Bildung:Landkreise helfen Naturwissenschaften auf die Sprünge

Lesezeit: 2 min

Schon im Kindergarten soll das Interesse für Natur und Technik gefördert werden - so wie hier in Taufkirchen. (Foto: Angelika Bardehle)

Der Landkreis München bewirbt sich gemeinsam mit dem Landkreis Dachau als Mint-Region um Fördermittel der Staatsregierung.

Von Iris Hilberth, Landkreis

Mathe, Chemie, Physik - viele Jugendliche verdrehen noch immer die Augen, wenn die Rede auf die Naturwissenschaften in der Schule kommt. Erst kürzlich hat die jüngste Pisa-Studie bestätigt, dass die 15-Jährigen in Deutschland zwar gar nicht so schlecht sind in diesen Fächern. Nur: Das Interesse lässt zu wünschen übrig. Und kaum einer wird schief angeschaut, wenn er später damit kokettiert, nicht gerade ein Mathe-Ass gewesen zu sein.

Offenbar denkt nur rund ein Siebtel der Jugendlichen daran, später einmal einen Beruf zu ergreifen, der eine naturwissenschaftliche Ausbildung erfordert. Vor allem die Mädchen lernen den Satz des Pythagoras, die Fotosynthese und das Periodensystem der Chemie nur für die Schule. Nur 13 Prozent streben laut der Studie eine berufliche Karriere in den Naturwissenschaften an. Dem entgegen steht ein Mangel an Fachkräften genau in diesen Bereichen - deutschlandweit werden derzeit 212 000 Mitarbeiter aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik - kurz: Mint - gesucht.

Einige Schulen legen bereits den Schwerpunkt auf diesen Bereich

Die Schulen und die Politik haben schon einiges unternommen, um die Mint-Fächer attraktiver zu machen, auch im Landkreis München gibt es schon einige weiterführende Schulen, die ihren Schwerpunkt auf diesen Bereich legen und sich deshalb auch Mint-freundliche Schule nennen dürfen. Jetzt soll eine weitere Initiative gestartet werden, um noch mehr Jugendliche für die Naturwissenschaften und Mathematik zu begeistern. Das bayerische Kultusministerium will im kommenden Jahr sieben Regionen auswählen, die sich innerhalb von zwei Jahren zu "funktionsfähigen, regionalen Mint-Netzwerken" entwickeln wollen. Der Landkreis München hat sich in der letzten Sitzung des Kreistags vor Weihnachten dazu entschlossen, gemeinsam mit dem Landkreis Dachau eine Bewerbung einzureichen.

"Wir haben relativ gute Chancen, das zu werden", sagte Landrat Christoph Göbel (CSU), als er das Thema kurzfristig noch auf Tagesordnung setzte, weil der Bewerbungsschluss für die Teilnahme an dem Programm bereits am 31. Dezember abläuft. Es seien schließlich bereits viele weiterführende Schulen in dem Bereich tätig, insbesondere im Südosten des Landkreises gebe es eine besondere Ausprägung. Mit der zusätzlichen Förderung könnte eine gemeinsame Mint-Region im Münchner Umland entstehen.

Der Freistaat zahlt zwei Jahre einen Mint-Manager

Das Programm sieht vor, für die kommenden zwei Jahre einen so genannten Mint-Manager einzustellen, der die vorhandenen Angebote unterstützt, koordiniert und noch zusätzliche Lernorte und Aktivitäten außerhalb der Schulen unterstützt. Mittelfristig wird angestrebt, ein Schülerlabor oder ein Schülerforschungszentrum einzurichten. Dadurch soll die Bildungskette im Mint-Bereich vom Kindergarten bis zum Übergang in eine berufliche Ausbildung oder in ein Studium optimiert werden.

Der neue Mint-Manager wird zwei Jahre lang von der Staatsregierung bezahlt. Grundsätzlich müssen sich die Kreisgremien aber bereit erklären, diese Stelle mindestens für zwei weitere Jahre zu finanzieren. Genau diese Voraussetzung rief zunächst einige Skepsis im Kreisausschuss hervor. "Das ist eine weitere Sache, die der Freistaat anschiebt und wir weiter zahlen sollen", gab CSU-Fraktionssprecher Stefan Schelle zu bedenken.

Göbel sieht das aber weitaus entspannter. "Das ist nicht zwingend, sondern eine grundsätzliche Bereitschaft", sagt er, "diese Entscheidung fällt erst 2018." Der Landrat hält den Landkreis München als Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort in besonderem Maße dafür prädestiniert, die Mint-Förderung weiter voranzutreiben, um einem Fachkräftemangel nachhaltig entgegenzuwirken. Gewünscht seien ausdrücklich Bewerbungen einer Region und nicht von einzelnen Landkreisen, was sich freilich auch günstig auf die spätere Finanzierung auswirkt. "So könnten wir uns die Kosten mit dem Landkreis Dachau teilen", sagte Göbel, stellte vor der Abstimmung aber klar: "Im Moment ist es nur eine Bewerbung."

© SZ vom 20.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: