Ausstellung:Eintauchen ins Blütenmeer

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Wie eine fotografische Momentaufnahme: Kontrastreiche Blütenbilder von Elke Schäffer-Lürssen sind im "Treffpunkt Kunst" zu sehen. (Foto: Claus Schunk)

Mit Elke Schäffer-Lürssens blumigen Acrylbildern eröffnet der Kunstverein Ottobrunn die Herbstsaison. Die Arbeiten der Künstlerin führen den Betrachter tief in Details von Natur und Sein

Von Angela Boschert, Ottobrunn

Schon durch die Fenster der Galerie des Kunstvereins am Ottobrunner Rathausplatz blickt man auf großformatige Calla-Blüten an den Wänden. Ihre gelben Blütenschäfte und ihr einzelnes - mal weißes, mal gelbes - Hochblatt leuchten vor schwarzem Hintergrund. Die Betrachter schauen in die Blüte hinein, man scheint ganz tief ins Innere zu gelangen und ist gebannt von ihrer Schönheit. Auf den großflächigen Acrylbildern wirken die Blüten wie eine fotografische Momentaufnahme, die mit zarten Wischeffekten spielt. Als wolle sich der Blütenschaft in seine umgebenden Blätter zurückziehen, hängt da noch eine kleine Calla und wirkt als reizvoller, fast zarter Kontrast zur Überdimensionalität der umgebenden Blumenpracht.

Noch bis 30. September ist ein Querschnitt durch das malerische Schaffen der Ottobrunner Künstlerin Elke Schäffer-Lürssen im Treffpunkt Kunst, der Galerie des Kunstvereins (KVO), zu sehen. Schäffer-Lürssen gehört seit August dem neuen, vierköpfigen Vorstand des Vereins an. Mit ihrer sehenswerten Ausstellung startet der Kunstverein in die Wintersaison.

Der neue Vorstand um den Vorsitzenden Jörg Egerer hat viele Pläne; bereits bei der Vernissage zu Schäffer-Lürssens Werkschau - die aufgrund terminlicher Bedingungen erst verspätet stattfand - werden Pläne für weitere Ausstellungen laut, auch über die Aufwertung der Galerieräume denken die Mitglieder nach.

Das Untergeschoss der Galerie zieren in diesen Tagen Acrylmalereien mit weißen fliegenden Daunenfedern auf unifarbenem blauem (2002), orangem und grünem (beide 2003) Grund aus Schäffer-Lürssens Feder. Zu den Federbildern habe sie der Film "Forrest Gump" angeregt, dessen Handlung von einer herumwehenden weißen Feder, der die Kamera aus der Vogelperspektive folgt, eingerahmt wird, sagt die Künstlerin. Wie die Calla hat sie auch diese Thematik im Jahr 2019 erneut aufgegriffen, bei der "Daunenfeder liegend" aber den Hintergrund changierend grau gemalt. Kippt man die Leinwand, tritt die Feder aus dem Bildgrund heraus. In allen Versionen wird der Flaum der Federn haptisch greifbar, so detailliert ist jeder einzelne Bogenstrahl der feinen Federäste gemalt. Die feinsten Federteilchen laufen "in einem weichen, dennoch festen Spannungsbogen aus, alles in einer Leichtigkeit, die das Fliegen ermöglicht", beschreibt es Anna Arndt, die künstlerische Leiterin des KVO, in ihrer Laudatio.

"Wasser hat größte Bedeutung im Leben der Künstlerin, die diesem Element alle verfügbaren Blautöne und eine riesige Leinwand für einen einzigen Wassertropfen widmet", sagt Arndt. Der genannte Tropfen mit dem Titel "Weisheit" (138 x 138 cm, Acryl auf Leinwand) entstand 2004 und hängt präsent im Untergeschoss der Galerie. Da springt der fast quadratische Tropfen Wasser von der Wasseroberfläche wieder nach oben. Er hat am Auftreffpunkt eine schnapsglasgroße Vertiefung erzeugt und Wellen in Gang gesetzt. "Alles, was man tut, hinterlässt etwas, beziehungsweise, löst etwas aus", sagt Schäffer-Lürssen dazu. "Man muss also achtsam sein bei dem, was man tut."

Doch das Herzensstück der Künstlerin - die Autodidaktin ist eine wahre Vertriebsexpertin und führt begeistert und begeisternd durch ihre Ausstellung - hängt nebenan. "Ich finde sie einfach toll", sagt sie zu ihrem jüngsten Werk, der Giraffe "Gentileschia" (Öl auf Leinwand, 60 x 80 cm). Sie blickt von oben herab auf den Betrachter, liebenswert und fragend zugleich. Ausgehend vom dunklen Blau hinter den zueinander gewandten behaarten Hörnern gleitet man beim Betrachten hinab zur Nasenspitze und verharrt bei den intensiven Augen mit ihren langen Wimpern. Dass Kinder die Giraffe zur Darstellung ihrer Mutter nehmen, wird glaubhaft: Sie überschaut hier alles, sogar den Vogelstrauß "Hironimus", der keck von der gegenüberliegenden Wand auf den Besucher schaut. Das ist ein richtiges Gute-Laune-Bild.

Die abstrakten Quadratbilder in Acryl-Fließtechnik, die Blüten zu zeigen scheinen, erfordern eine gänzlich andere Arbeitsweise von der Künstlerin. Bei ihnen heißt es Loslassen, wohingegen die 54-Jährige sonst sehr bewusst gestaltet, ja akribisch-detailliert malt. Kuratorin Arndt darf zu Recht stolz sein auf ihre erste mit KVO-Kassenwartin Schäffer-Lürssen gemeinsam kuratierte Ausstellung. Hängung und Konzept sind gelungen, man darf auf die nächsten Projekte des Vereins, etwa Gemeinschaftsausstellungen verschiedener Sparten oder Pop-up-Kunst, gespannt sein.

Die Ausstellung von Elke Schäffer-Lürssen ist noch bis Donnerstag, 30. September, in der Galerie Treffpunkt Kunst, Rathausstraße 5, Ottobrunn, zu sehen, Samstag von 10 bis 13 Uhr sowie immer Donnerstag und Freitag von 15 bis 18 Uhr . Der Eintritt ist kostenfrei, die Hygienevorschriften sind zu beachten. Die Künstlerin ist zu den Öffnungszeiten in der Galerie anwesend.

© SZ vom 25.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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