Kylie Minogue auf Deutschland-Tour:Aphrodite im Kreisverkehr

Pop-Königin Kylie Minogue tourt durch Deutschland. Warum sie sich für scharf und sinnlich zugleich hält und ihrer Meinung nach zu Recht zu einer Göttin gekürt worden ist.

Michael Zirnstein

Kylie Minogue ist eine der beiden Königinnen des Pop - nur Madonna und sie hatten jeweils Nummer-1-Hits in den Achtzigern, den Neunzigern und nach der Jahrtausendwende. Man schaue sich den Hofstaat der 43-jährigen Australierin an, die auch ein Markenreich von Parfums bis Heimtextilien regiert: 27 Songwriter schneiderten ihr das aktuelle Album "Aphrodite" auf den Leib; 120 Bedienstete begleiten sie auf der Welttournee, die sie am Samstag in die Olympiahalle führt. Als Königin tritt die einst als "singender Wellensittich" belächelte Serien-Schauspielerin da längst nicht mehr auf - sie inszeniert sich als goldene Göttin.

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"Die Leute sagen, dass ich momentan ganz hübsch aussehe": Kylie Minogue.

(Foto: AFP)

SZ: Sie waren mal wieder bei Stefan Raab in einer großen Samstagabend-Sendung zu Gast. Was halten Sie als Entertainment-Expertin von deutschen Fernsehshows?

Kylie Minogue: Die sind verrückt. Und lang. Das Publikum muss ganz schön viel Sitzfleisch mitbringen. Die hocken Stunden da. Aber: Die deutschen Fernsehsendungen sind einfach sensationell in ihrer Größe, und sie haben sehr gute Konzepte und Ideen.

SZ: Mögen Sie Stefan Raab? Sie albern immer viel zusammen herum.

Minogue: Ja, sicher. Komiker, die auch mir erlauben, witzig zu sein, mit denen rede ich gerne. Ich habe über all die Jahre Moderatoren getroffen, die zu egozentrisch waren, alles ging nur um sie, das hat mich gelangweilt. Aber mit Stefan kann man schön spielen.

SZ: Auch Ihre neue Show ist extrem aufwendig: Ein Lichtermeer, Wasserfontänen, sieben Hebebühnen - was hat Sie dazu inspiriert?

Minogue: Das ist der angemessene Spielplatz für eine "Aphrodite", so wie das Album heißt. Die Show haben wir aber "Les Follies" genannt, wir nehmen also Bezug auf die legendären "Ziegfeld Follies" am Broadway und einige Revuefilme aus den Dreißigern.

SZ: Die Filme von Busby-Berkeley, dem Meister der Revue-Choreographie, sind bekannt für ihre geometrischen Massenszenen.

Minogue: Genau! Der Meister! Natürlich ist das schwierig nachzuahmen, wenn man nur eine begrenzte Zahl an Leuten auf der Bühne hat und das live machen muss. Aber der Geist davon soll erhalten bleiben. Und Aphrodite und der Mythos dahinter bieten natürlich auch eine schöne Vorlage: Wie wurde sie oder vielleicht nicht nur sie, sondern Göttinnen generell, in den Dreißigern dargestellt. Ich bin völlig eingetaucht in diese Aphrodite-Welt. Und wir tun unser Bestes, das in einen modernen Kontext zu stellen - und neben den alten Hits so viele Songs aus dem neuen Album unterzubringen wie möglich. Ausgewogen und aufregend, so soll die Show sein.

SZ: Gibt es Momente in Ihrem Leben, in denen Sie sich wie im Song "Aphrodite" als "golden Girl" fühlen, wie eine Göttin?

Minogue: Ja. Nur deswegen habe ich das Album so genannt, nur deswegen kann ich diese Rolle spielen: Ich kann mich auf der Bühne so fühlen. Ein Konzert und die geteilte Energie mit dem Publikum - das ist wie ein Zauber. Wenn ich bei jemandem dasselbe Gefühl von Liebe erwecke wie bei mir, dann fühle ich mich so sehr wie Aphrodite, wie nur irgendwie möglich.

SZ: Wie werden Sie wieder ein Mensch nach der Show?

Minogue: Das braucht eine Weile. Ich bin in einer ganz anderen Zeitzone auf der Tournee. Frühstück ist, wenn andere zu Mittag essen. Und Mittag ist, wenn für andere Abend ist. Die Show ist gegen 23 Uhr zu Ende. Danach machen wir das, was wir "debunk" nennen - die Maske fallen lassen. Da schminken wir uns ab, nehmen Haare und Kostüme ab, und ich versuche wieder zu landen. Das braucht ein paar Stunden. Ich schlafe nicht vor vier Uhr ein. Also, ich mache nichts Spezielles, um herunterzukommen, kein Yoga oder so, es braucht nur Zeit.

SZ: Was speziell Ihre männlichen Fans interessieren dürfte: Wie viel zeigen Sie? Wie kurz sind Ihre Kostüme?

Minogue: Nun, die sind ja nie besonders lang. Schauen wir der Tatsache ins Auge: Ich gehe nicht im Trenchcoat auf die Bühne.

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