Kunstprojekt:Auf Kurs

Lesezeit: 1 min

Die Entstehung des Interimsquartiers für den Gasteig wird fotografisch begleitet

Von Sebastian Krass

Sie hat ihre festen Positionen, auf der anderen Isarseite, an der Kreuzung Brudermühl- und Schäftlarnstraße und vor allem auf der Baustelle. Mindestens zweimal im Monat kommt Jacqueline Tebcharani zu ihren Positionen, hat ihre Kamera dabei und macht Fotos aus dem jeweils gleichen Blickwinkel. So dokumentiert sie die Entstehung des Interimsquartiers für den Gasteig in Sendling. Die 57-Jährige tut das für sich, Tebcharani, im Berufsleben Betriebsrätin bei einem IT-Unternehmen, hat Fotografieren vor sechs, sieben Jahren zu ihrem Hobby gemacht. Und sie tut das zusammen mit sieben anderen Teilnehmern eines Langzeitkurses der Volkshochschule (VHS) mit dem Namen "Interim - der Gasteig kommt nach Sendling". Außerdem tut sie das für den Bezirksausschuss, der das Projekt finanziell unterstützt, sowie für das Stadtarchiv.

1 / 2
(Foto: Sarah Seifert)

Über Monate hinweg wird der Fortschritt immer von derselben Perspektive aus festgehalten.

2 / 2
(Foto: Andreas Weimann)

Im Mai sollen die Bilder dann in einer Ausstellung gezeigt werden.

Der VHS-Kurs begann im Frühjahr, als das Areal der Stadtwerke noch in seinem ursprünglichen, etwas maroden Zustand war. Inzwischen sind einige Gebäude abgerissen, und vor etwa zwei Monaten begannen die Arbeiten für das Fundament der Philharmonie. Zudem wird eine denkmalgeschützte Fabrikhalle, Baujahr 1920, saniert und umgebaut. Sie wird zum Foyer des sogenannten Sendlinger Gasteig, auch die Stadtbibliothek wird dort teilweise einziehen. Die übrigen Nutzer des eigentlichen Gasteig kommen in Modulbauten unter. 90 Millionen Euro sind für das Interimsquartier veranschlagt. Im Jahr 2021 soll es in Betrieb gehen. Dann, so der Plan, endet auch dieser Kurs.

Die Dokumentation der Veränderung ist der eine Teil des Kurses. Jeder Teilnehmer hat sich aber auch einen persönlichen, eher künstlerischen Zugang gesucht. Tebcharani etwa konzentriert sich "auf die Fenster auf dem Gelände, auf Durchblicke und Spiegelungen", wie sie erzählt. Die Fabrikhalle biete da besonders interessante Motive. Ein anderer Teilnehmer macht Langzeitbelichtungen mit einer Lochkamera. Begleitet werden sie von Kursleiter Gérard Pleynet. Im September haben sie dem Bezirksausschuss erste Ergebnisse präsentiert, am 13. Mai startet eine Ausstellung in der VHS am Harras. Und wenn es nach Tebcharani geht, würden die Fotos auch an den Bauzäunen gezeigt. Aber die dafür nötigen Abstimmungen liefen noch, erzählt sie. Der Horizont von Kursleiter Pleynet geht schon viel weiter: "Es wird auch einen Kurs zum Umbau des Gasteigs geben." Er selbst wird das ebenfalls fotografisch begleiten - "bis der Rückumzug abgeschlossen ist". Das soll nach derzeitiger Planung im Jahr 2026 so weit sein.

© SZ vom 30.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: