Kunden enttäuscht:Klagen über Lücken im Netz

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Die Stadtsparkasse organisiert das System ihrer Filialen im Stadtgebiet neu. Viele der Außenstellen ließen sich nicht mehr rentabel betreiben, heißt es. Bei den Bürgern in den Vierteln kommt das nicht so gut an

Von Ulrike Steinbacherund Renate Winkler-Schlang, München

"Oh nein", sagt der Kunde aus dem Olympiadorf betroffen, als er hört, dass seine Stadtsparkassen-Filiale am Helene-Mayer-Ring von März 2018 an nur noch zwei, drei Tage die Woche geöffnet ist. "Hier wohnen doch so viele Leute." Aber für die Stadtsparkasse lässt sich diese Außenstelle nicht mehr rentabel betreiben. Man habe Fixkosten, mindestens vier Mitarbeiter seien nötig, um den Betrieb aufrecht zu erhalten, da sei eine Außenstelle nicht wirtschaftlich, "wenn sie nur noch selten von Kunden genutzt wird", sagt Sparkassen-Sprecher Joachim Fröhler.

Zehn ihrer künftig 58 Filialen wird die Stadtsparkasse vom kommenden Frühjahr an nur noch tageweise öffnen. Neben dem Olympiadorf betrifft das im Norden die Standorte Feldmoching (Josef-Frankl-Straße 23), Kieferngarten (Karl-Köglsperger-Straße 31) und Gerberau (Mannertstraße 20). Im Osten stehen am Mariahilfplatz (Ohlmüllerstraße 32) in Haidhausen, an der Oberföhringer Straße 155 in Bogenhausen und der St.-Veit-Straße 15 in Berg am Laim nur noch zwei bis drei Tage die Woche Mitarbeiter zur Verfügung, in Nymphenburg gilt dies am Romanplatz (Arnulfstraße 293), im Westen am Waldfriedhof in Sendling-Westpark (Fürstenrieder Straße 239) und im Ladenzentrum Blumenau in Hadern (Blumenauer Straße 2).

Derzeit betreibt die Sparkasse noch 75 Filialen in der Stadt. In zwölf Außenstellen stehen bald aber nur noch Geldautomaten, vielleicht auch Kontoauszug-Drucker, fünf weitere werden gänzlich aufgegeben - eine im Zentrum, vier am Stadtrand: die Filialen im Lehel (Wagmüllerstraße 19), Hartmannshofen (Allacher Straße 98), Am Hart (Ingolstädter Straße 101), im östlichen Haidhausen (Leuchtenbergring 5) und in Neuperlach-Süd (Oskar-Maria-Graf-Ring 26). Die nächste Sparkasse mit Mitarbeitern aus Fleisch und Blut ist jeweils etwa einen Kilometer entfernt.

Sie wird künftig ersatzlos von der Liste der Außenstellen gestrichen: die Filiale am Leuchtenbergring, im östlichen Haidhausen. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Damit streicht die Sparkasse ihr Filialnetz zum zweiten Mal nach 2013 zusammen. Damals schloss sie neun von 89 Außenstellen, in den Jahren seitdem fielen fünf weitere Standorte weg oder wurden in sogenannte SB-Einheiten umgewandelt, also Selbstbedienungspunkte mit Geldautomat, manchmal auch mit Kontoauszugsdrucker. Dazu gehörten die Außenstellen am Bonner Platz in Schwabing-West und an der Führichstraße in Ramersdorf.

Die zwölf Filialen, die mit der Umstrukturierung 2018 zu SB-Standorten werden, liegen größtenteils in den äußerem Stadtbezirken, im Norden in der Fasanerie (Gustav-Schiefer-Straße 5), im Harthof (Weyprechtstraße 86) und in Freimann (St.-Nikolaus-Platz 5). Im Osten werden die Mitarbeiter aus Ramersdorf (Bad Schachener Straße 2b) und Bogenhausen (Bülowstraße 9 am Herkomerplatz) abgezogen. Im Südwesten trifft es die Filialen in Obersendling (Reismühlenstraße 1), Thalkirchen (Pognerstraße 36) und der Parkstadt Solln (Stockmannstraße 47). In der Innenstadt ersetzen Geldautomaten die Filialen im Glockenbachviertel (Müllerstraße 27-29), an der Bayerstraße 69, der Lothstraße 1 in Neuhausen und der Implerstraße 45 in Sendling.

