Kulturtipp:Der Golem erwacht

Orgel-Improvisationen zum Stummfilm-Klassiker

Von Jutta Czeguhn, Pasing

Lyda Salmonova und Paul Wegener in "Der Golem" aus dem Jahr 1914. (Foto: Scherl/oh)

Es ist, wie der Filmkritiker Michael Alten geschrieben hat: Manchmal kann ein einziger, winziger Moment einen Film für allezeit unvergessen machen. Im Stummfilm "Der Golem, wie er in die Welt kam" aus dem Jahr 1920 passiert dieses Wunder, als Rabbi Löw an dem fünfzackigen Stern dreht, den er seiner Kreatur in die Brust gesetzt hat. Dann erwacht das steinerne Gesicht mit den hohen Wangenknochen von Paul Wegener unter einer vermutlich schrecklich dicken Schicht Theaterkleister zum Leben. Die schmalen Augen seines Golem beginnen zu flattern. Und man weiß, es wird kein gutes Ende nehmen mit diesem Homunkulus, der die Prager Juden retten soll.

Freude am Improvisieren: Mathias Rehfeldt. (Foto: Carmen Joy Effa/oh)

Diese Schauspielkunst und die oft surreal anmutende Bildästhetik faszinierten auch Mathias Rehfeldt. Der 30-jährige Kirchenmusiker und Komponist wird am Freitag, 5. Mai, 20 Uhr, in der Pfarrkirche St. Willibald, Agnes-Bernauer-Straße 181, den Stummfilmklassiker mit live improvisierter Musik untermalen. Zur Verfügung stehen ihn dabei für die 87 Minuten Spieldauer die 2983 Pfeifen beziehungsweise 41 Register der Alfred-Führer-Orgel. "Das Improvisieren zu derartigen Meisterwerken, sich den musikalisch und filmischen Moment hinzugeben und die Handlung mit zu erzählen, bedeutet für mich eine musikalische Freiheit und unglaubliche Freude, die ich nur zu gerne mit dem Publikum teilen möchte." Mathias Rehfeldt stammt aus Tübingen. Er hat neben Kirchenmusik auch Filmkomposition an der Hochschule für Musik und Theater in München studiert. Er versteht er sich als Crossover-Künstler mit der selbst gestellten Aufgabe, die Welt der klassischen (Orgel-)Musik mit modernen Elementen aus der elektronischen Musik zu verbinden.

Der Eintritt zum Stummfilm-Konzert ist frei.

© SZ vom 04.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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