Kurzkritik:Duftige Rauchwölkchen

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"Cypress Hill" trotzen der betrüblichen Akustik im Zenith

Von Martin Pfnür, München

Kein Zweifel, in Sachen Hip-Hop-Basiswissen hat die Münchner Polizei ihre Hausaufgaben gemacht. Emsig werden da die Runden ums Zenith in Freimann gedreht, was im Endeffekt vor allem auf die dortigen Gastgeber des Abends und ihrer allseits bekannten Haltung gegenüber illegalen Rauchwaren zurückzuführen ist. Cypress Hill aus South Gate, Kalifornien, die mit ihrer 25th Anniversary World Tour gerade ihr 25-jähriges Bestehen feiern (obwohl es sie bereits seit 1988 gibt), preisen den Cannabisrausch noch immer so konsequent wie kaum eine zweite Hip-Hop-Formation. "You know, that you're allowed, to smoke sweet weed, eh?", fragt Chef-MC B-Real etwa nach den ersten Stücken, was die schleifendrehenden Polizisten draußen angesichts unverrückbarer BTMG-Regelungen und dem Rauchverbot in geschlossenen Räumen eher nicht gut geheißen hätten.

Sei's drum. Der sowieso schon ausgelassenen Stimmung im relativ mäßig gefüllten Zenith bekommt dieser kleine revolutionäre Akt durchaus gut. Ein duftiges Rauchwölkchen nach dem nächsten steigt da nun gen Hallendecke, während der näselnde B-Real und Sen Dog ein höchst THC-haltiges Klassiker-Medley abfeuern, dass sie mit "Roll it up, Light it up" einläuten und dem lautstark vom Publikum skandierten "I Wanna Get high" vorantreiben, um schließlich mit dem Bassmassiv von "Dr. Greenthump", mit "Hits from the Bong" und "Insane in the Brain" auch die hinteren Reihen zu mobilisieren. Allein die Industriehalle mit ihrer seit jeher betrüblichen Akustik gibt mal wieder den Spielverderber. So verpufft das nuancierte Spiel von Eric Bobo an der Percussion ebenso wie der Großteil der Details, die DJ Muggs an den Turntables in den Raum schickt.

Das großartige Gitarrensample aus Dusty Springfields "Son of a Preacherman" in "Hits from the Bong"? Ein fernes Echo. Gary Burtons feine Vibrafon-Figur aus "Las Vegas Tango" in "Illusions"? Zermatscht und überlagert vom Beat. Einzig die wunderbare Scratch- und Percussion-Instrumentaleinlage, die DJ Muggs und Eric Bobo gegen Ende des Konzerts kredenzen, kommt so an, wie sie es soll. Schade eigentlich.

© SZ vom 16.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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