Advent für Anfänger:Von drauß vom Walde

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Josef Sedlmair aus Aying auf seiner Christbaumplantage. (Foto: Claus Schunk)

Christbäume gibt es bei Josef Sedlmair nicht nur zu Weihnachten. Kein Wunder: Der Ayinger hat mit der Zucht der Tannen das ganze Jahr zu tun.

Von Laura Geigenberger, Aying

Ob er will oder nicht - Josef Sedlmair denkt bei der Arbeit ständig an Weihnachten. Der Ayinger Landwirt und Besitzer des Bergtierparks in Blindham betreibt schließlich auch eine Christbaum-Plantage. Auf rund 15 Hektar baut er dort Nordmanntannen und andere Nadelgehölze an, welche sich seine Kunden zur Adventszeit selbst schlagen können. Darauf schaffe er das ganze Jahr hin, sagt der 47-Jährige: "Es gibt keine Woche, in der ich nichts mit den Weihnachtsbäumen zu tun habe."

Nachdem er im Frühjahr neue Jungpflanzen gesetzt hat, gibt es stets "allerlei Pflegemaßnahmen" zu erledigen, die sich über den ganzen Sommer ziehen: Unkraut mähen, Formschnitt, Doppelspitzen abzwicken, Vogelstäbe setzen, Zäune kontrollieren. Auch müsse er schon in der Jahresmitte anfangen, den "verkaufsbereiten" Bestand zu prüfen, denn schon Anfang November schneidet Sedlmair die ersten großen Bäume für Rathausplätze oder Geschäfte. Um den ersten Advent herum öffnet er den Verkauf in Blindham.

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Seine Plantage ist ein Familien- und Traditionsbetrieb. Gegründet hat sie Ende der Achtzigerjahre sein Vater. Dieser habe "schon immer" Christbäume verkauft, erinnert sich der Sohn. Anfangs seien es Fichten gewesen, die er von der ganz normalen Waldpflege mit nach Hause brachte. Doch weil sich die Mode änderte und die Kunden statt Fichten im Laufe der Jahre die weniger piksenden Nordmanntannen bevorzugten, habe er 1987 zum ersten Mal Tannen angepflanzt. Aus diesen ersten "Mini-Bäumen", wie er sagt, ist seither ein ganzer Nadelwald herangewachsen.

Auch wenn der Weihnachtsbaum zum großen Christenfest nicht wegzudenken ist, stammt der Brauch vermutlich aus heidnischen Kulturen der Frühgeschichte: Zur Wintersonnenwende stellten die Menschen sogenannte Wintermaien - immergrüne Zweige - in ihren Häusern auf, um böse Geister zu vertreiben. Im Mittelalter, als sich Heiden- und Christentum vermischten, brachte die Kirche solche Gehölze mit dem Paradies und dem ewigen Leben in Verbindung. Einen ersten mit Obst, Oblaten, Nüsse und Lebkuchen geschmückten Baum sollen Bäckerknechte 1419 in Freiburg zu Heiligabend aufgestellt haben. Im 16. Jahrhundert erklärte Martin Luther den Christbaum schließlich zum Weihnachtssymbol der Protestanten. Von Deutschland aus verbreitete sich der Brauch schließlich in Europa sowie - über europäische Auswanderer - in Nord- und Südamerika.

Der Tradition ist mittlerweile eine Industrie entsprungen - mit der Folge, dass nicht mehr jedes Bäumchen so "grün" ist wie es auf den ersten Blick scheint. Je nach Händler sind die Nadelhölzer konfektionierte Billigware, herangezüchtet auf Massenplantagen im Ausland, oftmals unter Verwendung von Pestiziden und Düngern. Doch nicht so auf der Plantage von Josef Sedlmair: Bei ihm können die Kunden auf der Suche durch seinen Tannenwald streifen und sich ihren Christbaum selbst absägen. Viele seiner Kunden kämen aus diesem Grund ganz bewusst zu ihm, sagt der Ayinger, denn sie könnten sich so vergewissern, dass der Baum in ihrem Wohnzimmer "zu hundert Prozent frisch ist".

Seine Kunden sind ihm zufolge vor allem junge Familien. Denn für Kinder wie auch deren Eltern sei es immer ein "besonderes Erlebnis" im Advent, gemeinsam den eigenen Weihnachtsbaum zu fällen.

In dieser Kolumne erklären bis zum Heiligabend täglich Profis Bräuche und Traditionen der Advents- und Weihnachtszeit.

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