Konzertsaal-Debatte:CSU-Abgeordnete folgen Seehofers Umbauplänen

Lesezeit: 2 min

  • Die CSU-Landtagsfraktion stimmt für Seehofers Vorhaben, die Philharmonie im Gasteig großflächig umzubauen.
  • Der Plan kommt deutlich billiger als ein Neubau: Auf den Freistaat würden nur Kosten in der Größenordnung von etwa 50 Millionen Euro zukommen.
  • In der Fraktion gibt es Gedankenspiele, ob das Areal des Deutschen Museums als Übergangsstandort während der Bauzeit am Gasteig dienen könnte.

Von Frank Müller, Martina Scherf, München

Ministerpräsident Horst Seehofer hat mit seinem Konzertsaal-Plan im Münchner Gasteig die erste Hürde genommen: Nach einer zweistündigen Debatte hinter verschlossenen Türen votierte die CSU-Landtagsfraktion am Mittwoch für das Vorhaben, die Philharmonie im Gasteig großflächig umzubauen. Das hatte Seehofer zuvor mit Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) ausgehandelt. Trotz eines Proteststurms aus der Kulturszene sicherte Seehofer Reiter am Telefon noch einmal zu, er stehe zu dem Einstieg des Staates bei dem städtischen Projekt.

Die Fraktion stellte sich am Ende sogar einstimmig hinter Seehofer. Größeren Widerstand der ländlichen Abgeordneten gab es offenbar nicht. Dazu trug wohl auch eine Zahl bei: Auf den Freistaat würden nur Kosten in der Größenordnung von etwa 50 Millionen Euro zukommen, hieß es. Für einen eigenen staatlichen Saal war zuvor mit einer dreistelligen Summe kalkuliert worden.

Nun gibt es offenbar schon weitergehende Wünsche. Der Münchner CSU-Mann Markus Blume wurde mit der Einschätzung zitiert, eine Sanierung des Gasteigs könne nur eine Zwischenlösung sein. Man müsse sich das Areal des Deutschen Museums noch einmal ansehen. In der Fraktion gibt es Gedankenspiele, ob dieses auch als Übergangsstandort während der Bauzeit am Gasteig dienen könnte.

Seehofer enttäuscht über BR-Intendanten

Seehofer selbst berichtete laut Teilnehmern, der Kongresssaal dort drohe wegen Geldmangels beim Deutschen Museum noch zehn bis 15 Jahre leer zu stehen. Das Areal war ursprünglich als Konzertsaal-Standort in der Planung gewesen. Dass die Umbaupause den Orchestern schaden könne, wies Seehofer sichtlich genervt zurück. Seehofer zeigte sich auch enttäuscht von BR-Intendant Ulrich Wilhelm, der ihn bei der bisherigen Standortsuche "völlig allein gelassen" habe. Teilnehmer der Fraktionssitzung äußerten sich ähnlich.

Konzertsaal-Debatte in München
:Klassik ist modern

Horst Seehofer und Dieter Reiter sind sich einig: München braucht keinen neuen Konzertsaal - weil das Klassikpublikum immer weniger wird und das Interesse an Konzerten nachlässt. Doch das stimmt nicht.

Von Rita Argauer und Susanne Hermanski

Im Kulturausschuss des Landtags sorgte die Geheimdiplomatie zwischen Seehofer und Reiter für erheblichen Ärger. Mehrere Abgeordnete äußerten ihren Unmut darüber, dass die politische Entscheidung gegen einen Neubau und für den Umbau des Gasteigs getroffen werde, ohne dass Kosten oder Pläne vorgelegt worden seien. "Jahrelang hieß es von der Staatsregierung: München bekommt einen neuen Konzertsaal", zitierte Sepp Dürr (Grüne) frühere Aussagen Seehofers, "und jetzt wird das Gegenteil verfolgt, ohne irgendwelche verlässlichen Aussagen, wie das zu realisieren ist".

"Noch nie da gewesene Chance"

"Das passt in die Reihe gebrochener Versprechen des Ministerpräsidenten", sagte Michael Piazolo (Freie Wähler). Lediglich Isabell Zacharias (SPD) fand die Idee positiv: "Wir zahlen 70 Millionen Leasing-Gebühren im Gasteig und die Sanierung hätte sowieso angestanden".

Konzerthaus in München
:Öffnet den musikalischen Horizont

Kultur darf nicht der politischen Harmonie geopfert werden. Doch der Freistaat Bayern und die Stadt München haben mit ihrer Entscheidung zur Sanierung des Gasteigs genau dies getan. München braucht ein neues und kein renoviertes Konzerthaus.

Ein Kommentar von Andrian Kreye

Kunstminister Ludwig Spaenle (CSU) nahm den Unmut mit stoischer Miene entgegen. Er habe die Konzertsaaldebatte lediglich geerbt. "Die Aufgabe des Kunstministers ist es, Alternativen vorzubereiten, die Entscheidung ist dann eine politische", sagte Spaenle. Der Gasteig-Umbau sei die "noch nie da gewesene Chance", dass Staat und Stadt zusammenarbeiten.

In der Residenz stünden beim Herkulessaal für die BR-Symphoniker bereits 800 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung, die Infrastruktur werde noch verbessert, kündigte Spaenle an. Die 1400 Quadratmeter, die der BR sich zusätzlich wünscht, seien im Gasteig realisierbar. Dafür müsse die Hochschule für Musik und Theater dauerhaft ausziehen.

© SZ vom 05.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: