"Ihr werds aber gscheid noß", ruft ein Mann in Lederhose und mächtigem Bart den Securitymitarbeitern am Eingang zum Zentralen Landwirtschaftsfest zu. Die fünf hoch gewachsenen Männer bewachen den Zugang. Regen tropft auf ihre Haare und rinnt langsam die Stirn herunter. Der Andrang am Tor 3 hält sich am Vormittag noch in Grenzen. Wer ein Ticket für 14,50 Euro gekauft hat, kommt hier in wenigen Sekunden aufs Festgelände. Karten abreißen, danke, nächster.
Nach dem Amoklauf von München und den zwei Terroranschlägen in Franken herrschen in diesem Jahr verschärfte Sicherheitsvorkehrungen für das Oktoberfest und das Landwirtschaftsfest. Am Vormittag laufen die Kontrollen an den Zugängen zur Theresienwiese reibungslos und zügig. Nur selten bilden sich längere Schlangen. Am Eingang für die Besucher mit Reservierungen an der westlichen Seite dauert es etwas länger, da sind manche genervt. Das sei hier wie am P1, sagt ein Besucher.
Oktoberfest:Polizeipräsident: "Der sicherste Platz ist der, auf dem man sitzt"
Hubertus Andrä erläutert vor dem Start des Oktoberfests das Einsatzkonzept der Polizei. Und berichtet, warum die Beamten nach dem Amoklauf in München neue Dienstwaffen bekommen.
Am Zaun um die Wiesn habe es bislang noch keine Probleme gegeben, erklärt indes Münchens Polizeisprecher Markus da Gloria Martins. Die Besucher hätten den gesamten Vormittag Zeit gehabt, um ruhig auf das Festgelände zu kommen. "Es gab also noch keinen Stresstest für die Einlasskontrollen."
Ob sich durch die Kontrollen das Gefühl auf der Wiesn verändert habe, will der Polizeisprecher nicht bewerten. Das sei noch viel zu früh, und das schlechte Wetter könnte das zudem verfälschen. Fragt man Wiesn-Chef Josef Schmid nach dem Unterschied, wird er einsilbig und antwortet: "Keiner." Alt-Oberbürgermeister Christian Ude, der schon viele Sicherheitsdebatten erlebt hat, stellt sich voll hinter das aktuelle Konzept. Die Kontrollen seien geboten und sie funktionierten, sagt Ude im Schottenhamel. Und auch wenn die Wiesn sehr viel leerer sei als früher: "Die, die gekommen sind, sind zum Feiern grimmig entschlossen."
Dagegen sind fast doppelt so viele Ordnungskräfte und hundert Polizeibeamte mehr als im Vorjahr im Einsatz. Nicht alle Sicherheitskräfte wirken dabei routiniert, einige nervös, aber größtenteils sind sie sehr freundlich. Trotzdem verlaufen die Personenkontrollen unterschiedlich: Leibesvisitation am Goetheplatz, scharfe Blicke am Haupteingang, Durchwinken an der Bavaria.
Die Wiesn ist nicht nur erstmals abgesperrt, es dürfen in diesem Jahr auch keine großen Taschen und Rucksäcke mitgenommen werden. Selbst die Musiker in Tracht müssen am Eingang ihr Gepäck kontrollieren lassen. Tasche auf, danke, nächster. Die Besucher geben sich entspannt, nur vereinzelt kommt es zu Diskussionen: Geht ein Kinderrucksack? Ja! Geht ein großer Umhängebeutel? Nein! Besonders wichtig im Dauerregen: Regenschirme dürfen mitgenommen werden. Und auch eine Thermoskanne mit Tee schafft den Weg aufs Festgelände.
Die meisten Besucher haben offensichtlich vom Rucksackverbot gehört und ihre größeren Taschen zuhause gelassen. Wer nicht, muss an der Gepäckabgabe anstehen - und das dauert schon mal länger. Betroffen sind meist ausländische Touristen. Immerhin gibt es Lautsprecherdurchsagen auf Englisch und Italienisch. Aber man wartet wohl in jedem Vergnügungspark länger.
Nur einen kurzen mulmigen Moment gibt es: In den Zelten wird vor dem Anstich durchgesagt, dass danach Böllerschüsse zu hören sind. Diesen Hinweis brauchte es früher nicht. Als es dann tatsächlich mehrmals laut knallt, wirkt er tatsächlich beruhigend.