Kommentar:Konsequent geht anders

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Jedes Jahr wird aufs Neue über den Parkplatz-Schlamassel am Buga-See debattiert. Die Stadt ist daran nicht schuldlos - sie müsste endlich klar machen, wie viel Verkehr sie hier will

Von Renate Winkler-Schlang

Sommer, Sonne, Badespaß: Der karibikblaue See im Park der Messestadt ist ein Besuchermagnet - er ist schön und schön frisch, es kostet keinen Eintritt und es gibt keinen Bademeister, der die Gäste rausschmeißt, wenn es am schönsten ist.

Und es gibt viele Gründe, warum es dort keine ausgedehnten Parkplätze gibt. Weil zu einem gemütlichen Ausflug eine kleine Radtour gehört, weil die Messestadt als ökologischer Stadtteil geplant ist, weil der See zwischen dem U-Bahnhof Messestadt Ost und dem S-Bahnhof Gronsdorf liegt, weil die Idee für einen See erst relativ spät in die Planungen für das neue Stadtviertel aufgenommen wurde. Viele gute Gründe.

Man kann es natürlich auch anders sehen und bequeme Erreichbarkeit mit dem Auto für familiengerecht, behindertenfreundlich oder einfach nur für realistisch halten. Wie auch immer - merkwürdig bleibt, dass alle immer aufs Neue völlig überrascht sind vom Parksuchverkehr, der die Anlieger nervt. Dabei ist es doch in jedem Sommer das selbe Spiel. Und das ist der Inkonsequenz geschuldet: Entweder muss die Stadt endlich wirklich alle möglichen Parkflächen aktivieren bis hin zur Schul-Tiefgarage. Oder man muss das Gewässer lautstark und öffentlich als "den autofreien U-Bahn-See" bewerben - und nicht einfach nur auf den Herbst warten.

Noch viel bemerkenswerter ist die Aussage des Grünen-Politikers Herbert Danner, der See müsse nicht mit Parkplätzen attraktiver gemacht werden, da er ohnehin am Rand seiner Kapazität sei. Mit letzterem hat Danner nämlich Recht. Und das sollte ebenfalls Konsequenzen haben: München wächst und wächst - und hat nun auch kapiert, dass unerlässliche Infrastruktur, also Kitas und Schulen und sogar Schulschwimmbecken mitwachsen müssen.

Doch damit ist es nicht getan: Mehr Bürger brauchen auch noch mehr Freizeit- und Sportmöglichkeiten in ihrer Nähe. Noch ein See, ein Thermalbad für den Münchner Osten vielleicht? Solche Ideen muss man umsetzen, solange noch irgendwo Platz ist. Sonst fahren alle unentwegt mit dem Auto - und noch viel weiter als nur zum Buga-See. Das kann keiner wollen.

© SZ vom 18.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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