CSU:Kristina Franks Vorstellungsgespräch im Hofbräuhaus

Lesezeit: 2 min

Die 37-Jährige nutzt das Schwabinger Fischessen, um sich bekannter zu machen. Denn viele Christsoziale kennen ihre OB-Kandidatin noch gar nicht so gut.

Von Dominik Hutter, München

"Wow!" Kristina Frank tritt ans Mikrofon und wirft einen Blick in den großen Saal des Hofbräuhauses, in dem mehrere hundert Menschen an langen Tischen sitzen. Sie trägt ein Dirndl, und dieses Kleidungsstück demonstriert gemeinsam mit ihrem Ausruf das Spektrum, das die designierte OB-Kandidatin der CSU abdecken will: fortschrittlich und konservativ zugleich, heimatnah und doch weltgewandt. Fröhlich-feminin, aber altväterlichen Bräuchen nicht abgeneigt. Es ist eine Art Vorstellungsgespräch vor großer Kulisse. Das Schwabinger Fischessen im Hofbräuhaus zählt zu den bedeutendsten CSU-Veranstaltungen im Jahreszyklus. Und viele Christsoziale kennen ihre Kandidatin noch gar nicht so gut, sie soll erst im Juli offiziell auf den Thron gehoben werden.

Ein Vorstellungsgespräch beginnt man artig, und so lobt Münchens Kommunalreferentin Veranstaltung und Besucher, "das ist für mich ein ganz toller Moment". Um dann zu berichten, dass sie ein waschechtes Münchner Kindl ist, geboren nahe der Theresienwiese, ihr Referendariat unter anderem in Jakarta und Sydney absolviert hat, aber doch überzeugt ist, dass es auf der ganzen Welt keinen schöneren Ort gibt als München. Internationale Erfahrung, aber ganz auf München fixiert: Das klingt wie das Parade-Rezept für das höchste Amt einer Millionenstadt.

Serie: Frauen machen Politik
:"Frauen setzen mehr auf Konsens"

Bisher haben Männer München regiert. Kristina Frank von der CSU könnte das bei der OB-Wahl 2020 ändern. Was ist ihre Vision von München?

Protokoll von Heiner Effern

Frank schlägt sich wacker unter der riesigen Gewölbedecke, die die trotz des Fisch-Mottos dem Fleische nicht abgeneigten Zuhörer ganz klein aussehen lässt. Auch ein bisschen was Privates ist dabei. Dass sie ihren Mann schon im Firmunterricht kennengelernt hat und dass sie mit so vielen Ecken Münchens eigene Erinnerungen verbindet: an den ersten Kuss, den ersten Job, die erste Fahrstunde. Söhnchen Ferdinand ist "natürlich der zuckersüßeste Zweijährige der Welt". Kristina Frank sagt es augenzwinkernd. Und demonstriert so bei allem Karrierebewusstsein den Stolz, den man gemeinhin von Familienmenschen erwartet.

Die 37-Jährige muss sich vermutlich nicht einmal verstellen, wenn sie versucht, diese beiden Pole in Einklang zu bringen. Vor ihrer Rathauskarriere war sie Richterin am Landgericht, und nach ihrer Wahl 2014 hat sie einen kommunalpolitischen Blitzaufstieg hingelegt. Stadträtin, stellvertretende Fraktionsvorsitzende, Kommunalreferentin, und jetzt eben Kandidatin für das Amt der Oberbürgermeisterin. Um sich "in noch viel, viel mehr Bereichen" zu engagieren, als es ihr jetziges Amt möglich macht.

Frank hat ihr Amt erst im Spätsommer angetreten. Mit fulminanten Aktionen, die bei kritischen Beobachtern stets etwas unter Aktionismusverdacht stehen: Yoga auf dem Behördendach oder der Wettbewerb, einen neuen Namen fürs Kommunalreferat zu finden. In Stadtratssitzungen wirkt Frank souverän und gut vorbereitet. Wie sie auch auf der Bühne im Hofbräuhaus nach außen keine Nervosität durchblicken lässt.

Viktualienmarkt
:Streit über Biertrinker eskaliert im Stadtrat

Gefährliche Drohungen oder alles nur Panikmache? Mit knapper Mehrheit lehnt der Kommunalausschuss ein schärferes Vorgehen gegen die "Brunnenfreunde" vom Liesl-Karlstadt-Brunnen ab.

Von Heiner Effern

Dass sie gerade im Rathaus eine politische Niederlage einfahren musste, nutzt sie in ihrer Rede für den Wechsel in die Abteilung Attacke. Es sei schon verwunderlich, dass SPD und Grüne "für pöbelnde Brunnentrinker am Viktualienmarkt stimmen und nicht für die Händler". Die Kommunalreferentin hatte gegen eine Gruppe hartnäckig Bierseliger vorgehen wollen - erst eigenmächtig, und als sie von Oberbürgermeister Dieter Reiter zurückgepfiffen wurde, eben über den Stadtrat. Das ging schief, zumindest aus ihrer Sicht. Das rot-schwarze Rathausbündnis stimmte nicht als Bündnis ab.

Offenkundig regierten da nicht "Herz und Verstand, sondern Parteibuch und Missgunst", ätzt Frank im Hofbräuhaus. Aber OB Reiter sei ja ohnehin nicht zu beneiden. Mit drei Frauen im Nacken - der CSU-Kandidatin, der Kandidatin der Grünen und dann noch der alten Dame SPD. Aus dieser Zwickmühle könne man ihn doch befreien, schlägt Frank vor, schon ganz wahlkämpferisch. In dem man ihn 2020 von seinen Aufgaben entbinde. Ohnehin sei die CSU seit 2014 damit beschäftigt, den "Saustall" aufzuräumen, den Rot-Grün hinterlassen habe. Es sei von den Grünen ein "bissl frech", immer wieder Versäumnisse zu kritisieren, "die sie selbst von 1990 bis 2014 verursacht haben".

Frank beendet ihre Rede passend zu dem Ausruf, mit dem sie begonnen hat. "Ich freue mich, wenn wir alle gemeinsam das Ding rocken", ruft sie. "Los geht's!"

© SZ vom 11.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Europawahl
:"Die Guten müssen endlich aufstehen gegen diese Leute"

Beim Wahlkampfauftakt der Münchner SPD warnt Spitzenpolitiker Martin Schulz in einer leidenschaftlichen Rede vor Nationalismus. Die Echardinger Einkehr in Berg am Laim ist restlos überfüllt.

Von Wolfgang Görl

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: