Baumschutz:Die Allee muss weichen

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Von den Alleebäumen in der Oberschleißheimer Veterinärstraße sollen 17 umgepflanzt und neun gefällt werden. Kritiker fürchten aber, dass auch die versetzten Bäume den Eingriff nicht überleben. (Foto: Catherina Hess)

Die Mehrheit des Oberschleißheimer Gemeinderats beharrt trotz Kritik der Grünen darauf, dass für die Erschließung des Universitätscampus alte Bäume gefällt oder verpflanzt werden.

Von Klaus Bachhuber, Oberschleißheim

Die Baumallee entlang der Oberschleißheimer Veterinärstraße soll gemäß der Ausbaupläne für die Straße fallen. Einen Vorstoß der Grünen, die Allee zu erhalten, hat der Gemeinderat mit großer Mehrheit abgewiesen. CSU, FW, SPD und FDP hielten an der Verbreiterung der Fahrbahn fest, die für den Linienbusverkehr ebenso notwendig sei wie für die Erschließung des Universitätscampus. In Verbindung mit der anvisierten Verpflanzung einiger Bäume sei dies die beste Lösung, so ihre einhellige Argumentation. Am Samstag ist eine Demonstration für den Erhalt der Allee geplant.

Nachdem der Bauausschuss des Gemeinderats die Straßenplanung einstimmig beschlossen hatte, zeigte sich Bürgermeister Markus Böck (CSU) verstimmt, dass die Grünen den Beschluss nun in Frage stellten. Das sei "eine fragwürdige Vorgehensweise". Grünen-Sprecher Fritz-Gerrit Kropp verwies darauf, dass die Fällung der Bäume in den Sitzungsunterlagen nicht erwähnt gewesen und erst in der Sitzung aufs Tapet gekommen seien. Damit habe die nötige Vorbereitung gefehlt. Florian Spirkl (SPD) betonte freilich, die Planunterlagen hätten "sehr deutlich durchgestrichene Bäume gezeigt", die Fällungen seien für jeden erkennbar gewesen.

Die inhaltlichen Argumente jenseits der Verfahrensfragen waren zuvor teils in intensiven Debatten in örtlichen Online-Foren ausgetragen worden. Der Bürgermeister und die CSU-Fraktion verwiesen in einer Stellungnahme darauf, dass 17 der 26 Bäume, die der Straßenerweiterung im Wege stünden, umgepflanzt und damit erhalten werden könnten. "Wegen neun Bäumen nun eine wirklich tragfähige und in die Zukunft gerichtete Planung zu verwerfen, wäre in unseren Augen ein großer Schritt rückwärts", so Böck und CSU-Sprecherin Stefanie Haselbeck.

Gaby Hohenberger von den Grünen, die den Widerstand gegen die Fällungen mit organisiert, bezweifelte, ob die verpflanzten Bäume auch tatsächlich eine Zukunft hätten. Zudem sei ihr die Notwendigkeit des Ausbaus nicht ersichtlich. In allen Plänen sei die hauptsächliche Erschließung des Universitätscampus über die Sonnenstraße an der Ostseite konzipiert gewesen, sagte Hohenberger. Dass jetzt über die Veterinärstraße von der Nordseite so viel Verkehr entstehe, dass die Straße verbreitert werden müsse, sei in den Gutachten nicht enthalten. Und für den Begegnungsverkehr von Linienbussen, der in der Ausschusssitzung als zentrales Argument genannt worden war, gebe es andere Lösungen. Man dürfe jedenfalls "nicht den Baumschutz gegen den Linienverkehr ausspielen", mahnte Hohenbergers Fraktionskollegin Helga Keller-Zenth.

Casimir Katz (FDP) argumentierte, seine Zielsetzung sei, "den öffentlichen Nahverkehr so stark zu fördern, wie es nur geht". Dazu sei dies unter Einbeziehung der Baumverpflanzungen "die optimale Lösung", alle aufgeworfenen Alternativen seien mangelhaft. Auch Spirkl sprach für die SPD von "angeblichen Patentlösungen", die aber nicht tragfähig seien. Bei der von Hohenberger angeregten Verschwenkung der Straße etwa käme "eine Allee mit versetzten Alleebäumen" heraus, spottete er. Für die Freien Wähler nannte Stefan Vohburger die beschlossenen Pläne angesichts der Verkehrsentwicklung "eine zukunftsfähige Lösung".

Hohenberger hatte in einer Stellungnahme zuvor betont: "Die Allee zu erhalten und dennoch über viele intelligente Lösungen den Verkehr zu steuern, das ist eine tragfähige und in die Zukunft ausgerichtete Planung". Andernorts würden Alleen oft "geschützt und gepflegt, oft mit Baumschutzgittern, um sie, solange es geht, zu erhalten". Eine Allee sei ein ökologisch vernetzter Lebensraum, die Bäume filterten Staub und Abgase, minderten Lärm, spendeten Schatten und speicherten C0₂. Umgepflanzte Bäume würden oft nicht richtig anwachsen. "Umso mehr müssen wir unsere noch stabilen Bäume erhalten", appellierte sie.

Jenseits des Grünen-Antrags zur Korrektur des Beschlusses läuft bereits eine Unterschriftenaktion zum Erhalt der Allee. Am Samstag, 19. Juni, soll sie um 11 Uhr mit einer Demonstration an der Veterinärstraße untermauert werden. "Viele Leute sind wirklich sauer", sagte Hohenberger. Zu der Demo haben sie, die ehemalige SPD-Gemeinderätin Brigitte Scholle und die Anliegerin Friederike Forster aufgerufen.

© SZ vom 17.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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