Konzert:Fan-Musik

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Sie behaupten, die heißeste AC/DC-Band seit AC/DC zu sein. Vielleicht sind sie sogar noch besser: Over/Dose. (Foto: Walter Korn)

"Over/Dose" covern seit 20 Jahren die Songs von "AC/DC" - mit Erfolg. Im Backstage spielt die Rockband nun ein Konzert zu Ehren des verstorbenen Sängers Bon Scott

Von Dirk Wagner

Ob der AC/DC-Sänger Bon Scott nach der 1979er "Highway To Hell"-Tournee wirklich aussteigen wollte, wie Jesse Fink in der Biografie "Der letzte Highway. Die unerzählte Geschichte von Bon Scott und AC/DC" behauptet, sei dahin gestellt. Schließlich war den Australiern gerade erst der internationale Durchbruch gelungen. Zudem hatte Scott nach anderen Angaben bereits an Songs für das Nachfolge-Album mitgewirkt, als er am 19. Februar 1980 nach durchzechter Nacht in London an seinem Erbrochenen erstickte. Selbstverständlich gibt es dazu gleich mehrere Versionen. Während die einen es Scotts Trunksucht anlasten, dass er nur 33 Jahre alt wurde, vermuten andere, es sei auch Heroin im Spiel gewesen. Wieder andere finden, man hätte ihn nicht im Auto liegen lassen sollen. Schließlich galten schon damals die Februarnächte in London als nicht gerade flauschig warm.

Eigentlich hätte jener 19. Februar auch das Ende von AC/DC sein können. Doch die Brüder Young, die die Band auch ohne Scott gegründet hatten, entschlossen sich, weiter zu machen. Schnell fanden sie in Brian Johnson einen neuen Sänger, der bereits im April desselben Jahres das im Juli dann erschienene AC/DC-Album "Back In Black" einsang. Trotz des weiteren Erfolgs der Band spürte Johnson allerdings noch Jahrzehnte später: Die Fans lieben nach wie vor Bon Scott.

So jedenfalls habe er es ihr erzählt, sagt die Münchner Sängerin Claudia Cane, die 2001 im Vorprogramm von AC/DC auftrat. Unter anderem im Münchner Olympiastadion, wo ihr bis dato Club-erfahrener Bassist Holger Schulten von der Größe der Bühne ebenso beeindruckt war wie vom dortigen Sound. "Es ist Wahnsinn, was da aus den Lautsprechern raus kommt. Wenn du dann davor stehst, flattert dir alles", erinnert er sich. Während Cane im Vorfeld ihrer Auftritte die Gelegenheit nutzte, für Fotos mit den AC/DC-Musikern zu posieren, die später das Booklet ihres AC/DC-Tribute-Albums "CC/DC" zierten, hielt sich der größere Fan von beiden, nämlich Schulten, bescheiden zurück: "Für mich war es schon Ehre genug, den Support für AC/DC zu spielen", sagt der Mann, der schon ein Jahr zuvor, im Jahr 2000, die AC/DC-Coverband Over/Dose gegründet hatte. "Die heißeste AC/DC-Band seit AC/DC", behauptet diese vollmundig von sich selbst. Wer sie allerdings live erleben durfte, weiß, dass sie es tatsächlich schafft, auch ohne optische Annäherungen den Vorbildern in deren besten Momenten zu gleichen. Und wer das Pech hatte, die originalen AC/DC auf ihrer letzten sehr altersschwachen Tour erlebt zu haben, ahnt bereits: So wären sie als Vorgruppe für Over/Dose allemal ausgepfiffen worden. Zumal sich Over/Dose nun für ein Konzert zu Ehren von Bon Scott an diesem Freitag im Backstage auf das Frühwerk der Rockikonen beschränkt, darf man bereits deren Slogan erneuern: "Die heißeste AC/DC-Band einschließlich AC/DC."

Immerhin erfuhr Over/Dose schon in ihren frühen Jahren eine merkwürdige Adelung. 2003 meldete sich bei ihnen nämlich ein Dave Evans, der noch vor Scott der erste AC/DC-Sänger war. Davon zeugt noch die 1974 erschienene Single "Can I Sit Next To You, Girl?". Kurz danach flog er aber bei AC/DC raus und wurde seitdem verschwiegen. Entsprechend feierte die Band ihr 30-jähriges Bestehen erst ein Jahr nach der Zeitrechnung von Evans, der das Jubiläum ein Jahr früher mit einer Tournee ausschlachtete. Begleitet wurde er dabei von anderen Bands, etwa von Over/Dose. Dabei ist deren Sänger Wolfgang Eisenmann mit seiner stimmlichen Nähe zu Bon Scott deutlich besser. Das wird auch das Tribute-Konzert am Freitag beweisen, das zugleich das 20-jährige Bestehen von Over/Dose feiert. Zusammen mit Gästen wie Claudia Cane, Stefan Erz und anderen verkünden auch sie dann ganz im Sinne von AC/DC die erweiterte Schöpfungsgeschichte: Es werde Rock!

Over/Dose , Freitag, 21. Februar, 20 Uhr, Backstage-Halle

© SZ vom 19.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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