Lärmbelastung an der Lindauer Autobahn:Zu viel Geld für wenig Effekt

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Lärmminderung an der A 96: Vielleicht sind Parabol-Wände die Lösung. Voraussichtlich im Februar soll eine Untersuchung Klarheit bringen. (Foto: Catherina Hess)

Gräfelfing lässt die Idee von fest installierten Geschwindigkeitsmessanlagen an der A 96 fallen

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Zu teuer und zu wenig effektiv: Eine Abstimmung im Gräfelfinger Ausschuss für überörtliche Angelegenheiten hat einer dauerhaften Geschwindigkeitsmessanlage an der Lindauer Autobahn A 96 das Aus beschieden: eine Mehrheit entschied, das Projekt werde keine spürbare Lärmreduzierung bringen. Es ist bereits das zweite Mal, dass die Idee einer Messanlage scheiterte.

Vor über einem Jahr brachte die CSU mit einem Antrag die dauerhaft installierte Messanlage wieder ins Spiel. Einmal war sie da schon abgelehnt worden. Auch damals hatte es geheißen, die Installation sei zu teuer und bringe zu wenig Nutzen. Wenige Jahre später ist das nun nicht anders. Die Idee war jetzt, vier Messanlagen im Bereich des Autobahntunnels aufzustellen, die wechselweise mit einer Kamera bestückt werden. Die Autobahndirektion machte jedoch hohe Auflagen, die Kamerabehausungen aufzustellen: Aufwendige Haltebuchten sind zu bauen, damit die Messstation bequem und sicher angefahren werden kann. Eine Station kommt so auf 130 000 Euro, eine Kamera kostet weitere 50 000 Euro. Bei vier Standorten kostet das die Gemeinde 570 000 Euro.

Weitere Untersuchungen zeigten, dass der Nutzen der Anlage fraglich ist. Das Ingenieurbüro Accon kam zu dem Ergebnis, dass die meisten Fahrzeuge auf dem Autobahnabschnitt um zehn bis 20 Stundenkilometer zu schnell fahren. Werden sie durch eine Geschwindigkeitsmessanlage zum Abbremsen animiert, bringt das eine Lärmreduzierung um ein bis zwei Dezibel - eine Minderung, die für das menschliche Ohr nicht wahrnehmbar sei, fasste Markus Ramsauer von der Verwaltung die Untersuchungsergebnisse zusammen.

"Das ist viel Geld für wenig Effekt", stellte Katharina Weber (Grüne/Unabhängige Liste) fest. Mathias Pollok (Interessengemeinschaft Gartenstadt Gräfelfing/IGG) plädierte dafür, dem Bürger die Wahrheit zu sagen: "Wir können keine adäquate Lösung anbieten." Die Gemeinde soll nun den Fokus auf Alternativen zur Lärmreduzierung legen, schlug Petra Schmid (CSU) vor. Eine Untersuchung, was etwa Parabol-Wände bringen könnten, wird voraussichtlich im Februar im Ausschuss vorgestellt. Einzig Peter Köstler, CSU-Fraktionssprecher, hielt an seinem Antrag fest. Er kritisierte die Behörden, die die Hürden für die Installation der Anlage so hochgelegt hätten: "Ich habe den Eindruck, man will nicht. Das ist bedauerlich." Er war überzeugt davon, dass Abbremsen auf der Autobahn effektiv sei, "und wenn man nur ein paar Lkw zum Bremsen bringt." Jörg Scholler (FDP) ließ das nicht so stehen. "Man kann doch ein Projekt nicht schönreden". Eine Messanlage habe allenfalls einen Placeboeffekt. Mit einer Gegenstimme lehnte der Ausschuss es ab, das Projekt weiterzuverfolgen. Nun muss noch der Gemeinderat darüber entscheiden.

© SZ vom 05.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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