Parallel zum Rückzug aus vielen Vierteln konzentriert die Sparkasse ihre Angebote an zentralen Standorten. Schon vor zweieinhalb Jahren hat sie acht sogenannte Beratungscenter eingerichtet, in denen sie umfassende Betreuung für Privat- und Firmenkunden anbietet - eine Art Filiale erster Klasse. Zusätzlich bekommen jetzt neun herkömmliche Außenstellen diesen Status, der mit durchgehenden Öffnungszeiten einhergeht: Mittags zwischen 12.30 und 13.30 Uhr wird nicht mehr zugesperrt. Beratungscenter sind künftig die Standorte München Nord (Schleißheimer Straße 504), Ost (Truderinger Straße 301), Süd (Boschetsrieder Straße 100) und West (Landsberger Straße 488) sowie die Außenstellen Sendlinger-Tor-Platz 6a im Zentrum, Neuhausen (Winthirstraße 2), Allach (Von-Kahr-Straße 60), Schwabing West (Hohenzollernstraße 55) und Bogenhausen (Ostpreußenstraße 29a).

Hinzu kommt eine sogenannte Direkt-Filiale, also ein neu gestaltetes Call Center, das montags bis freitags von 8 bis 20 Uhr telefonische Betreuung bietet, auch ohne Termin. 50 Mitarbeiter sollen dort "im Endausbau", tätig sein, sagt Sprecher Fröhler. Er betont, dass das Filialnetz der Sparkasse auch nach der Zentralisierung "mit Abstand" das dichteste der Stadt bleibt. Gerade für Senioren und Behinderte sei die Direkt-Filiale sehr praktisch, wo man "ganz unkompliziert anrufen und sein Anliegen auf den Weg bringen kann".

Sie bleibt, aber für die Kunden heißt es dann nach der Umstrukturierung nur noch Selbstbedienung am Automaten: die Filiale an der Implerstraße. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Willi Eichhorn vom Seniorenbeirat Allach-Untermenzing sieht das in einer ersten Reaktion allerdings völlig anders: Für die Münchner Senioren, "die meist treuesten Kunden", seien die Schließungen "auf keinen Fall akzeptabel". Gerade "die derzeit gut funktionierende Filiale an der Mannertstraße" dürfe "auf keinen Fall" betroffen sein, fordert Eichhorn. Doch da hat die Sparkasse schon anders entschieden: Die Außenstelle in der Gerberau ist einer der zehn Standorte, die von März an nur noch zwei- bis dreimal die Woche öffnen.

Dass in Berg am Laim die Filiale an der St.-Veit-Straße zum Teilzeitangebot werden solle, verwundert den Bezirksausschuss-Vorsitzenden Robert Kulzer (SPD): "Die haben doch gerade die Filiale modernisiert." Der Sozialausschuss-Sprecher des Gremiums, Anton Spitlbauer (CSU), erklärt, man müsse wohl froh sein, dass die Filiale nicht ganz verschwinde. In der Gegend gebe es viele Sozialwohnungen und es sei stark nachverdichtet worden, da bestehe doch sicher auch ein großer Bedarf, zumal der Weg zur nächstgelegenen Filiale an der Baumkirchner Straße weit sei.

Doch genau wie damals bei der viel kritisierten Schließung der Filiale an der Schlüsselbergstraße gelte: "Wir werden da leider nicht gefragt. Dass der Oberbürgermeister Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtsparkasse ist, bedeutet nicht, dass die Bezirksausschüsse ein Mitspracherecht haben." Wenn die Filiale an der Baumkirchner Straße bei der nächsten Sparrunde auch noch schließe, so Spitlbauer, "dann haben sie jedenfalls mich als Kunden verloren".

© SZ vom 02.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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