Fahrkarten-Kontrolleure:"Komische Gestalten"

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  • Immer mehr Fahrgäste melden sich bei der Bahn, weil sie vermuten, dass falsche Kontrolleure unterwegs sind.
  • Die Kontrolleure tragen nicht mehr ausschließlich Uniform in den öffentlichen Verkehrsmitteln.
  • Das ist Taktik: Die Fahrkartenprüfer in Zivil sollen schwieriger zu erkennen sein, damit Schwarzfahrer nicht sofort Reißaus nehmen.
  • Es gibt drei Merkmale, an denen "echte" Kontrolleure zu erkennen sind.

Von Marco Völklein, München

Sonja K. ist regelmäßig mit der S-Bahn unterwegs. Und sie wird, zumindest ist das ihr Eindruck in letzter Zeit, oft kontrolliert von den Mitarbeitern der Deutschen Bahn. Neulich aber sind ihr ein paar "komische Gestalten" aufgefallen, wie sie sagt. "Abgewetzte Kleidung" hätten die getragen. Und den Kontrolleursausweis hätten sie verdeckt am Gürtel platziert, halb verborgen unter dem Pullover. Sonja K. fragt sich: "Sind da vielleicht falsche Kontrolleure unterwegs?" Also Betrüger, die sich die 40 Euro Strafgebühr in die eigene Tasche stecken? Gibt es sogar eine ganze Bande?

In der DB-Zentrale in München kennt man solche Fragen mittlerweile. Dort gehen derzeit "vermehrt Hinweise und Nachfragen ein zum Erscheinungsbild oder Verhalten von Kontrolleuren", sagt ein Bahnsprecher. Denn vor Monaten hat der Konzern sein "Kontrollkonzept" in den S-Bahnen geändert. Früher schickte er vor allem Prüfer in die Waggons, die in ihrer blauen Dienstkleidung und mit DB-Signet am Revers schon von Weitem zu erkennen waren. Viele Schwarzfahrer hätten dann Reißaus genommen, sich so "der Kontrolle entzogen", wie der Sprecher sagt. Deshalb seien jetzt "vermehrt Prüfer ohne Dienstkleidung" im Einsatz.

Wie sich die Prüfer den Fahrgästen anpassen sollen

Mehr noch: "Damit die Prüfer nicht so leicht als Amtsperson zu erkennen sind, tragen sie nicht nur Zivilkleidung, sondern passen sich auch sonst der bunten Mischung unserer Fahrgäste an", erklärt der Sprecher weiter. "So gibt es auch Prüfer mit Migrationshintergrund, zerschlissener Kleidung oder Tattoos." Eine private Sicherheitsfirma stelle diese Kontrolleure. Daneben setzt die Bahn auch eigenes, meist uniformiertes Kontrollpersonal ein. Auch die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), die für Busse, U- und Trambahnen zuständig ist, schickt Kontrolleure los - in Zivil wie in Uniform.

So mancher Fahrgast kommt da durcheinander. So gehen bei der Bundespolizei immer mal wieder Meldungen wegen vermeintlicher Betrüger ein. "Das ist für uns nichts Neues", sagt ein Sprecher. Aktuell lägen den Beamten aber keine Erkenntnisse vor, schon gar nicht über eine Betrügerbande. Um mögliche Trickser von echten Kontrolleuren zu unterscheiden, sollten Fahrgäste auf drei Punkte achten, rät die Bahn:

So besitzen echte Prüfer einen Ausweis mit Foto, Hologramm und einer Prüfernummer. Sie haben ein mobiles Terminal dabei. Und sie "bestehen nicht auf Zahlung mit Bargeld", so der Konzernsprecher. Wer ohne gültigen Fahrschein erwischt wird, hat die Wahl: Er kann bar zahlen oder sich eine "Fahrpreis-Nacherhebung" ausstellen lassen, die er später begleicht. In jedem Fall aber erhalte er eine Quittung, sagt der Bahnsprecher. Ein Papier, das Betrüger wohl nicht ausstellen.

© SZ vom 24.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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