Bogenhausen/Unterföhring:Dicke Luft

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Stadtpolitiker fordern, die Emissionswerte des Heizkraftwerks München-Nord monatlich zu veröffentlichen

Von Nicole Graner, Bogenhausen/Unterföhring

Die Tabellen, die über die Emissionswerte auf der Webseite des Heizkraftwerks München- Nord (HKW) Aufschluss geben, sind für Nicht-Naturwissenschaftler so etwas wie eine Nachhilfe im Fach Chemie. Man lernt wieder, dass SO₂ für Schwefeldioxid, NO₂ für Stickstoffdioxid und HCI für Salzsäure steht. Und man findet auch die Abkürzung Hg, das Kürzel für Quecksilber. Allerdings nur in den Tabellen für die Jahresmittelwerte. Das reicht nicht, sagt die CSU in Bogenhausen. Sie forderte in der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses (BA) Bogenhausen die monatliche Dokumentation auf der Webseite und in der Rathaus-Umschau. Die Bürger müssten über die aktuellen Werte informiert werden. Weiter wirft die CSU in ihrem Antrag den Stadtwerken München (SWM) vor, dass auf Kosten von Mensch und Umwelt an moderner Filtertechnik gespart werde.

Auslöser für diese Forderung war eine Veröffentlichung des Hamburger Instituts Ökopol aus dem Jahr 2015, die dem HKW München-Nord eine Quecksilber-Emission von 39,5 Kilogramm im Jahr 2013 bescheinigte. Ein Wert, der wie Tassilo Strobl (CSU) betont, "zu hoch ist". Zahlreiche Studien belegten, wie groß die Gefahr für Mensch und Umwelt durch Quecksilber sei. Forscher haben beispielsweise in jüngsten Untersuchungen herausgefunden, dass sich der Anteil von Quecksilber in manchen Meeresregionen mindestens verdreifacht hat. In der Ökopol-Studie wird das Münchner HKW in einer Liste der Kohlekraftwerke mit den höchsten Quecksilber-Emissionen aufgeführt - auch wenn das HKW auf der Webseite der Stadt dokumentiert, dass durch den Einsatz hochwertiger Rauchgasreinigungsanlagen die vom Gesetzgeber vorgegebenen, sehr strengen maximalen Emissionswerte deutlich unterschritten worden seien.

Zu wenig, sagt die CSU in Bogenhausen. Immer wieder, ärgert sich Robert Brannekämper, sei vom Vorzeige-Kraftwerk die Rede. Schon einmal habe der BA nachgewiesen, dass der Dioxinwert um das 800-fache zu hoch gewesen sei; daraufhin habe die Stadt Dioxinfilter einbauen lassen. "Nun wird schädliches Quecksilber herausgepustet." Ein Resümee zieht Berndt Hirsch (FDP). Es sei traurig, dass in solchen Bereichen Deutschland hinterherhinke, in den USA habe man die Werte schon deutlich korrigiert.

Nun sollen die Stadtwerke monatlich Zahlen veröffentlichen und belegen, was die Stadt bisher unternommen hat, um die Quecksilber-Werte zu senken. Auch fordert der BA den Einbau eines Quecksilber-Abscheiders. Und Martin Tscheu (SPD) wünscht sich einen Besuch der BA-Mitglieder im HKW Unterföhring. Damit man einmal mit eigenen Augen sehe, was "die da nachts so verbrennen".

© SZ vom 13.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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