz erhöhen und lichtscheue Gestalten fernhalten. Bedenken in der Bevölkerung, sagt Kern, hätten sich durch die Überfälle "bestätigt". Kriminelle dürften keinen Raum finden.

Wie aus der Polizeiinspektion in Unterhaching zu erfahren ist, gilt der Pendlerparkplatz keineswegs als Gefahrenort. In 20 Jahren sei dort - trotz des aktuellen Vorfalls - kaum etwas passiert. Gerüchten zufolge soll schon mal eine Prostituierte dort ihre Dienste angeboten haben. Belegt ist das nicht. Doch was das angeht, geben sich die Bürgermeister eher gelassen. Vor 30 Jahren, sagt Bogner, seien die Damen mit den weißen hohen Stiefeln zwischen Sauerlach und Deisenhofen am Straßenrand gestanden. Das sei ganz normal gewesen. Damit sei sie "aufgewachsen", sagt die Bürgermeisterin. Manches habe man früher lockerer gesehen.

© SZ vom 28.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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