Lärmbelastung:"Um 5.50 Uhr stehe ich im Bett"

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Fährt nicht mehr bis zur Eichenstraße, sondern bis zum Maxhofweg. Die Routenänderung der Buslinie 269 führt zu Protesten in Neuried. (Foto: Denise Hoefle)

Neurieder aus der Wettersteinstraße beschweren sich über den 269er Bus

Von Johannes Korsche, Neuried

Die Buslinie 269 fährt seit Anfang Dezember neue Haltestellen in Neuried an, um bisher nicht erschlossene Bereiche der Gemeinde an den öffentlichen Nahverkehr anzubinden. So endet die Buslinie, die Neuried mit dem Klinikum Großhadern verbindet, seither mit einer Haltestelle am Maxhofweg und fährt davor - ebenso neu - die Zugspitzstraße an. Weil der Bus dabei über die schmale Wetterstein- und Karwendelstraße wendet, regt sich seit der Routenumstellung heftige Kritik bei den Neuriedern, die an dieser Schleife wohnen. Die neue Route sei für sie selbst unnötig und zudem nahezu nicht genutzt, die Lärmbelastung zu hoch und überhaupt die ganze Linienverlängerung zu teuer, so die Kritiker.

Sie haben nun eine Liste mit 94 Unterschriften gegen die Linienverlängerung bei der Gemeinde eingereicht. Der Gemeinderat beschloss in seiner Januarsitzung, die neue Busroute probeweise trotz des Protestes beizubehalten. Nach einem halben Jahr soll eine Fahrgastzählung Klarheit schaffen, ob die Haltestelle an der Zugspitzstraße auch künftig bedient wird.

Der 269er fährt montags bis freitags im Halbstundentakt von 5.50 Uhr an am Maxhofweg los, der täglich letzte Bus kommt um 19.16 Uhr am Maxhofweg an. Durch die zwei neuen Haltestellen und den Halbstundentakt entstehen der Gemeinde jährlich Kosten in Höhe von 49 000 Euro, teilte Bürgermeister Harald Zipfel (SPD) den Gemeinderatsmitgliedern mit. Zwar sei die Gemeinde bis Ende 2021 vertraglich gebunden, doch ihm sei signalisiert worden, berichtet Zipfel, dass gegebenenfalls doch noch Änderungen möglich seien.

Änderungen, die vor allem die Anwohner der Wettersteinstraße vehement fordern. Abgesehen von der Unterschriftenliste sind auch mehrere E-Mails bei der Gemeinde eingegangen, denen eines gemein ist: Sie fordern, die Linie nicht länger über die Wettersteinstraße wenden zu lassen. Eine Anwohnerin schreibt, sie und ihre Nachbarn fühlten sich durch die Umstellung "extrem belästigt, und dies, obwohl wir überhaupt keinen Nutzen von der Buslinie, beziehungsweise neuen Bushaltestelle haben". Schließlich sei die U-Bahnstation Fürstenried West und die Neurieder Straße mit ihren Bushaltestellen nicht weit entfernt. Die Parkplatzsituation in ihrer Straße habe sich verschärft, weil mit dem Bus auch Halteverbote kamen. Zipfel verwies in der Sitzung darauf, dass nach wie vor pro Wohnung ein Stellplatz vorhanden sei.

Die Kritiker schlagen vor, den Bus entweder gar nicht erst über die Zugspitzstraße fahren zu lassen, sondern lediglich die Haltestelle Maxhofweg anzufahren und dann auf die M 4 in Richtung Hainbuchenring abzubiegen. Oder den Bus über die Werdenfelser Straße zum Alpspitzring zu führen. Am Alpspitzring könne eine Haltestelle den "dortigen Bewohnern auch noch einen Nutzen" bringen, da diese tatsächlich weiter von anderen Angeboten des öffentlichen Nahverkehrs entfernt seien, heißt es in einer E-Mail. Zudem könne der Bus ebenso über den Alpspitzring wenden. Den aufgestauten Unmut brachte ein Neurieder auf den Punkt, als er erbost - weil er satzungskonform in der Diskussion der Gemeinderäte nicht das Wort erteilt bekam - den Sitzungssaal verließ. Nicht ohne laut fluchend zu schimpfen. "Mein Leben ist beschissen wegen des Busses, um 5.50 Uhr stehe ich im Bett."

Bei der Debatte des Gemeinderats hörten die Neurieder Bürger einerseits viel Verständnisbekundungen. "Wir muten den Anwohnern der Wettersteinstraße einen Bus zu, den sie gar nicht brauchen", sagte unter anderem Dieter Maier (Grüne). Allerdings: Den Bus nicht mehr zur Zugspitzstraße fahren zu lassen, sei auch eine Zumutung - für die Neurieder, die auf diesen Bus angewiesen seien, fügte Maier an. Damit fasste er die Stimmung in der SPD- und Grünen-Fraktion zusammen. Anders dagegen die Meinung bei den CSU-Gemeinderäten, die daher der Forderung von Markus Crhak (Bündnis Zukunft Neuried) folgte, die Haltestelle Zugspitzstraße bis auf Weiteres nicht mehr anzufahren. Bei Stimmengleichheit wurde dieser Antrag abgelehnt. Daher beschlossen die Gemeinderäte den fortlaufenden Betrieb der Haltestelle an der Zugspitzstraße für ein halbes Jahr. Mit einer Fahrgastzählung soll festgestellt werden, ob sich die Verlängerung der Linie 269 bewährt.

© SZ vom 06.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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