Kurzkritik:Unverwüstlich

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Das Klavierduo Tal & Groethuysen im Herkulessaal

Von Harald Eggebrecht, München

Ludwig van Beethovens 5. Symphonie kann man getrost als einen seiner größten "Hits" bezeichnen. Sie bleibt auch dann unverwüstlich erfolgreich, wenn das große Orchester nur durch ein vierhändig bespieltes Klavier, Violine und Violoncello ersetzt wird. Am Ende dieser furiosen, in gewisser Weise durchaus orchestral wirkenden Aufführung im Herkulessaal durch Yaara Tal und Andreas Groethuysen am Klavier, Sergey Malov, Violine, und Raphaela Gromes, Violoncello, brandete der Beifall allenthalben mit Bravorufen auf, so prägnant, rhythmisch forsch und klangverständlich trafen die vier Musiker Buchstaben und Geist der Symphonie in dieser ungewöhnlichen, aber im 19. Jahrhundert keineswegs unüblichen Kammerbesetzung. Carl Burchard (1818-1896) hat sie angefertigt und auch sonst sich mit solchen Bearbeitungen für den Hausgebrauch oder zu Studienzwecken einen Namen gemacht. Das zugegebene Andante con moto von Franz Schuberts "Unvollendeter" allerdings eignet sich weniger für diese Besetzung bei aller Qualität der Darbietung. Der Schubert'sche Klangstrom wollte sich nur schwer einstellen.

Tal & Groethuysen sind weltweit eine Institution in Sachen Klavierduo, sei es vierhändig wie an diesem Beethoven gewidmeten Abend oder sonst an zwei Klavieren. Sie begannen hochamüsant mit den Variationen über ein Thema des Grafen Waldstein aus den frühen Bonner Jahren, die schon einiges vom Überraschungspotenzial des Junggenies zeigen. Die große Fuge B-Dur op. 134, bis heute ein Klotz von schockierender, ja, verstörender Schroffheit geriet klanglich etwas grau und machte in der Verengung auf eine Tastatur, immerhin eine originale Bearbeitung von Beethoven selbst, einen weniger auffächerbaren Eindruck als die originale Streichquartettfassung. Dafür leuchtete Schuberts späte f-Moll-Fantasie in ihrer unstillbaren Sehnsucht, ihren meditativen Flächen und ihrer tiefgestaffelten Verzweiflung bis zur Ausweglosigkeit bezwingend und bewegend auf.

© SZ vom 20.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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