Kommunalreferat:RIND oder RUM? Oder doch Referat für Müll und Gemüse?

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Die Zuständigkeiten des Kommunalreferates sind vielfältig: Der Abfallwirtschaftsbetrieb gehört ebenso dazu wie die Münchner Märkte, die städtischen Güter oder die Verwaltung der städtischen Gebäude und Grundstücke. (Foto: Stephan Rumpf (2), Robert Haas, Alessandra Schellnegger)

Müll, Märkte, Immobilienverwaltung, Stadtgüter: Um diese Aufgaben kümmert sich das Kommunalreferat. Doch weil das niemand so recht weiß, will die neue Referentin Kristina Frank ihr Amt umbenennen.

Von Dominik Hutter

Referat für Müll und Gemüse" wäre vielleicht zutreffend. Klingt nur leider ein wenig abschätzig, und es deckt bei Weitem nicht das komplette Aufgabenspektrum ab. Bürokraten könnten "Referat für Facility Management, Verkehrswertermittlung von Immobilien und kommunale Eigenbetriebe" bevorzugen - nur wirkt im Vergleich dazu der bisherige Name "Kommunalreferat" schon fast wie ein griffiger Slogan aus dem Werbefernsehen. Und fehlen würde dabei unter anderem der Verantwortungsbereich, der am besten mit "Referat für Ochsen und Vorratsflächen" umschrieben wäre. Was dann schon ziemlich nah dran ist am "RIND". Diese Abkürzung haben die Stadtgüter vorgeschlagen: "Referat für Immobilien, Nachhaltigkeit und Dasein". Markus Söder würde vermutlich Lebensreferat titeln. Aber diese Bezeichnung ist wohl verbrannt und wäre wegen ihrer Herkunft der Rathaus-SPD auch kaum vermittelbar.

Eine städtische Behörde sucht einen neuen Namen. Und zwar für sich selbst. Ausschlaggebend, so berichtet die erst seit wenigen Monaten amtierende Leiterin Kristina Frank, seien nicht zuletzt die Reaktionen von Bekannten gewesen, als sie vom neuen Job der früheren CSU-Stadträtin erfuhren. Kommunalreferentin? Was macht man da denn so? Geht es rein nach dem Begriff, kann ein Kommunalreferat in einer Kommunalverwaltung eigentlich alles sein. Wobei schon der Wortteil Referat erklärungsbedürftig ist. In anderen Städten heißt so etwas Dezernat und manchmal auch Amt. Ministerien gibt es nur auf der Landes- und Bundesebene. In München sagt man traditionell Referat, und Frank geht davon aus, dass sie zumindest diesen Namensbestandteil nicht los wird.

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Das "Kommunal" aber soll weichen. Was die Sache so schwierig macht, ist der Zwang, eine ebenso selbsterklärende wie von der Länge her akzeptable Bezeichnung zu finden. Würde man Vollständigkeit anstreben, handelte es sich um das Referat für Immobiliendienstleistungen, -service, -management und -bewertung, Abfallwirtschaftsbetrieb, Stadtgüter, Markthallen, Forstverwaltung und Geodaten-Service (das frühere Vermessungsamt). Viel zu tun also in der Zentrale am Roßmarkt, die beileibe nicht das einzige Gebäude dieser Behörde ist.

Die künftige Müll- und Gemüsereferentin (oder doch RIND-Chefin?) Frank setzt bei der Klärung der Namensfrage auf die Schwarmkreativität. Alle dürfen mittüfteln, auch wenn sie gar nicht in der Stadtverwaltung arbeiten. Frank will, dass das Kommunalreferat unter neuer Flagge bürgernäher wird. Denn niemand fühle sich einer Behörde verbunden, deren Aufgaben völlig rätselhaft sind.

Im eigenen Haus hat Frank bereits Ideen gesammelt. Das "RIND" kam dabei heraus oder auch das "RUM" (Referat für urbanes Management). Aber auch die Münchner sollen Vorschläge einschicken. Das Noch-Kommunalreferat will die drei besten Ideen von außen (wie auch die drei besten aus den eigenen Reihen) mit einem 100-Euro-Gutschein für den Hofladen des städtischen Guts Karlshof prämieren, in dem auch Frank ihr Ochsenfleisch für Weihnachten erworben hat. Einsendeschluss ist der 11. Januar (kommunalreferat@muenchen.de oder an die Adresse Roßmarkt 3). Die Vorschläge sollen dann noch durch eine Agentur verfeinert und schließlich der Stadtspitze vorgelegt werden. Frank rechnet mit überschaubaren Kosten. Allzu viele Schilder mit der Aufschrift "Kommunalreferat" gebe es nicht, und Briefköpfe werden auch in der Verwaltung längst mitausgedruckt.

Eine Premiere wäre die Neubenennung übrigens nicht. Das Referat für Bildung und Sport hieß noch vor wenigen Jahren Schulreferat, und auch bei Neuzuschnitten der Behörden ändert sich immer wieder mal die Aufschrift auf dem Briefkopf. Das Kommunalreferat trägt seinen Namen hingegen schon seit seiner Gründung 1962.

© SZ vom 21.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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